Liebesmaerchen in New York
nicht nur für ein paar gestohlene Augenblicke wie diesen. Nur ein einziges Mal in seinem Leben hatte er etwas mit dieser Intensität gewollt. Dabei war es um etwas Abstraktes, nicht Greifbares gegangen: um die Kunst. Damals hatte er erkennen müssen, dass dieser Traum nie Wirklichkeit werden würde.
Hester jedoch war hier in seinen Armen. Er konnte sie fühlen, schmecken. Sie war kein Traum, sondern die Frau, die er liebte und begehrte. Ja, er würde sie haben. Und wenn er, um sie zu erobern, sich alle möglichen Spielchen ausdenken müsste, dann würde er es eben tun, bis ihr Widerstand Schritt um Schritt verschwinden würde.
Er hob die Hand und fuhr mit den Fingern durch ihr Haar. »Ich glaube, die Jungs kommen gleich zurück.«
»Wahrscheinlich.« Ihre Lippen suchten wieder die seinen. »Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit«, flüsterte sie.
»Lass mich heute Nacht zurückkommen.«
»O Mitch.« Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Zum ersten Mal seit vielen Jahren befanden sich die Frau und die Mutter in ihr im Widerstreit. »Ich will dich. Du weißt, dass ich dich will, nicht wahr?«
Er fühlte ihr Herz heftig an seiner Brust schlagen. »Ich glaube, das hast du mir schon deutlich gemacht.«
»Ich wünschte, wir könnten diese Nacht zusammen sein. Aber da ist Red.«
»Ich weiß, wie du darüber denkst, Hester …« Er strich ihr mit der Hand über die Arme. »Sollten wir ihm nicht ehrlich sagen, dass wir uns gernhaben und zusammen sein wollen?«
»Mitch, er ist doch noch so klein.«
»Nicht zu klein, um das zu verstehen. Er sollte wissen, was wir füreinander fühlen und dass zwei erwachsene Menschen, die so viel füreinander empfinden, das auch zeigen wollen.«
Es klang so einfach, so logisch, wie Mitch es sagte. Sie versuchte ihre Gedanken zu sammeln und trat einen Schritt zurück. »Mitch, Red liebt dich, und er liebt dich mit der Rückhaltlosigkeit und Unschuld eines Kindes.«
»Ich liebe ihn auch.«
Sie sah ihm in die Augen. »Ja, ich glaube, das tust du, und deshalb wirst du mich hoffentlich verstehen. Wenn ich Red in diesem Augenblick mit einbeziehe, würde er sich noch mehr auf dich verlassen, als er es ohnehin schon tut. Er könnte in dir …«
»… einen Vater sehen«, führte Mitch den Satz zu Ende. »Und du willst nicht, dass er einen Vater hat, Hester, nicht wahr? So ist es doch?«
»Das ist nicht fair.« Hesters Augen blitzten zornig.
»Vielleicht nicht. Aber ich an deiner Stelle würde einmal ernsthaft darüber nachdenken.«
»Du solltest nicht so harte Dinge sagen, nur weil ich nicht mit dir schlafen will, wenn mein Sohn nebenan liegt.«
Er packte sie so heftig am Arm, dass sie ihn überrascht anstarrte. Sie hatte ihn schon verärgert gesehen, aber nie so wütend.
»Verdammt noch mal! Begreifst du denn nicht, wovon ich rede? Wenn ich nur Sex wollte, brauchte ich nur nach unten zu gehen und den Telefonhörer aufnehmen. Sex ist leicht zu haben, Hester. Dazu braucht man nur zwei Leute mit ein bisschen Zeit.«
»Es tut mir leid.« Sie schloss die Augen und war beschämt. »Das war dumm von mir, Mitch. Aber ich habe ständig das Gefühl, mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Ich brauche mehr Zeit.«
»Ich auch. Aber ich brauche Zeit, um mit dir zusammen zu sein.« Er ließ die Arme sinken und steckte die Hände in die Tasche. »Ich weiß, dass ich dich bedränge. Aber ich werde nicht damit aufhören, weil ich an uns glaube.«
»Ich wünschte, das könnte ich auch. Ehrlich. Aber es steht zu viel für mich auf dem Spiel.«
Für mich auch, dachte Mitch, war aber beherrscht genug, es nicht auszusprechen. »Lassen wir das Ganze eine Weile ruhen. Was meinst du, hast du Lust, mit Red und mir heute Abend am Time Square ein paar Spielchen zu machen?«
»Natürlich! Red wird begeistert sein.« Hester trat auf ihn zu. »Und ich auch.«
»Das sagst du jetzt. Aber wenn ich dich durch meine Überlegenheit geschlagen habe, wirst du anders darüber denken.«
»Ich liebe dich.«
Mitch musste an sich halten, um sie nicht zu packen. »Sagst du mir Bescheid, wenn du dich an diesen Gedanken gewöhnt hast?«
»Du wirst die erste Person sein, der ich es sage.«
Er griff nach der Karte, die Red für ihn gemacht hatte. »Sag Red, ich hätte mich unheimlich gefreut.«
»Mach ich.« Er war schon fast zur Tür hinaus, als sie hinter ihm herrief. »Mitch, warum kommst du nicht morgen Abend zum Essen? Ich mache einen Braten.«
Er neigte den Kopf zur Seite. »So einen mit kleinen Kartoffeln und
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