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Liebeslist und Leidenschaft

Liebeslist und Leidenschaft

Titel: Liebeslist und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Lindsay
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sie mit allem, was seine Firma hergab. Was für ein Gegensatz zu Wilson Wines! Dort musste sie ihre Ideen schriftlich einreichen und konnte dann nur auf das Wohlwollen ihres Vaters hoffen. Das nicht selten ausblieb.
    Dieser autoritäre Führungsstil mochte in der Anfangszeit des Unternehmens richtig und nötig gewesen sein, doch die Zeiten hatten sich geändert. Aber ihr Vater sah das natürlich nicht ein.
    „Hat bei Jackson Importers schon immer so viel Demokratie geherrscht?“
    „Was wichtige Entscheidungen angeht, ja. Wenn wir Erfolg haben – und das haben wir fast immer –, ist es ein gemeinschaftlicher Erfolg. Kollegen, die sich einbezogen fühlen, die mitentscheiden dürfen, sind auch engagierter. Sie haben Freude an der Arbeit und leisten mehr. Oder siehst du das anders? Das Wort Demokratie klang ein bisschen spöttisch.“
    „Nein, nein, so war das nicht gemeint. Es ist nur … Diese Art von Menschenführung habe ich noch nicht erlebt.“
    „Kein Wunder, wenn du immer nur für Wilson Wines gearbeitet hast. Soweit ich weiß, hast du nicht mal als Ferienjob bei einem anderen Unternehmen reingeschnuppert, oder?“
    Er weiß verdächtig gut über mich Bescheid, dachte sie. „Du hast recht. Ich wollte immer nur für meinen Vater arbeiten. Für ihn und mit ihm.“
    Nate nickte verständnisvoll. „Das verstehe ich sehr gut. Mir ist es genauso gegangen. Ich habe ja miterlebt, wie mein Vater sich abgeschuftet hat, damit er finanziell gut für meine Mutter und mich sorgen konnte. Deshalb wollte ich ihn auch so gut wie möglich unterstützen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich sofort nach der Schule bei Jackson Importers angefangen, aber mein Vater war ein weitsichtiger Mann. Er hat darauf bestanden, dass ich studiere und so viele Praktika wie möglich bei anderen Unternehmen mache, um Erfahrungen zu sammeln. Dafür bin ich ihm im Nachhinein sehr dankbar. Denn wenn man immer nur im väterlichen Unternehmen arbeitet, verliert man die Fähigkeit, über den Tellerrand zu blicken.“
    „Und dann bist du nach Europa gegangen?“
    „Ja. Zuerst sollte es nur ein Urlaub sein; er hatte mich dazu gedrängt. Aber drüben ist mir der Gedanke gekommen, dass es für unsere Firma sehr nützlich wäre, dort jemanden sitzen zu haben, der vor Ort die Kontakte zu den Lieferanten hält.“
    „Und dein Vater hat dir den Job gegeben, obwohl du in der eigenen Firma noch gar keine Position bekleidet hattest? Du musst doch noch sehr jung gewesen sein.“
    Nate zuckte mit den Schultern. „Was soll ich dazu sagen? Mein Vorschlag hat ihm eben gefallen, und er meinte, mehr als schiefgehen könne es ja nicht. Zuerst habe ich die europäische Niederlassung ganz allein geführt und Tag und Nacht gearbeitet. Und dann, als wir immer stärker wuchsen, habe ich nach und nach ein gutes Team zusammengestellt.“
    Beneidenswert, dachte Nicole und war fast ein bisschen neidisch. Das war doch traumhaft – eine Idee zu entwickeln und dann freie Hand zu ihrer Durchführung zu bekommen. Plötzlich wurde ihr klar: Genau diese Chance bot Nate ihr jetzt.
    Sie empfand die Situation als verwirrend. Gewissermaßen zwang er sie, hier zu arbeiten. Warum war er dann andererseits so großzügig und gab ihr alle Möglichkeiten?
    Plötzlich klopfte es an der Bürotür. Raoul kam herein. „Das Essen ist gerade geliefert worden. Wir wollen es uns im Konferenzraum schmecken lassen. Kommt ihr auch?“
    „Ja, in ein, zwei Minuten“, erwiderte Nate. Als Raoul gegangen war, suchte er seine Papiere zusammen. „Bist du so weit?“
    „Ja. Nur eine Frage noch.“
    „Schieß los.“
    „Warum machst du das?“
    „Das hier?“, fragte er und hielt die Unterlagen hoch.
    „Ja. Warum? Das Ganze könnte in die Hose gehen und dir eine Menge Verluste bringen.“
    „Ich vertraue dir eben, und deine Idee hat mich überzeugt. Warum sollte ich mir diese Chance entgehen lassen? Außerdem möchte ich unbedingt das Gesicht deines Vaters sehen, wenn wir Erfolg haben.“
    „Meinst du denn, dass wir Erfolg haben werden?“
    „Du solltest nicht an dir zweifeln, Nicole – und auch nicht an unserem Team. Wenn wir uns da richtig reinknien, schaffen wir es auch.“ Er hielt ihr die Tür auf. „Wollen wir …?“
    Sie nickte, schnappte sich ihre Handtasche und den Laptop und folgte ihm zum Konferenzraum. Sie fühlte sich unbesiegbar. Seine Zuversicht und sein Vertrauen in sie gaben ihr Kraft.
    Die Zusammenarbeit mit Nate macht richtig Spaß, musste sie sich eingestehen.

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