Liebeslied für einen Prinzen
stockte, ehe er weitersprach. „Das Traurige dabei ist, dass Melissa meiner Mutter sehr ähnlich ist. Auch sie findet keine Ruhe, weil sie glaubt, dass eine Karriere beim Film sie glücklich machen könnte. Dafür würde sie alles und jeden opfern. Aber sollte sie irgendwann ihr Ziel erreichen, wird Jeremys Mutter merken, was sie alles für eine Illusion aufgegeben hat.“
Aus seinen Worten sprach eine Lebenserfahrung, die Elena ihm nicht unbedingt zugetraut hätte. Sie fragte sich, durch was er zu diesen Einsichten gelangt war. „Woher wissen Sie das?“
„Ich bin schon seit Jahren in diesem Geschäft. Ich habe immer wieder beobachtet, wie es sich abspielt. Für ein bisschen Erfolg verkaufen viele Leute in der Filmindustrie förmlich ihre Seele an den Teufel. Dabei vergessen sie, dass der Teufel irgendwann unweigerlich die Schuld eintreibt.“ Er lachte flüchtig. „Na schön, vielleicht übertreibe ich ein wenig, aber grundsätzlich läuft es so. Ich wünschte nur, ich hätte Melissa davon überzeugen und von ihrem Weg abbringen können. Aber sie war davon geradezu besessen und wollte nicht auf mich hören.“
Jetzt klang er wieder verbittert. Anders als seiner Mutter konnte er Melissa nicht verzeihen. Elena ahnte, dass seine Gefühle als Vater dabei eine große Rolle spielten.
Für Adam war das Gespräch offenbar beendet. Er entschuldigte sich, stand auf und ging ins Haus, um einige Anrufe nach Kalifornien zu erledigen. Elena blieb an dem kleinen Gartentisch sitzen und wünschte sich, allen Kummer mit einem Zauberspruch verschwinden zu lassen – oder wenigstens mit ein paar klugen Worten. Sie fühlte sich jedoch hilflos.
Hilflos – und blind.
Plötzlich sehnte sie sich verzweifelt danach, sehen zu können. Vielleicht wäre sie dann in der Lage, alles für die Menschen, die sie liebte, in Ordnung zu bringen. Vielleicht wäre sie dann klüger und hätte andere besser verstanden. Zumindest aber hätte sie den zu beschreitenden Weg klar erkennen und sicher losgehen können.
Noch stärker sehnte sie sich danach, Adams schönes Gesicht zu sehen. Sie wollte es sehen, ihn richtig kennen und den Anblick in ihrem Herzen und in ihrer Erinnerung für immer bei sich tragen. Die schreckliche Wahrheit war, dass ihr das auf ewig verwehrt bleiben würde. Tränen stiegen Elena in die Augen.
Sie wischte sie hastig weg, atmete ein paarmal tief durch und nahm sich zusammen. Als sie Adam zurückkommen hörte, hatte sie sich wieder gefasst. Und er klang so, als wären entweder seine Anrufe erfolgreich verlaufen, oder als hätte er entschieden, alle Sorgen für einige Stunden zu vergessen und heute nur noch glücklich und froh zu sein.
„Das Wetter ist großartig“, sagte er und setzte sich wieder zu ihr. „Steht unsere Verabredung noch?“
„Ja.“ Die von den Tränen feuchte Serviette zerknüllte Elena in einer Hand. „Wann wollen Sie wieder in den Palast fahren?“
Während er sich auf dem Stuhl zurücklehnte, betrachtete Adam sie. Was hatte diese Frau an sich, dass er nur noch an sie dachte? Er erinnerte sich an die nächtliche Begegnung im Garten; nicht einmal langes Joggen hatte gegen das heftige Verlangen geholfen. Als Elena ihn berührt und die Hand von seiner Brust zum Nabel hatte streichen lassen, hatte Adam geglaubt, sein Herz würde stehen bleiben. Keine Frau hatte jemals etwas Vergleichbares mit ihm angestellt, er hatte noch nie etwas so Aufregendes erlebt.
Das Wissen, dass Elena ihn ohne Hintergedanken berührte, hatte Adams Erregung zusätzlich gesteigert. Aber er hatte sich zurückgehalten. Elena war keine Frau für ein flüchtiges Abenteuer. Und er würde bald König werden. Das passte absolut nicht zusammen. Ausnahmsweise wollte Adam in seinem Leben das Richtige tun und seinen Gefühlen nicht nachgeben. Er würde Elena nicht näherkommen.
Im morgendlichen Sonnenschein wirkte sie besonders anziehend. Adam begehrte sie mehr als je eine Frau zuvor. Er wusste, dass es zu nichts führte. Trotzdem wollte er die Zeit mir ihr genießen, solange es möglich war.
„Ich soll mittags in den Palast kommen“, erklärte er schließlich. „Aber wissen Sie was? Ich lasse das Treffen einfach ausfallen. Viel lieber möchte ich mit Ihnen die Insel besichtigen. Vielleicht ist es sogar ganz gut, wenn ich absage.
Es könnte die Verhandlungen vorantreiben, wer weiß.“
„Ach, sehr schön“, erwiderte sie und lächelte strahlend.
Er liebte ihr Lächeln. „Also, was haben Sie mit mir vor?“
„Hm, wenn Sie
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