Liebesnacht auf Kefalonia
bringen“, erklärte Iorgos.
„Ist das so schlimm? Schließlich müssen wir ihn doch irgendwann einmal besuchen, oder?“
Mick stieß einen verächtlichen Laut aus und trat ans Fenster.
„Eine Weigerung wäre äußerst unklug“, warnte Iorgos.
Mick wandte sich nicht um. „Ich weiß. Mir ist klar, dass wir es tun müssen.“
Zum ersten Mal in ihrer Ehe kam er an diesem Abend nicht zu ihr ins Bett. Kate machte sich besorgt auf die Suche nach ihm und fand ihn auf dem Sofa im Salon vor – in Gesellschaft der Whiskykaraffe.
Kate kniete sich neben ihn. „Was ist los, Liebling? Bitte, rede mit mir.“
Traurig blickte er sie an. „Die Realität, von der ich einmal gesprochen habe, hat uns eingeholt. Und nun lass mich allein. Ich muss nachdenken.“
Von einer unerklärlichen Angst erfüllt, ging sie ins Schlafzimmer zurück.
7. KAPITEL
Den ersten Blick auf Kefalonia erhaschte Kate aus dem Privatjet der Firma. Trotz allen Unbehagens der letzten Woche verspürte sie angesichts der felsigen Landschaft eine gewisse Vorfreude. Vielleicht würde jetzt alles wieder so wie vorher werden.
Seit dem Ruf seines Vaters hatte eine sonderbare Spannung zwischen ihr und Mick geherrscht, die sie nicht beseitigen konnte, sosehr sie sich auch bemühte. Selbst wenn er mit ihr schlief, wirkte Mick unnahbar. Die Wärme und Unbeschwertheit, die ihre Intimitäten früher geprägt hatten, waren plötzlich verschwunden. Zum ersten Mal war sie beinahe froh, dass er auf Verhütung achtete, denn sie wollte nicht, dass ihr Baby in einer solchen Atmosphäre gezeugt wurde.
Zu ihrem größten Erstaunen hatte Mick ihr geraten, Sommersachen und Badeanzüge einzupacken.
„Es ist doch erst April“, hatte sie geantwortet. „Wie lange werden wir auf Kefalonia bleiben?“
„Ich bin Grieche, Katharina.“ Seine Stimme klang kalt. „Die Villa Dionysius ist mein Heim.“
„Entschuldigung. Ich dachte, dein Heim wäre bei mir. Wenn du es wünschst, richte ich mich natürlich auf einen unbegrenzten Aufenthalt ein.“
In der verbleibenden Zeit las sie alles über die Insel und deren Geschichte, was sie finden konnte. Da Kefalonia 1953 von einem Erdbeben größtenteils verwüstet worden war, hatte man fast alle Gebäude neu errichtet.
Das Haus der Familie Theodakis, die Villa Dionysius, hatte die Katastrophe jedoch unbeschadet überstanden. Und bald würden sie dort sein.
Kates Nervosität wuchs, obwohl dazu eigentlich keinerlei Grund bestand. Mick und sein Vater mochten zwar in der Vergangenheit gestritten haben, aber nun war eine Versöhnung fällig. Vielleicht würde die Eheschließung dazu beitragen. Und das war doch gut, oder?
Die von hohen Pinien umgebene Villa war ein lang gestrecktes, einstöckiges Gebäude mit weißen Mauern und verblassten Terrakottaziegeln. Blühender Wein und üppige Kletterpflanzen rankten um den Eingang und die Fenster. Der Garten glich einem Blütenmeer.
Als sie aus dem Wagen stieg, roch Kate das Harz und hörte das Zirpen der Zikaden. Durch die Bäume sah sie unterhalb der Felsen das türkisblaue Meer, auf dem weiße Schaumkronen tanzten.
Es war verrückt, sich Sorgen zu machen, dachte sie. Dies ist das Paradies.
Die hohe Doppeltür der Villa schwang auf, und es erschien eine Frauengestalt. Sie war groß und schlank, das schwarze Haar fiel ihr wie ein Vorhang über den Rücken. Ihr Teint war makellos hell, die mandelförmigen Augen standen ein wenig schräg. Mit den leuchtend rot geschminkten Lippen und dem figurbetonten weißen Kleid wirkte sie wie eine exotische Blume.
Kate stockte der Atem, als sie merkte, wie Mick neben ihr erstarrte. Sekundenlang rührte die Frau sich nicht von der Stelle. Sie schien die Neuankömmlinge durch ihren theatralischen Auftritt beeindrucken zu wollen.
„Willkommen daheim, mon cher .“ Ihre Stimme klang sinnlich. „Du hättest nicht so lange fortbleiben dürfen.“ Sie ging auf Mick zu, schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihn auf den Mund. „Hm … Du schmeckst so gut wie immer.“ Dann wandte sie sich Kate zu. „Und das ist deine Frau.“ Ihr Blick glitt über das dunkelgrüne Seidenkostüm mit dazu passendem Top, das Kate für die Reise gewählt hatte. „Möchtest du mich nicht vorstellen?“
„Ich weiß, wer Sie sind“, erwiderte Kate ruhig. „Sie sind Victoria.“
Das Model war also nicht vom Erdboden verschwunden, wie Sandy behauptet hatte, sondern hier auf Kefalonia und wohnte in Micks Haus. Aber warum?
„Ich bin geschmeichelt.“ Victoria
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