Liebeslied für einen Prinzen
Verantwortung gestohlen und jemand anderes für das Kind sorgen lassen.
Trotzdem wollte sie Adam nicht verraten, dass sich ihre Meinung über ihn geändert hatte. Denn er gehörte eindeutig zu jenen, die sofort die ganze Hand nahmen, wenn man ihnen nur den kleinen Finger reichte.
„Mit anderen Worten“, bemerkte sie beiläufig, „Sie haben sich die falsche Frau für eine ernsthafte Beziehung ausgesucht.“ Bewusst stellte sie seinen Anteil an der Tragödie heraus, anstatt Mitgefühl zu zeigen.
Er zögerte und trank einen Schluck, ehe er antwortete. „So könnte man es ausdrücken, Sie haben recht. Ich habe bis heute noch keine Frau kennengelernt, auf die man sich verlassen kann. Bisher hat mich noch jede auf die eine oder andere Weise enttäuscht.“
„Das ist aber reichlich zynisch“, erwiderte Elena abwehrend, als müsse sie sich und alle anderen Frauen auf der Welt verteidigen. „Wollen Sie etwa andeuten, dass Sie überhaupt keine anständigen Frauen kennen?“
„Drücken wir es so aus“, entgegnete er hart. „Wir sind alle nur Menschen und handeln selbstsüchtig. Ich habe nur den Eindruck, dass Frauen nicht offen dazu stehen. Sie tun so, als ginge es ihnen um höhere Werte, aber irgendwann schlagen sie zu und verraten einen. Man kann sich einfach nicht auf sie verlassen.“
Elena winkte ab. „Sie sind einmal verletzt worden, und darum vertrauen Sie niemandem mehr. Ja, so etwas soll es geben.“
„Darauf werden Sie immer wieder stoßen, weil etwas Wahres dran ist.“ Er runzelte die Stirn und fand, dass Elena nun im Gegenzug etwas über sich erzählen sollte. „Wie ist das bei Ihnen?“
„Bei mir?“, fragte sie überrascht.
„Ja, bei Ihnen. Sie mögen blind sein, aber damit gehen Sie selbstbewusst um und haben doch bestimmt ein Liebesleben.“
„Ein Liebesleben!“, rief sie und lachte laut auf. „Tut mir leid, da muss ich Sie enttäuschen. Ich vermeide den Kummer von vornherein, indem ich mich gar nicht erst verliebe. Ich war nie verliebt und werde es auch nie sein. Dadurch bin ich gegen diese Gefahren gefeit.“
„Was ist denn mit Ihrem Freund, der die Aktzeichnungen gemacht hat?“, erkundigte sich Adam.
„Mit Gino?“, entgegnete sie lächelnd. „Er hat nichts mit Frauen.“
„Ja, das haben Sie schon angedeutet.“
„Sehen Sie“, sagte sie beinahe triumphierend. „Keinerlei Gefahr.“
Während sie sich umdrehte und ging, sah Adam ihr nach. Er glaubte ihr kein Wort. Sie war etwa Mitte zwanzig, und eine dermaßen attraktive Frau konnte sich unmöglich so lange vor den Männern verstecken.
Hieß das vielleicht, dass sie wie alle anderen war und die Wahrheit stets so drehte, wie es ihr gefiel? Er seufzte. Diese Vorstellung gefiel ihm gar nicht. Er wehrte sich sogar dagegen, so abfällig über Elena zu denken. Im Gegenteil, ihm bedeutete es viel, dass sie besser als andere Frauen war – selbst wenn das keinen Sinn ergab.
Er leerte sein Glas, stellte es auf die Küchentheke und folgte Elena ins Wohnzimmer, wo sie eine sanfte Melodie am Klavier spielte. Als er sich näherte, rutschte sie ein Stück, damit er sich neben sie auf die Bank setzen konnte.
„Ich habe einen Blick in Ihren Garten geworfen“, erzählte er. „Gefällt mir gut.“
„Ich arbeite gern im Garten“, erwiderte sie lächelnd. „Natürlich habe ich dabei Schwierigkeiten. Ein Freund von mir ist Landschaftsgärtner und kommt ab und zu her, um die Grundarbeiten zu erledigen.“
Noch ein sogenannter Freund? überlegte Adam. Und sie behauptete allen Ernstes, kein Liebesleben zu haben? Nun gut, es ging ihn wirklich nichts an.
„Ich habe auch das kleine Haus hinten im Garten gesehen“, fuhr er fort. „Wer wohnt dort?“
„Ach, das ist das Gästehaus“, erklärte sie und hörte auf zu spielen. „Meine Großmutter ließ es errichten, damit Freunde dort übernachten können. Das ist sehr praktisch, weil man auf San Rinaldi oft Besuch bekommt.“
„Dann ist es also fertig.“
„Wie meinen Sie das?“ Sie wirkte wachsam.
„Ich meine, es ist bezugsfertig“, erklärte er. „Ich würde nämlich gern in Ihr Gästehaus ziehen.“
„Sie?“, fragte sie betroffen. Allein die Vorstellung schockierte sie. Elena glaubte fast, sich verhört zu haben.
„Jeremy und ich müssen schließlich irgendwo wohnen. Und Ihr kleines Gästehaus wäre geradezu perfekt.“
„Nein“, wehrte sie energisch ab und schüttelte heftig den Kopf. Das wollte sie auf keinen Fall. „Nein, nein, das geht nicht.“
„Aber
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