Liebesnacht auf Kefalonia
kann.“
„Dir bleibt leider nichts anderes übrig. Wir müssen duschen und dann zu meinem Vater gehen.“ Er richtete sich auf. „Er schätzt es nicht, wenn man ihn warten lässt.“
„Natürlich.“ Sie rekelte sich wohlig, als Mick im Bad verschwand.
Plötzlich hielt sie inne. Eigentlich bin ich keinen Deut klüger, was Victoria oder Micks Verhältnis zu ihr betrifft, überlegte sie ratlos. Ihre Sorgen waren durch das leidenschaftlichste Liebesspiel seit Tagen besänftigt, aber nicht beseitigt worden. Aber ich brauche Antworten, dachte sie.
Aristoteles Theodakis stand am Fenster des Salons, als sie hereinkamen, eine dunkle Gestalt vor dem sonnenüberfluteten Meerespanorama. Stirnrunzelnd drehte er sich zu ihnen um, seine Haltung verriet Kraft und eine gewisse Aggressivität. Er war nicht so groß wie Mick, aber kräftiger gebaut. Sein dichtes Haar war silbergrau, und seine Augen unter den buschigen Brauen blickten durchdringend.
Zweifellos ein gut aussehender, charismatischer Mann, dachte Kate, als sie Hand in Hand mit Mick auf ihn zuging. Trotzdem wunderte es sie, dass Victoria den Sohn wegen des Vaters verlassen hatte.
Sie schaute sich um. Der geräumige Salon war eher behaglich als übertrieben luxuriös möbliert. Kühle, klare Farben dominierten, es gab kaum Bilder oder Ziergegenstände. Eine der wenigen Ausnahmen bildete ein großes Porträt einer dunkelhaarigen Frau mit ernster Miene über dem riesigen Kamin. Kate vermutete, dass es sich um die verstorbene Regina Theodakis handelte.
Es befanden sich noch andere Personen im Zimmer – eine große Blondine, neben der ein junges Mädchen mit dunklem Haar und dunklen Augen stand, dessen hübsches Gesicht einen trotzigen Ausdruck zeigte.
Mick blieb vor seinem Vater stehen und neigte kühl den Kopf. „Papa.“
Aristoteles Theodakis würdigte Kate keines Blickes. „Seit Monaten versuche ich meine Tochter daran zu hindern, sich wegen eines mittellosen Niemands zum Narren zu machen“, sagte er in der Landessprache. „Und jetzt tut mein Sohn das Gleiche. Ich hatte andere Pläne mit dir, Mikis.“
Ehe Mick darauf antworten konnte, warf Kate auf Griechisch ein: „Vielleicht sind Ihre Kinder alt genug, um selbst über ihr Schicksal zu entscheiden, kyrie .“
Er drehte sich so abrupt zu ihr um, dass sie befürchtete, streng zurechtgewiesen zu werden. „Sie sprechen also unsere Sprache.“
„Nicht besonders gut, aber Michael gibt mir Unterricht.“
„Hm.“ Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß und registrierte wohlwollend ihr schlichtes Outfit. „Womöglich ist er gar nicht so dumm, wie ich dachte.“ Er trat vor und breitete die Arme aus. Nach kurzem Zögern erwiderte Mick die Begrüßung.
„Setz dich.“ Aristoteles zeigte auf eines der weich gepolsterten Sofas. „Ismene bringt dir Eistee. Deiner Frau und Linda zuliebe werden wir Englisch sprechen, Mikis.“ Er deutete auf die Blondine. „Katharina, dies ist die Cousine meiner verstorbenen Frau, Linda Howell. Sie war die Gesellschafterin meiner Tochter.“
„Und könnte es noch immer sein“, meinte Ismene schmollend, während sie Tee in hohe Gläser goss. „Warum darf ich nicht bei ihr in Sami wohnen?“
„Weil sie zu nachsichtig mit dir wäre“, erklärte ihr Vater. „Du würdest ständig fortlaufen, um dich mit Petros Alessou zu treffen, und sie würde nichts dagegen unternehmen.“
„Es ist schwer, Ismene die Begegnung mit einem jungen Mann zu verbieten, den sie seit der Kindheit kennt.“ Linda hatte einen leichten amerikanischen Akzent. Sie sah Kate bedauernd an. „Dieses Problem ist Dauerthema bei uns.“
„Es gibt kein Problem“, behauptete Ari Theodakis grollend. „Ismene wird den jungen Alessou nicht mehr sehen, und damit Schluss.“ Er stieß einen verächtlichen Laut aus. „Ein frisch gebackener Arzt mit nichts auf der Bank als seinen Idealen. Eine fabelhafte Partie für meine Tochter. Ganz zu schweigen von dem Ärger mit seinem Vater. Seit Wochen habe ich nicht mehr richtig Backgammon gespielt.“ Hoffnungsvoll schaute er Kate an. „Kannst du es?“
„Nein“, log sie. In Anbetracht des geradezu fanatischen Eifers, mit dem die Griechen sich diesem Zeitvertreib widmeten, hatte sie nicht die geringste Chance.
„Mikis wird dich auch das lehren – an den Abenden, während ihr auf die Geburt meines Enkels wartet.“
Kate wurde feuerrot. „Mr. Theodakis, ich bin nicht …“
Hilfe suchend wandte sie sich zu Mick um, der die Szene mit ausdrucksloser Miene
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