Liebesnacht im Wuestenpalast
Sie Jacques meinen … dann ja. Er ist sicher besorgt.“
Shafir dachte daran, was Jacques gemacht hatte, als er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er hatte den Arm um Zaras Schulter gelegt. „Glauben Sie das wirklich?“
„Natürlich. Wären Sie nicht besorgt, wenn der wichtigste Mensch in Ihrem Leben verschwindet?“
Shafir machte einen Schritt zurück und sagte: „Sie sind der wichtigste Mensch in seinem Leben?“
„Ja“, sagte sie leise, ohne ihn dabei anzusehen.
„Sie haben mir doch versichert, dass Sie nicht seine Freundin sind. Dass er kein Lösegeld für Sie zahlt, weil Sie ihm nichts bedeuten.“
„Ich habe gelogen. Ich bin seine Freundin.“
Log sie jetzt? Oder hatte sie vorher gelogen? Egal, jedenfalls wusste er jetzt, dass er ihr nicht trauen konnte. Was für Lügen hatte sie ihm wohl noch aufgetischt?
Jacques hatte immer behauptet, dass sie ihm nachgestellt hatte. Stimmte es also wirklich? Hatte seine Familie recht? War diese schöne, strahlende Frau nur ein intrigantes Miststück, das reiche Männer umgarnte, selbst wenn sie damit andere Frauen unglücklich machte?
Shafir strich sich mit der Hand über die Augen und fragte sich, ob Megan eine Ahnung hatte, was Jacques Zara bedeutete. Dass er der wichtigste Mensch in ihrem Leben war. Wahrscheinlich interessierte sie das überhaupt nicht.
Plötzlich wurde ihm alles zu viel.
Zum Teufel. Er nahm sein Hightech-Satellitentelefon aus der Tasche. Sollte sie doch Jacques anrufen. Dann konnte er selbst hören, wer hier log. Megan oder Jacques … oder beide.
Er hielt ihr das Telefon hin und sah, wie sich ihre Augen vor Erstaunen weiteten. „Dann rufen Sie ihn an. Mal sehen, ob er angerannt kommt.“
„Mit Sicherheit wird er kommen. Nicht jeder Mann ist so unzivilisiert wie Sie.“
Das war fast zu viel für ihn, doch er hielt sich zurück. Er wollte nicht auf ihre Provokationen eingehen. Stattdessen atmete er tief durch und sagte so ruhig wie möglich: „Es ist kein Mobiltelefon, hier in der Wüste funktioniert es besser. Sie müssen sich ganz dicht ans Fenster stellen, damit sie guten Empfang haben.“
Den Bruchteil einer Sekunde später riss sie ihm das Telefon aus der Hand. Die kurze Berührung ihrer Hände wirkte wie elektrisierend auf ihn.
Es machte ihn fassungslos, wie heftig er auf sie reagierte. Er war schließlich kein Junge mehr.
Er hatte viele Frauen gehabt. Von Frauen, für die körperliche Liebe eine Kunst war, hatte er alles über die Lust gelernt und bis zur Perfektion geübt … aber er konnte sich nicht erinnern, wann eine einfache Berührung ihn das letzte Mal so erregt hatte.
Als er wieder zur Besinnung kam, telefonierte sie schon. Dabei drehte sie ihm den Rücken zu und blickte durch die großen Fensterscheiben.
„Mum? Hallo. Ich wollte dir nur sagen, dass ich noch hier in Dhahara bin.“
Ungläubig sah er auf Megans Rücken. Sie sprach mit ihrer Mutter!
Sie hatte gar nicht bei Jacques angerufen.
Megans freie Hand fuhr gestikulierend durch die Luft, während sie sprach … und ihrer Mutter von der Farbe erzählte, die der Sand beim Sonnenuntergang in der Wüste hatte. Dann stellte sie alltägliche Fragen nach ihrem Vater, der Ernte, dem Wetter. Klar. Das waren die wichtigen Dinge des Lebens.
Aber dann verkrampfte sich jeder Muskel seines Körpers, als sie sagte: „Ich liebe dich auch, Mum. Kann ich noch kurz mit Alyssa sprechen?“
Mit ihrer Schwägerin. Der Journalistin. Shafir hechtete vorwärts und riss ihr das Telefon aus der Hand. „Nein, das werden Sie nicht!“
5. KAPITEL
„Was fällt Ihnen ein!“ Megan fuhr herum und funkelte Shafir wütend an. „Meine Mutter wird sich zu Tode ängstigen.“
„Sie haben sich bereits verabschiedet. Sie wird denken, dass die Verbindung zusammengebrochen ist.“ Shafir machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Sie erwartet mich bald zurück zu Hause.“
„Sie haben ihr gesagt, dass Sie noch in Dhahara sind. Sie sind eine erwachsene Frau. Sie wird annehmen, dass Sie ihr Bescheid sagen, bevor Sie abreisen.“
Megan hielt die Luft an und zählte innerlich bis zehn. Er hatte auf alles eine Antwort. Und zum Teufel, es klang auch noch vernünftig.
„Eure Hoheit, das Abendessen ist angerichtet.“ Aniyas singende Stimme hielt Megan davon ab, Shafir ins Gesicht zu sagen, was sie von ihm und seiner herablassenden Art hielt.
„Ich habe keinen Hunger.“ Essen war das Letzte, worauf sie jetzt Lust hatte.
Vor allem, wenn sie dabei im gleichen Raum sitzen musste wie er
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