Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
Frage stellte, was das eigentlich alles mit ihr zu tun hatte und ob es ihr zustand, von Frederik darauf eine Antwort zu erwarten.
Er kam an diesem hellen Frühlingsabend unerwartet früh nach Hause.
Sarah hörte ihn nicht kommen, denn während sie in der Küche zu lauter Musik aus dem Radio hantierte, das zwischen den Gläsern mit Zucker und Mehl stand, und dabei auch noch laut mitsang, was sie hörte, rollte plötzlich Donner aus der Ferne heran. Ein leichter Regen setzte ein, fiel auf den Schotterweg, während am Himmel ein herrlicher Regenbogen prangte.
Doch der flimmernde Regenguss dauerte nur ein paar Minuten, dann drang frische Kühle durch die geöffneten Fenster, während die Sonne erneut aus den Wolken hervor trat.
Erst als Lola, die junge Hündin, sich plötzlich erhob und mit einem Freudensprung in die Diele jagte, hielt Sarah inne und lauschte hinaus.
Als sie sich im nächsten Augenblick zur offenen Küchentür umdrehte, lehnte Frederik dort bereits, lächelnd, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Du bist zu früh“, sagte Sarah streng mit einem Blick auf die Uhr.
„Ich weiß“, nickte er. „Darf ich trotzdem herein kommen?“
Sie wurde verlegen. „Nun ja, es ist dein Haus.“
„Im Moment habe ich eher den Eindruck, es ist deines“, belustigte er sich. „Und ich möchte dich natürlich auf keinen Fall stören.“
„Der Auflauf braucht noch ungefähr zehn Minuten“, erklärte sie.
„Dann erlaubst du mir vielleicht, den Tisch draußen auf der Veranda zu decken? Ehrlich, Sarah, ich kann das.“
„Davon bin ich überzeugt. Außerdem wäre es dein Geschirr, das in Scherben geht, wenn du es neben den Tisch stellst.“
Sein Lächeln wurde stärker, war nicht länger zu ignorieren. „Möchten wir Weißwein dazu trinken?“
Sarah stutzte. „Wir? Ich hatte nicht die Absicht…“
„Aber ich habe die Absicht, mit dir zusammen zu Abend zu essen. Also Weißwein?“
Sie schluckte einmal, nickte dann. „Danke. Gerne.“
Er verschwand mit einem Tablett, auf dem er alles gestapelt hatte, was er brauchte, um den Tisch zu decken und kehrte nach zwei Minuten schon wieder zurück.
Sarah hatte inzwischen den Auflauf aus dem Backofen genommen und zum Abkühlen auf das Fensterbrett gestellt. Dann öffnete sie den Kühlschrank, holte eine zweite Schüssel heraus, die sie neben den Auflauf stellte.
„Was ist das?“ wollte Frederik neugierig wissen.
„Nun, wonach sieht es aus?“ gab sie trocken zurück.
Er kam näher, beugte sich über die zweite Porzellanschüssel und sagte nach einem kleinen Moment andächtiger Stille staunend:
„Rote Grütze. Ich fasse es nicht. Richtige Rote Grütze… Mein Gott, es ist eine Ewigkeit her, seit ich das letzte Mal… Hast du die selbst gemacht?“
Sarah blickte ihn tadelnd an. „Selbstverständlich. Deine Tiefkühltruhe ist voll gestopft mit gefrorenen Früchten. Dies ist eine Erdbeergrütze.“
Frederiks Blick bekam etwas Schwärmerisches. „Ich erinnere mich an ein Mädchen aus meiner Hamburger WG, das immer von zu Hause Rote Grütze mitbrachte… Ich habe sie geliebt.“
„Wen? Das Mädchen oder die Grütze?“
„Das Mädchen war nicht so mein Typ, aber die Grütze. Nehmen wir dazu flüssige oder geschlagene Sahne?“
„So, wie es sich gehört“, sagte Sarah. „Flüssige Sahne. Wenn es dir recht ist, können wir jetzt essen.“
„Es ist mir sehr recht“, sagte er und ging ihr voraus auf die Veranda, das Tablett mit dem Shepherd´s Pie und der Roten Grütze vorsichtig balancierend.
Es wurde ein wundervoller Abend.
Sarahs Blick folgte immer wieder der schmalen Straße, die nach „Blue Horizon“ hinauf führte und zwischen Wiesen und Feldern, sattem Grün und ebenso saftiger schwarzer Erde dahin lief. Überall war der junge Pflanzenwuchs in ganzer Pracht zu erkennen – der Raps, dessen leuchtendes Gelb sich nach ein paar weiteren warmen Tagen endgültig entfalten würde, rosig die üppig aufstrebenden Lupinen, daneben der sprießende Weizen.
„Wir haben im Jahr über zweitausend Sonnenstunden“, erklärte Frederik, der Sarahs Blick gefolgt war, „wobei die sonnigsten Gegenden wie die Bay of Plenty oder Hawks´ Bay es noch auf weitaus mehr bringen. Weil es aber gleichzeitig regelmäßig kräftig regnet, haben wir eine Art subtropisches Klima. Das hat im Laufe der Zeit besonders auf der Nordinsel fantastische Wälder und Schwefelseen entstehen lassen, dazu Vulkane und Mondlandschaften. Wo gibt´s das sonst noch in so geballter
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