Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
in Bedeutungslosigkeit und würde in ein paar Minuten absolut unsichtbar sein.
Der Ausdruck des Schmerzes auf ihrem Gesicht erlosch, zurück blieb nichts als dumpfe Ungläubigkeit.
„Ich… wollte nur…“, hörte sie sich selbst stammeln, „es war wegen der After-Work-Party…“ Und sie warf Robert einen letzten verzweifelten Blick zu.
„Danke, nett von Ihnen“, antwortete Verena für Robert, während sie sich bei ihm einhakte. „Können wir dann gehen? Ich habe für sieben Uhr einen Tisch in der `Schiffergesellschaft` bestellt.“
„Ja, natürlich. Danke. Katharina, viel Spaß noch! Wir sehen uns Montagvormittag in der Besprechung.“
Jetzt wütend, drehte Kitty sich auf dem Absatz um und ging.
Verena sah Robert schweigend an.
Schließlich sagte sie:
„Sie will nicht akzeptieren, Robert, dass ich die `andere Frau` in deinem Leben bin, nachdem Sarah weg gegangen ist. Sie war sich wahrscheinlich absolut sicher, dass du in ihre Arme sinkst, um dich trösten zu lassen. Sie wird sich auch jetzt nicht eingestehen, dass sie dich verloren hat. Sobald ich weg bin, wird sie es erneut versuchen. Wieder und wieder. Das Mädchen ist von dir besessen, Robert. Hast du das noch nicht bemerkt?“
„Ach, ich wollte das alles nie so.“
„Natürlich wolltest du es nicht. Aber du hast die Kontrolle verloren. Früher wäre dir das nicht passiert.“
„Ich war nicht immer treu, Verena“, gestand er halblaut.
„Ich auch nicht, Robert“, gab sie trocken zurück. „Aber wir wussten, was wir einander schuldig waren. Diskretion lautete das oberste Gebot. Für Kitty Cornelius ist das ein Fremdwort, fürchte ich.“
Robert schaltete das Licht aus, schloss die Tür zu seinem Büro ab, um dann Seite an Seite mit Verena die Treppe hinunter zur Empfangshalle zu gehen. Plötzlich blieb er stehen.
„Was tust du eigentlich hier?“ fragte er, nachträglich verblüfft. „Waren wir denn verabredet für heute Abend?“
Verena kicherte wie ein junges Mädchen. „Nein. Aber ich kam ja wohl gerade rechtzeitig. Es gibt gute Nachrichten, Robert, und das muss gefeiert werden.
„Ich ahne es. Du hast ein neues Engagement!“
„Eh – nein. Aber ich arbeite ab sofort als Moderatorin beim Rundfunk. NDR Kultur. Denen hat meine ausgebildete Stimme und Sprache gefallen. Ich werde abwechselnd mit zwei Kollegen entweder vormittags oder nachmittags und eventuell auch das Spätprogramm moderieren. Wie findest du das?“
„Fantastisch“, Robert nahm sie für einen kurzen Moment in die Arme. „Jetzt geht es aufwärts, Verena.“
Als sie auf dem Parkplatz vor Roberts Wagen standen, zögerte Verena sekundenlang, einzusteigen.
„Was ist?“ fragte Robert irritiert.
Ihr Lächeln wirkte etwas angestrengt. „Ach, nichts… Ich dachte nur gerade… Wie geht es Julian?“
„Unserem Sohn geht es blendend“, antwortete Robert trocken. „Du wirst es nicht für möglich halten, aber er steht jeden Morgen pünktlich auf, um keine Vorlesung zu verpassen. Er hat sich für mich zu einem angenehmen Mitbewohner entwickelt, räumt sein Zimmer auf und manchmal kocht er für uns. Also, wenn du mich fragst – er ist endgültig erwachsen geworden.“
„Von Jessica hat er wohl nichts mehr gehört?“
„Definitiv nicht. Das hätte er mir erzählt“, war Robert überzeugt. „Weil er nämlich seit einiger Zeit richtige Gespräche mit mir führt.“
Als sie im Wagen saßen und Robert den Wagen startete, wandte Verena sich ihm noch einmal zu, um ihn nachdenklich anzusehen. „Bist du sicher, dass Julian wirklich nicht weiß, wohin Sarah verschwunden ist?“
„Ganz sicher“, sagte Robert scheinbar gleichgültig. „Sie hat ihn zwei Tage vor ihrer Abreise lediglich angerufen und ihm gesagt, dass er bei mir einziehen soll. Damit ich nicht so alleine bin“, das klang sarkastisch.
„Sie hat sich um dich gesorgt, Robert. Und das tut eine Frau nur, wenn sie einen Mann nach allem, was passiert ist, noch immer liebt.“
„… ich mein´, wer war diese Kuh eigentlich, die da plötzlich in der Tür stand und so tat, als sei sie die Queen höchstpersönlich? Und dann dieses grauenvolle Outfit? Wer trägt denn heutzutage noch so ein Wildlederkostüm? Und Robert stand die ganze Zeit da wie ein Schwachkopf. Ich hätte kotzen können. Am liebsten hätte ich das Weib erwürgt! Kann ich noch einen Whisky kriegen?“
Kitty machte aus ihrem Herzen wahrlich keine Mördergrube. Jens Schneider, der neben ihr an der Bar lehnte und ihr schweigend zugehört
Weitere Kostenlose Bücher