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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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legte ebenfalls seine Arme um sie, weil sein Gefühl ihm sagte, dass sie Trost brauchte. Trost, Zärtlichkeit und gleichzeitig Ermutigung.
    Sie, die immer so stark zu sein schien, die kaum einmal die Beherrschung und erst recht nicht die Nerven verlor, war aus irgendeinem Grund seit jeher überzeugt davon, alle Probleme alleine lösen zu können. In diesem Augenblick jedoch brauchte sie plötzlich Roberts Stärke und Gelassenheit.
    „Es wird alles gut werden, mein Liebes“, murmelte er nach einer Weile der Stille zwischen ihnen und stellte gleichzeitig erschrocken fest, dass Sarah schon die ganze Zeit still vor sich hin weinte. Ihre Tränen nässten seine Haut dort, wo sie ihr Gesicht gegen seine Schulter legte – der Platz, den sie von Anfang an geliebt und sich zu Eigen gemacht hatte.
    Es war immer so gewesen, als könne sie an Roberts Schulter alles vergessen, was sie quälte.
    „War es so schlimm?“ fragte er bestürzt. „Ich hatte keine Ahnung, dass es dich so belasten würde. Dann hätte ich dich nie gebeten, zu Julian zu fahren und mit ihm über diese Sache zu reden. Hat er sich dazu geäußert?“
    „Er hat´s zumindest versucht“, antwortete Sarah, um Fassung bemüht, jedoch noch immer nicht fähig, ihre Tränen – die sie schon viel zu lange einer eisernen Beherrschung geopfert hatte – zurück zu drängen.
    Sie wischte sich schließlich mit dem Zipfel der Bettdecke über die Augen, dann brachte sie endlich die Kraft auf, das in Worte zu fassen, was auf ihr lastete.
    „Diese Sache“, sie musste einmal schwer schlucken, um fortfahren zu können, „war ein Kind, Robert. Ein Kind in der siebten Schwangerschaftswoche. Es war ein Mensch, den Jessica verloren hat, man konnte es auf den Ultraschallbildern erkennen, es war ein kleines Mädchen, und ich… also, ich war darauf nicht gefasst, aber diese Vorstellung bringt mich beinahe um…“
    Erneut brach sie in Tränen aus.
    Robert schwieg. Doch seine Zärtlichkeit, seine Fürsorge für Sarah wuchsen gleichzeitig. Er erinnerte sich nicht, jemals soviel Verständnis und gleichzeitig Liebe für sie empfunden zu haben – eine ganz neue, ganz andere Liebe als bisher.
    Er liebte sie plötzlich wie ein Vater sein Kind, ein Bruder seinen Bruder, ein Freund den Freund liebt.
    Und zum ersten Mal in seinem Leben begriff er, dass Sarah alles für ihn war, so, wie er alles für sie war. Sie war sein Leben. Wenn er sie jemals verlor – ein Gedanke, der ihn frösteln ließ – würde er auch sich selbst verlieren. Und tot sein, selbst, wenn er den Verlust überlebte.
    Sie hatte ihren Kopf in seine Armbeuge gelegt, war nun ganz still, sagte nichts, ihre Tränen waren versiegt.
    Und so, ihre Hand in seinem Nacken, ihr Körper neben ihm, so stumm, so stark und gleichzeitig zutiefst verwundet, viel verletzlicher, empfindsamer, als eine Frau jemals sein konnte, musste Robert sich endlich die Frage stellen, wann er ihr die Wahrheit sagen wollte.
    Über sich und Kitty Cornelius.
    Bis jetzt hatte Sarah nichts gesagt und nichts gefragt, sondern sich damit begnügt, was Robert ihr gab. War zufrieden gewesen mit innerer und äußerer Sicherheit, mit körperlicher Erfüllung, während er von ihr genommen, immerzu genommen hatte. Von ihrer Stärke und ihrem Verständnis, ihrer Leidenschaft genauso wie von ihrer Rücksicht und Geduld.
    Nun aber war es für ihn an der Zeit, endlich auch zu geben.
    Auf einmal war in ihm nichts sonst als eine große Klarheit, gerade so, als säße er still unter einem Baum, nachdem er eine Erleuchtung gehabt hatte.
    Er würde mit Sarah über Kitty reden und er glaubte zu wissen, welchen Verlauf dieses Gespräch nehmen würde.
    Und während er anfing, darüber zu grübeln, wie er den ersten, entscheidenden Satz anfangen sollte, regte sich plötzlich Sarah in seinem Arm, um – schon halb im Schlaf – zu fragen:
    „Weißt du, was ich immer noch nicht verstanden habe?“
    „N-nein“, erwiderte Robert zögerlich, weil er keine Ahnung hatte, was da auf ihn zukam.
    „Dieser Mann auf der Hotelterrasse in Berlin, als wir beim Frühstück saßen… Wer war das eigentlich?“
    Robert schämte sich ein bisschen für die Erleichterung, die ihn durchflutete, denn die Antwort auf diese Frage fiel ihm leicht.
    „Ach ja… Ich vergaß, dir zu erklären… Das war Albert Böhm. Mein früherer Buchhalter. Tüchtig und absolut loyal. Hat mir damals sehr leid getan, ihn gehen lassen zu müssen.“
    Sarah schwieg einen Moment lang. Dann, auf einmal ganz wach

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