Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)
das Ganze vielleicht Gefahren, von denen er noch nichts ahnte?
Unsinn, dachte Athan und verdrängte diesen Gedanken. Natürlich bestand für ihn keinerlei Gefahr. Er würde seinen Plan durchführen, sein Ziel erreichen und der Sache dann den Rücken zuwenden – völlig unversehrt natürlich.
Weder Marisas hohe Wangenknochen noch ihre Alabasterhaut stellten eine Gefahr dar, weder ihre meerblauen Augen noch ihr zarter, sinnlicher Mund …
Auch diese Gedanken verdrängte Athan und versuchte, sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren.
„Entschuldigung, was sagten Sie gerade?“, fragte er. Dann wurde ihm bewusst, dass Marisa ihn einfach ansah.
Sie errötete leicht und senkte schnell die Lider mit den unendlich langen Wimpern. Doch Athan hatte schon gesehen und erkannt, was in ihren Augen zu lesen gewesen war.
Marisa hatte das Gefühl, ihr Gesicht würde brennen. Sie hatte zwar schnell den Blick abgewandt, doch es war zu spät gewesen: Sie hatte nicht verbergen können, was Athan in ihr auslöste, wenn er sie nur ansah. Ihr wurde heiß, dann kalt, und sie erschauerte unwillkürlich. Verzweifelt versuchte sie sich zu beruhigen, doch ihr Herz schlug wie wild.
Wie konnte das bloß sein? Sie war schließlich nur mit Athan hier, weil er sie ins Theater und dann zum Essen eingeladen hatte. Das hier war doch keine romantische Verabredung! Und außerdem ist er für mich praktisch ein Fremder, ich weiß ja gar nichts über ihn, dachte Marisa. Aber offenbar wusste sie genug.
Sie wusste, dass Athan sie nicht nur eingeladen hatte, weil er nicht allein ins Theater gehen wollte. Das sagte sein Blick ganz klar. Doch auf der anderen Seite ging er mit ihr um wie mit der Frau eines guten Freundes …
Marisa beschloss, sich von nun an aufs Essen zu konzentrieren, unverfänglich zu plaudern – und ihr Gegenüber auf keinen Fall noch einmal so anzusehen. Und sie würde es ignorieren, wenn Athan sie ansah.
Es erforderte all ihre Selbstbeherrschung, doch ab sofort wich sie seinem Blick aus, plauderte fröhlich und ignorierte seine faszinierenden golden gesprenkelten Augen und die Linien, die sich bei jedem Lächeln rund um seinen Mund bildeten. Auch seine langen, kräftigen schlanken Finger, mit denen er das Weinglas hielt, beachtete sie nicht, ebenso wenig wie seine tiefe Stimme mit dem markanten Akzent ihre Sinne intensiv ansprach und vibrieren ließ …
Insgeheim sehnte Marisa sich jedoch den ganzen Abend danach, diesen atemberaubenden Mann mit jeder Faser zu spüren und seine starke, maskuline Präsenz zu genießen.
Auf der Rückfahrt nach Holland Park war Marisa nervös und unruhig. Sie glitt zum äußersten Ende des Rücksitzes, legte bewusst ihre Handtasche zwischen sich und Athan und sprang praktisch aus dem Wagen, sobald sie ankamen. Im Fahrstuhl plauderte sie ebenso munter wie belanglos weiter und dachte bewusst nicht daran, wie eng der Raum war, in dem sie und dieser faszinierende Mann sich befanden – und niemand sonst.
Kaum gingen die Fahrstuhltüren auf, stand sie auch schon im Flur. „Vielen Dank für den schönen Abend“, sagte sie betont fröhlich. „Das war sehr nett von Ihnen, ich hatte sehr viel Spaß. Gute Nacht!“
Athan merkte, dass Marisa ihn auf Distanz halten wollte. Und vorerst würde er sich darauf einlassen. „Gute Nacht, Marisa“, erwiderte er und lächelte leicht. „Schön, dass Ihnen der Abend gefallen hat. Mir hat er auch viel Spaß gemacht.“
Er sah, wie sie ganz leicht errötete, bevor sie sich abwandte und die Tür ihres Apartments aufschloss. Täuschte er sich, oder zitterte ihre Hand leicht? War es aus dem Grund, den er sich erhoffte?
Nachdem sie ihm noch einmal kurz zugewinkt hatte, betrachtete Athan ihre geschlossene Tür. Ihm gingen Gedanken durch den Kopf, die seinem Plan in die Quere kommen konnten und reine Zeitverschwendung waren.
Abrupt wandte er sich um und ging zu seinem Apartment. Den ersten Schritt seines Plans hatte er umgesetzt wie geplant. Nun galt es, den nächsten Schritt zu machen. Athan musste wieder an den Plan denken, der ihm beim Essen gekommen war. Eine einfache, wirkungsvolle Idee, die zweifellos für immer einen Keil zwischen Marisa und Ian treiben würde – und das innerhalb kürzester Zeit.
„Wollen Sie ihn nicht aufmachen?“, fragte Athan, als Marisa den verschlossenen Umschlag betrachtete, den er vor ihr auf den Tisch im Restaurant gelegt hatte. Seinen amüsierten Tonfall kannte sie inzwischen gut. Athan klang dann immer so, als fände er
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