Liebesnacht mit einem Mörder
versöhnen, denn sie ist Ihnen wirklich wichtig.«
»Allmählich gibt es, verdammt noch mal, zu viele Menschen, die mir wirklich wichtig sind.«
Plötzlich erschien auf dem Bildschirm des hausinternen Links Summersets verkniffenes Gesicht. »Lieutenant, Ihre Gäste haben bereits nach Ihnen gefragt.«
»Hauen Sie ab.« Als Mira ein Lachen unterdrückte, verzog sie den Mund zu einem schmalen Lächeln. »Wenigstens gibt es einen Menschen, über dessen Gefühle ich mir keine Gedanken machen muss. Aber ich hätte Ihnen nicht den Abend verderben sollen.«
»Das haben Sie auch nicht getan. Gespräche mit Ihnen sind für mich stets ein Genuss.«
»Tja…« Eve wollte die Hände in die Hosentaschen stecken, als ihr einfiel, dass sie ja keine Hose trug. Leise seufzend schaute sie Mira an. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, noch eine Minute auf mich zu warten? Ich möchte kurz etwas aus meinem Arbeitszimmer holen.«
»In Ordnung. Darf ich mir so lange die Bücher ansehen?«
»Selbstverständlich, so viel Sie wollen.« Da sie keine Zeit verlieren wollte, nahm Eve statt der Treppe dieses Mal den Lift. In weniger als drei Minuten war sie wieder da, Mira jedoch saß bereits, in ein Buch vertieft, erneut in einem Sessel.
»Jane Eyre. « Geradezu widerwillig legte sie das Werk zur Seite. »Das habe ich nicht mehr gelesen, seit ich ein Mädchen war. Es ist so romantisch, dass es einem direkt zu Herzen geht.«
»Sie können es sich ausleihen, wenn Sie wollen. Roarke hat sicher nichts dagegen.«
»Ich habe eine eigene Ausgabe davon. Ich habe mir nur nie die Zeit genommen, das Buch noch mal zu lesen. Trotzdem vielen Dank.«
»Ich wollte Ihnen das hier geben. Es ist noch etwas früh, aber… vielleicht sehe ich Sie ja bis Weihnachten nicht mehr.« Unbeholfen hielt sie Mira die elegant verpackte kleine Schachtel hin.
»Oh, wie nett von Ihnen.« Mit unverhohlener Freude nahm Mira das Paket entgegen. »Darf ich es jetzt schon aufmachen?«
»Klar, so macht man es doch wohl, oder?« Eve trat ungeduldig von einem Bein aufs andere, während Mira vorsichtig die Schleife aufzog und die Seiten des Papiers sacht zur Seite zog.
»Meine Familie treibe ich ebenfalls mit diesem Verhalten in den Wahnsinn«, erklärte sie mit einem leisem Lachen. »Ich bringe es einfach nicht übers Herz, ein Päckchen achtlos aufzureißen, denn ich hebe das Papier und die Bänder sorgfältig auf. Inzwischen habe ich schon einen ganzen Schrank voll davon, nur dass ich regelmäßig vergesse, die Sachen jemals zu benutzen. Aber…« Sie brach ab, als sie den Deckel der Schachtel abnahm und die Parfümflasche fand. »Wie hübsch. Und es ist sogar mein Name eingraviert.«
»Es ist eine Art personalisierter Duft. Man beschreibt dem Typen das Aussehen und die Persönlichkeit des Menschen, und dann kreiert er einen individuellen Duft.«
»Charlotte«, murmelte Mira gerührt. »Ich war mir gar nicht sicher, dass Sie meinen Vornamen kennen.«
»Ich schätze, ich habe ihn irgendwann einmal aufgeschnappt.«
Mira musste blinzeln. »Das ist ein herrlich persönliches Geschenk.« Sie stellte die Flasche an die Seite, stand auf und nahm Eve vor Rührung in die Arme. »Vielen herzlichen Dank.«
Erfreut und gleichzeitig verlegen blieb Eve stocksteif stehen. »Freut mich, dass es Ihnen gefällt. Ich bin noch reichlich unbeholfen auf dem Gebiet der Schenkerei.«
»Aber Sie haben Ihre Sache hervorragend gemacht.« Sie trat einen Schritt zurück und umfasste mit beiden Händen Eves Gesicht. »Ich bin wirklich stolz auf Sie. Und jetzt muss ich mir die Nase pudern, denn eine andere Weihnachtstradition von mir ist es, immer ein paar Tränen über besonders gelungene Geschenke zu vergießen. Ich weiß, wo die Toiletten sind«, fügte sie hinzu und tätschelte Eve liebevoll die Wange. »Gehen Sie, tanzen Sie mit Ihrem Mann, und trinken Sie etwas zu viel von dem köstlichen Champagner. Die Welt draußen hat bis morgen Zeit.«
»Ich muss ihn aufhalten.«
»Das werden Sie auch tun. Aber heute Abend brauchen Sie Ihr Leben. Gehen Sie, finden Sie Roarke, und nehmen Sie Ihr Leben mit aller Freude und schwungvoll in die Hand.«
17
E ve nahm den Vorschlag an. Es war gar nicht so übel, überlegte sie, sich ein wenig zu betrinken, in den Armen ihres Mannes zu einer verträumten Melodie durch einen mit Farben, Licht und Duft erfüllten Raum zu schweben und alles Bedrohliche zu vergessen.
»Damit kann ich durchaus leben«, murmelte sie.
»Hmm?«
Als seine Lippen sanft ihr Ohr
Weitere Kostenlose Bücher