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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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und mit veränderter Stimme: „Er nannte mich Kitty. Wieso?“
    Robert wich ihrem Blick nicht aus, denn auch das, was er jetzt sagte, war die Wahrheit, nichts als die Wahrheit, für die er sich nicht schämen musste. Dennoch klang seine Stimme etwas angestrengt, als er Sarah erklärte:
    „Albert und ich sind uns mal auf dem Rostocker Bahnhof zufällig über den Weg gelaufen. Zu dem Zeitpunkt war ich gerade so wütend, dass ich ihn erst gar nicht erkannte.“
    „Was war passiert?“
    „Ich hatte festgestellt, dass Pauls Tochter mir die falschen Unterlagen mitgegeben hatte. Ich war auf dem Weg zu einem Objekt in der Rostocker Altstadt, aber die Papiere, die Kitty zusammengestellt hatte, betrafen irgendeine marode Weberei in Erfurt.“
    „Hm“, machte Sarah lediglich.
    „Ich hätte das Mädchen erwürgen können“, grollte Robert, noch nachträglich verärgert. „Also habe ich angerufen und ihr einige nicht sehr freundliche Dinge gesagt und sie umgehend mit den richtigen Unterlagen zum Bahnhof zitiert…“ Er schwieg sekundenlang, um dann zuzugeben: „Ich glaube, ich war ziemlich laut am Telefon. Albert stand die ganze Zeit dabei und hörte natürlich alles mit.“
    Plötzlich lachte er leise. „Er musste dann auch los, hätte aber beinahe noch seinen Zug versäumt.“
    Sarahs Blick verlor sich in der Dunkelheit des Raumes. „Ich nehme an, Kitty kam noch rechtzeitig mit den richtigen Unterlagen“, sagte sie halblaut. Es klang, als spräche sie mit sich selbst.
    „Glücklicherweise ja. Aber durch ihre Nachlässigkeit hätten wir fast ein großes Geschäft verloren.“
    „Du hast ihr verziehen?“
    „Eh – ja, denn schließlich mussten wir eine Basis finden, um zusammen zu arbeiten, nicht? Danach funktionierte das dann auch immer besser.“
    „Und dafür hast du ihr dann diese wunderschöne und schrecklich teure Halskette geschenkt. War die als Belohnung gedacht oder deine Art, sich bei ihr für deinen Wutanfall zu entschuldigen?“
    Robert sah sie sekundenlang stumm an. In ihrem Gesicht regte sich nichts. Nicht das Geringste.
    „Die Kette“, antwortete er schließlich in ehrlicher Verwunderung, „habe ich in Pauls Auftrag gekauft. Er meinte irgendwann, dass seine Tochter eine Belohnung verdiente, nachdem sie sich so gut eingearbeitet hatte. Und weil er keine Zeit und auch keinen Geschmack für solche Dinge hat, habe ich das übernommen.“
    „Ich vermute, das Mädel hat sich halbtot gefreut über die Kette“, bemerkte Sarah trocken.
    Robert lächelte flüchtig. „Oh ja. Sie ist förmlich ausgeflippt.“
    „Ja, das war ihr anzumerken, als sie bei meiner Geburtstagsparty so überraschend auftauchte.“
    Robert fühlte sich plötzlich in die Enge getrieben. Er reagierte gereizt. „Was sollte ich machen? Paul hat mich gefragt, ob er seine Tochter mitbringen dürfte und ich habe Ja gesagt. – Wieso müssen wir eigentlich ausgerechnet jetzt darüber reden?“
    Sarah richtete sich im Bett auf, sah Robert lange an, ehe sie, ohne mit dem geringsten Zittern in der Stimme, sagte:
    „Nur eine Frage noch, Robert. Wann hast du das erste Mal mit ihr geschlafen?“
    Und Robert, eben noch fest entschlossen, die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit, weil Sarah es verdiente, sie endlich zu erfahren, fehlten die Worte. Er konnte nur schweigen.
    Sarah sah im Halbdunkel, wie er das Gesicht abwandte, aber sie bemerkte trotzdem, wie er erblasste.
    Da er ihr nicht antwortete, fragte sie irgendwann in die bleierne Stille hinein:
    „Warum tust du uns das an, Robert?“
    Und schließlich, nach einem weiteren langen Schweigen:
    „Ich wusste nicht, dass ich dir nicht mehr genüge. Wann hat das angefangen? Und warum hast du es mir nicht gesagt?“
    Robert drehte sich mit einem Ruck zu ihr um.
    Es schien, als wollte er nun endlich reden, doch Sarah gab ihm dazu keine Gelegenheit mehr. Mit ihrem Kopfkissen unter dem Arm verließ sie das gemeinsame Schlafzimmer. Wenig später konnte er hören, wie sie die Treppe zu ihrem Studio hinauf ging.

14. Kapitel
    W ährend der Fahrt nach Berlin fror Julian die ganze Zeit, wie er noch nie in seinem Leben gefroren hatte. Er hatte sich einen Schal um den Hals gewickelt, und das mitten im Frühsommer. Es nützte ohnehin nichts, sondern war lediglich ein lächerlicher Versuch, seiner inneren Kälte zu trotzen.
    Es regnete, und obwohl der schwere graue Himmel sich schon kurz nach Julians Abfahrt aus Hamburg immer weiter ausgebreitet hatte, traf ihn dieser sintflutartige Regen

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