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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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anfang
    vielleicht strömt sie weiter
    vielleicht schmilzt eine
    neue wahrheit ihr den weg frei
    schwemmt hinweg alles unrecht
    – das letzte Wort hat die liebe.“
    Frederik wusste später nie, wie oft er diese Zeilen gelesen hatte. Er würde sich aber immer an den Augenblick erinnern, da ihm bewusst wurde, wie heftig diese Zeilen ihn ergriffen, ja, erschütterten.
    Es war gleichzeitig der Moment der Erkenntnis, wie es um Sarah Niehusen tatsächlich stand. Welchen Kampf sie innerlich kämpfte, wie sehr sie mit sich selbst im Krieg lag.
    Und es war außerdem der Moment, da er sich sagte, er hätte dieses Gedicht besser nicht gelesen.
    Dass er es trotzdem getan hatte, weckte in ihm das unangenehme Gefühl, in eine Welt vorzudringen, die Sarah ihn freiwillig niemals hätte betreten lassen. Warum nicht? Weil dieses Gedicht ganz klar die Frage beantwortete, womit sie sich quälte. Und genau das hatte sie auf jeden Fall verhindern wollen.
    Als Sarah im Gartenhaus ankam, nachdem sie wie blind erst durch die Dunkelheit, dann jäh geblendet von soviel grellem Licht über den Rasen gestolpert war, warf sie sich mit einem Schluchzen, das gleichzeitig wie ein Schrei klang, auf das Sofa.
    Die Hände vor das Gesicht geschlagen, erinnerte sie sich an alles, was Frederik gesagt und was sie geantwortet hatte, und da erst wurde ihr bewusst, dass sie beide gar nicht über Gregor gesprochen hatten.
    Jeder Psychoanalytiker hätte diese Unterlassung zweifellos als eine „typische Fehlleistung“ bezeichnet und dem Vorgang eine subtile, profunde Motivierung unterlegt. Selbst ein Laie wusste inzwischen, dass solche Fehlleistungen weiter nichts waren als Symbolisierungen, verzerrte Außenprojizierungen innerer Zustände, die man vor sich selbst verheimlichte.
    Aber Sarah weigerte sich, das als Erklärung zu akzeptieren.
    Sie glaubte nicht, dass es sich bei ihrem Verhalten um einen unbewussten Trick der Seele handelte, sondern vielmehr um das Resultat einer Bewusstheit, die so tief war, dass sie unausgesprochen blieb.
    Frederik hatte immer gewusst, wie Sarahs Beziehung zu seinem Vater war.
    Ein Gespräch darüber war überflüssig.
    Aber sie dachte ja gar nicht an Gregor.
    Roberts Schatten war es, den sie immerzu zu spüren glaubte.
    Es verging kein Tag, an dem sie nicht an ihn dachte. Schlimmer noch, jede Stunde, jede Minute sprach sie mit ihm, doch natürlich waren das einsame Monologe, auf die sie nie eine Antwort bekommen würde.
    Es war ein weiterer Beweis dafür, dass sie ihren Erinnerungen nicht entkam, gleichgültig, wie sehr sie sich bemühte.
    Kitty Cornelius hatte eine sehr irritierende Art, einen Raum zu betreten. Sie klopfte einmal kurz, aber nachdrücklich an die Tür und ohne die Antwort auf ihr Klopfen abzuwarten, trat sie im nächsten Moment schon ein.
    Genau das tat sie an diesem frühen Septemberabend. Es war ein Freitag, also Wochenende, Kitty ließ die Tür angelehnt, während sie den Raum in ihrer typischen Ungeduld rasch und rücksichtslos betrat.
    Roberts Büro war so, wie man sich üblicherweise den Arbeitsplatz des Geschäftsführers einer großen Firma vorstellte. Schwere Ledersessel, ein mächtiger Schreibtisch, eine ganze Wand voller Bücher und Akten, mehrere Telefonapparate in Reichweite, daneben ein Stapel unerledigter Korrespondenz, der gesamte Raum gleichzeitig sanft ausgeleuchtet, die weinroten Jalousien herunter gelassen, auf einem Tablett eine Teetasse und eine Kanne mit grünem Tee.
    Und der Fußboden mit einem Teppichboden ausgelegt, der jeden störenden Schritt verschluckte.
    „Robert!“
    Er hatte Kitty noch gar nicht bemerkt, doch als er jetzt hoch blickte von den Papieren, an denen er gerade arbeitete, war sein Blick scharf und glasklar.
    „Katharina? Was gibt´s? Irgendwelche Probleme?“
    Nein, er war nicht feige, wich ihr nicht mehr aus, reagierte auch nicht verärgert oder gereizt– was auch vorgekommen war, als es ihm schlecht ging – wenn sie so plötzlich sein Büro stürmte.
    Allerdings erhob er sich nicht, um ihr entgegen zu gehen.
    „Äh… hm… nein“, räusperte Kitty sich, die wie immer bildschön aussah. Eine eng anliegende lange Hose aus schwarzem Nappaleder, dazu knöchelhohe, flache schwarze Boots sowie einen unerwartet braven beigefarbenen Dufflecoat ließen sie jung und unternehmungslustig zugleich aussehen, während ihr das seidige schwarze Haar, das sie immer noch glatt und lang trug, gleichzeitig etwas Madonnenhaftes verlieh.
    Doch Robert wusste nur zu gut aus eigener

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