Liebeslied für einen Prinzen
ohne den Kuss wehgetan, Elena zu verlassen. Jetzt war es trotzdem schlimmer. Adam konnte an kaum etwas anderes denken als daran, was er alles bereute und besser nicht getan hätte, was er sich wünschte und wonach er sich sehnte – und dann wollten diese Leute mit ihm nur über sinnlose Regeln sprechen? Allmählich wurde er zornig. Wenn er nicht aufpasste, unterlief ihm bald ein schwerwiegender Fehler. Dann kam Adam nie an das dringend benötigte Geld heran. Dieses verflixte Geld brauchte er unbedingt. Das hatte ihn erst in diese verzwickte Lage gebracht.
Adam sah Tours in die Augen und wollte nicht länger um den heißen Brei herumreden. „Was ist mit dem Geld?“, fragte er. „Wie schnell komme ich an einen Teil des Vermögens?“
„Ich kann es sofort auf Ihr Konto überweisen“, erwiderte Tours und nannte eine Summe, bei der Adam fast schwindelig wurde. „Sobald Sie den Vertrag unterschrieben haben.“
Der Vertrag. Wenn Adam auf der Stelle unterschrieb, traf das Geld schon morgen bei Zeb ein. Die Firma wäre gerettet. Die Produktion von zwei wichtigen Filmen könnte endlich beginnen. Vorerst lagen die Arbeiten wegen der fehlenden Finanzierung noch auf Eis. Sobald Adam seine Unterschrift unter die Dokumente setzte, würde alles in schönster Ordnung sein.
Das war die eine Seite der Medaille. Die Kehrseite sah nicht so großartig aus. Jeremy käme ins Internat, Adam müsste seiner Mutter erklären, dass sie nicht zu seiner Krönung kommen durfte. Und Elena würde für immer aus seinem Leben verschwinden.
Tours schob den Vertrag über den Schreibtisch und legte einen Stift daneben. Die drei anderen Männer fixierten Adam mit durchdringenden Blicken. Wie erstarrt sah er auf den Vertrag. Der Moment der Wahrheit war gekommen.
In diesem Augenblick klingelte sein Handy. Adam zog es aus der Tasche und las auf dem Display, dass Elena anrief.
„Hallo“, meldete er sich. „Was gibt es?“
„Adam, es geht um Jeremy!“, rief sie. Elena schien außer sich zu sein.
Alarmiert setzte Adam sich auf. „Was ist mit ihm?“
„Er ist weg!“
„Was soll das heißen? Wovon sprichst du?“
„Es ist schon Stunden her. Ich wollte dich nicht im Palast anrufen, aber wir haben überall gesucht und sie nicht gefunden.“
„Eins nach dem anderen, Elena.“ Sein Pulsschlag raste förmlich. Adam hatte Mühe, ruhig zu bleiben. „Was ist passiert?“
„Jeremy und Fabio sind verschwunden“, sagte sie. „Ich glaube, dass er mit Fabio weggelaufen ist.“
„Warum sollte er das tun?“
„Ach, Adam!“ Elena klang verzweifelt. „Gino hat mir von den Gerüchten erzählt, dass du Jeremy in ein Internat stecken wirst. Das hat Jeremy mitbekommen, und er hat auch gehört, dass ich nach New York gehen und Fabio mitnehmen werde. Danach habe ich versucht, mit ihm zu sprechen. Aber ich glaube, ich habe alles falsch gemacht. Jedenfalls konnte ich ihn nicht beruhigen.“
Sekundenlang schloss er die Augen. Nicht Elena trug die Verantwortung an Jeremys Verschwinden, sondern er. Er hatte es immer wieder vor sich hergeschoben, Jeremy die Lage zu erklären. Dabei hätte Adam es ganz am Anfang machen sollen. Als Vater wäre es seine Pflicht gewesen.
Trotzdem hatte er es nicht einmal versucht. Denn er konnte sich gut vorstellen, wie Jeremy auf die Neuigkeiten reagieren würde. Er verlor alle, die in seinem Leben eine wichtige Rolle spielten. Von den Menschen, die er am meisten liebte, musste er sich verraten und verlassen fühlen. Und er hatte Angst. Ja, das verstand Adam nur allzu gut. Schließlich hatte selbst oft ähnliche Situationen erlebt.
„Ich habe ihm erlaubt, mit Fabio zu spielen“, erzählte Elena weiter. „Ich dachte, das würde ihm helfen, und er würde sich beruhigen. Aber jetzt sind beide weg.“
„Ich bin gleich bei dir“, erklärte Adam entschlossen, klappte das Handy zu und stand auf. An Tours gewandt sagte er: „Ich muss sofort los.“
„Das ist unmöglich“, entgegnete der Hofbeamte gewichtig. „Sie müssen den Vertrag unterschreiben. Und für Punkt drei Uhr ist ein Treffen mit König Giorgio geplant. Sie dürfen diesen Termin nicht versäumen, er kann nicht verschoben werden.“
Adam schloss die Augen. Darauf hatte er die ganze Zeit gewartet – darauf, mit seinem Großvater sprechen zu können. Davon hing Adams Zukunft ab. Er zögerte einige Sekunden, in denen er blitzschnell sämtliche Möglichkeiten gegeneinander abwog. Nachdem er die Augen wieder geöffnet hatte, schüttelte er entschieden den
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