Liebesnacht im Wuestenpalast
seiner Großmutter kannte. Sie hatte von Scheherazade erzählt, die sich endlos Geschichten ausgedacht hatte, um sich vor dem Tod zu retten. Jede Nacht hatte sie den Sultan damit bezaubert.
Und genauso verzauberte Megan ihn … Er kam sich vor, als wäre er Wachs in ihren Händen. Verdammt, er konnte ja nicht einmal mehr klar denken!
Zum ersten Mal im Leben war Shafir von Leidenschaft überwältigt. Bisher hatte kühle Vernunft seine Gedanken bestimmt. Aber jetzt konnte er nur noch an Megan denken. Er stellte sich vor, was er alles mit ihr machen wollte: sie lieben, mit ihr reden, mit ihr leben.
In den letzten Stunden hatte er sogar daran gedacht, sie zu bitten, in Dhahara zu bleiben. Als seine Geliebte.
Aber wenn er das tat, würde seine Familie ihn für genauso verrückt halten wie sie. Was für ein Durcheinander!
Nachdem er sich lange ruhelos hin und her gewälzt hatte, kam er kurz nach Mitternacht zu einem Entschluss. Am nächsten Tag wollte Sharif in die Stadt fahren. Er würde Garnier zur Rede stellen – und dann würde er Zara die schmerzhafte Wahrheit sagen.
Anschließend musste er dann die Kraft aufbringen, sich bei Megan zu entschuldigen. Weil er sie falsch eingeschätzt hatte. Sie hatte jedes Recht der Welt, ihn ein Schwein zu nennen.
Sie fuhren so schnell durch die Wüste, als wären Schakale hinter ihnen her.
„Warum hast du es so eilig?“, fragte Megan und warf dem Mann neben sich einen Blick zu.
Shafir war seit gestern Abend still und grüblerisch.
Gestern Abend … Megan wollte nicht daran denken. Diese Leidenschaft, die sie mit aller Macht überwältigt hatte. Die Glut, die sie in ihren Berührungen gespürt hatte. Das kühle, samtene Wasser und die Hitze seines Mundes … Oh Gott. Wie sollte sie das je wieder vergessen?
„Ich muss in die Stadt. Zu einer Konferenz“, antwortete er.
Sie konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt. „Heute?“
„Morgen.“
Es hätte sie nicht überrascht, wenn die Konferenz erst an diesem Morgen anberaumt worden wäre – wenn sie überhaupt stattfand. Megan glaubte Sharif keine Sekunde lang, dass sie deshalb nach Katar fuhren.
Was gestern am Pool passiert war, konnte aber wohl kaum der Grund für die überstürzte Abreise sein. Denn Shafir war kein Mann, der sich von Leidenschaft überwältigen ließ. Dazu war er zu selbstbeherrscht. Megan runzelte die Stirn. Ja, das Erlebnis am Pool hatte bestimmt überhaupt keine Bedeutung für ihn. Es musste mit seiner Familie zu tun haben. Mit der Hochzeit seiner Cousine.
Megan hatte sich über sich gewundert. Dass sie so wenig Lust hatte, den Palast zu verlassen und in die Stadt zurückzukehren, war seltsam. Aber wenn sie jetzt ging, würde sie die Erinnerungen an Dhahara mitnehmen, an die Welt, die Shafir ihr gezeigt hatte. Und Megan wollte sie wie einen Schatz hüten.
„Wenn du erst morgen eine Konferenz hast, können wir doch sicher etwas langsamer fahren? Damit Eure Hoheit auch heil in Katar ankommt.“
Er warf ihr einen wütenden Blick zu.
Prompt geriet der Wagen ins Schlingern, doch Megan hatte keine Angst, als sie sich an ihrem Sitz festhielt. „Siehst du? Das meine ich.“
Shafir drückte auf einen Knopf und ließ die Scheibe zum Fahrer herunter. Er rief dem Chauffeur etwas auf Arabisch zu. „Shway, shway.“
Inzwischen wusste Megan, was das bedeutete: Langsam. Sie entspannte sich etwas.
„Es war ein Kamel.“
„Ein Kamel?“
„Ein wildes Kamel ist über die Straße gelaufen.“
„Oh nein! Haben wir es angefahren?“ Sie hatte nicht gemerkt, dass etwas gegen den Wagen geprallt wäre.
„Nein, nein. Es gibt hier viele wilde Kamele. Die ganze Wüste ist voll von ihnen.“
„Ich bin ganz verliebt in diese Tiere. Sie haben so schöne Augen und Wimpern.“
„Ich dachte, du magst ihre weichen Nasen ganz besonders.“
„Ach, ich mag einfach alles an ihnen.“
Shafir konnte nicht glauben, dass sie jetzt ausgerechnet über Kamele sprachen. Nachdem er sekundenlang geschwiegen hatte, sagte er: „Ganz in der Nähe gibt es eine Kamelfarm, wo Rennkamele gezüchtet werden.“
„Oh, können wir vielleicht kurz dort anhalten? Bitte!“
Er presste die Lippen aufeinander.
„Ja, schon gut. Ich weiß, du hast eine Konferenz.“
Eine Stunde später wurde der Wagen langsamer, und Shafir sah, wie Megan die Augen öffnete. Sie streckte die Arme, und ihre Brüste zeichneten sich deutlich unter dem engen T-Shirt ab. Er unterdrückte ein Stöhnen.
„Du bist ja wach.“
Sie spürte
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