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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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völlig unvorbereitet.
    Jetzt in Berlin angekommen, prasselten die Regentropfen, von einem starken Westwind getrieben, schräg durch die Straßen, füllten die Gänge zwischen den Häusern und wurden immer dann, wenn die Windstärke zunahm, zu einer Flut, der auch Julian nicht entkam, kaum, dass er sein Auto verlassen hatte.
    Sein Schal wehte auf groteske Art hinter ihm her, während er den Weg zum Eingang des Städtischen Krankenhauses entlang rannte. Einmal stolperte er, stürzte beinahe, aber er fiel nicht. Dennoch rannte er weiter, immer weiter, und als er endlich wusste, wo er Jessica finden würde, rannte er noch schneller, den Schal jetzt in der Hand, ohne dass es ihm bewusst war.
    „Jessica Hansen“, sagte er atemlos zu der ersten Krankenschwester, die ihm in den Weg trat. „Wo ist sie? Ich muss zu ihr.“
    „Sind Sie ein Angehöriger?“, fragte die Schwester, während sie ihn kritisch betrachtete.
    „Nein. Ja. Ich meine, ich war… bin ihr Freund“, stieß Julian hervor, und als ihm bewusst wurde, dass er von Jessica beinahe gesprochen hätte, als wäre sie schon Vergangenheit, verstummte er gleich wieder.
    „Ich darf Sie nicht zu ihr lassen, wenn Sie kein Verwandter sind“, erklärte ihm die Schwester. „Strikte Anweisung von der Familie, verstehen Sie?“
    Dann wies sie auf eine Bank vor den geschlossenen Türen zu den Krankenzimmern. „Setzen Sie sich erst mal hin. Wenn Sie zur Ruhe gekommen sind, sage ich Ihnen Bescheid. Ich muss Frau Hansen fragen, ob sie Sie sehen will.“
    Julian konnte nicht sitzen bleiben und Ruhe fand er auch nicht. Stattdessen ging er auf und ab, hin und her, während er innerlich unaufhörlich zitterte.
    Dann öffnete sich endlich eine der vielen Türen, die Krankenschwester kam auf ihn zu, um mit gesenkter Stimme zu sagen: „Sie dürfen zu ihr. Nicht länger als eine Viertelstunde. Und sie darf sich nicht aufregen, junger Mann. Haben wir uns verstanden?“
    Er durfte zu ihr.
    Er durfte an ihrem Bett sitzen und ihre Hand halten, die so kraftlos und blutleer war wie ihr Gesicht und ihr Mund.
    Es dauerte lange, bis er reden konnte.
    „Ich habe nichts davon gewusst, Jess“, seine Stimme kam ihm selbst fremd vor bei diesen Worten. „Bis Sarah es mir erzählte.“
    Jessica versuchte zu lächeln, gab es jedoch gleich wieder auf. „Ach ja, Sarah…“ murmelte sie. „Sie hat mir Rosen schicken lassen, Deine Mutter war auch hier.“
    Julian ließ ihre Hand los. „Verena? Tatsächlich? Wieso?“
    „Sie sagte, sie wäre total erschüttert über… alles…“
    flüsterte Jessica.
    Julian schluckte. „Warum hast du mir nichts von dem Kind gesagt, Jess?“
    Ihr Blick wurde trübe, sie drehte den Kopf von ihm weg und sagte in das Kopfkissen hinein, das so weiß war wie sie:
    „Wann hätte ich es dir denn sagen sollen, Julian? Auf dem Hamburger Hauptbahnhof?“
    „Das mit Hamburg, Jess, das hat sich erledigt“, erwiderte er hastig. „Ich war ein Idiot. Ich komm zurück nach Berlin. Wir fangen noch mal neu an.“
    Jessica wandte sich ihm zu, ihr Blick war plötzlich überraschend klar. Sie sah Julian an, sagte nichts, fragte nichts, lauschte seinen Worten hinterher, um irgendwann zu erwidern:
    „Nein. Ich will das nicht. Ich will keinen neuen Anfang.“ Ihre Stimme brach, sie entzog ihm ihre Hand, die er die ganze Zeit gehalten hatte, ohne dass es ihm eigentlich bewusst war.
    „Zusammen schaffen wir das, Jess“, sagte er rau, ohne sie dabei ansehen zu können.
    Sie richtete sich etwas auf. „Ich gehe weg, Julian. Ich habe ein Angebot aus Amerika. Ich kann an der Columbia-Universität in der Forschung arbeiten. Die Leute dort finden meine Examensarbeit hoch interessant, sie wollen mich wirklich haben, da … also, ich werde da nicht länger die sein, die immer nur nebenbei läuft.“
    „Aber wir haben fast ein Kind zusammen gehabt“, erinnerte Julian sie hilflos.
    Sie lächelte jenes kleine, schiefe Lächeln, das so typisch für sie war, das er jedoch schon vor langer Zeit vergessen hatte.
    „ICH habe fast ein Kind gehabt, Julian“, korrigierte sie. „Du warst nicht da, als ich es verlor. Was für ein Vater wärst du denn gewesen? Du bist und bleibst ein ewig Getriebener. Und bis zum Ende meines Lebens für dich so eine Art zweite Besetzung zu sein, dafür reichen meine Gefühle nicht mehr aus. Denn sei doch mal ehrlich zu dir selbst, Jul. Du hast immer nur Sarah geliebt. Und du wirst sie ewig lieben.“
    Sie hielt inne, drehte ihm den Rücken zu, während sie

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