Liebesnacht mit einem Mörder
hielt ihr ein zu den Schuhen passendes lächerlich kleines Abendtäschchen hin.
»Sonst noch was?«
»So bist du perfekt.« Er lächelte, als er das Piepsen zum Zeichen der Ankunft des ersten Wagens vor dem Tor des Anwesens vernahm. »Und tatsächlich pünktlich. Lass uns zusammen runtergehen, damit ich mit meiner Frau angeben kann.«
»Ich bin doch kein Schoßhund«, murmelte sie giftig, und er lachte vergnügt auf.
Innerhalb von einer Stunde war das Haus erfüllt mit Leuten, Lachen, Helligkeit und Musik. Eve sah sich im Ballsaal um und war von Herzen dankbar, dass Roarke niemals erwartet hätte, dass sie aktiv an der Vorbereitung solcher Feste teilnahm.
Riesige Tische bogen sich unter Silberplatten mit Schinken aus Virginia, französischer Ente, echtem Rindfleisch aus Montana, Hummer, Lachs und Austern aus den reichen Flussbetten auf Silas I sowie einer reichen Auswahl frisch am Vormittag geernteten und in grafischen Mustern angeordneten Gemüses. Nachspeisen, die selbst einen politischen Gefangenen im Hungerstreik in Versuchung führen würden, umgaben einen dreistöckigen Baum aus geradezu sündig kalorienreicher, mit schimmerndem Marzipanschmuck behängter Torte.
Sie fragte sich, weshalb es sie noch immer überraschte, was der Mann, mit dem sie die Ehe eingegangen war, zu bewerkstelligen vermochte.
An jedem Ende des Ballsaals stand eine mit Tausenden von weißen Lämpchen und Silbersternen reich geschmückte zimmerhohe Tanne. Durch die ebenfalls vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster war statt des trüben Schneeregens, der auf die Straßen platschte, das Hologramm einer verträumten Schneelandschaft, in der Paare auf einem silbrig weiß gefrorenen See gemächlich Schlittschuh liefen, während kleine Kinder auf schimmernd roten Schlitten eine sanfte Anhöhe hinunterrodelten, zu sehen.
Derartige Details, dachte sie zärtlich, waren typisch Roarke.
»He, Süße. Ganz allein auf diesem tollen Fest?«
Als sie eine Hand auf ihrem Hintern spürte, zog sie eine Braue in die Höhe, drehte wie in Zeitlupe den Kopf und bedachte McNab mit einem mörderischen Blick.
Er wurde erst rot, dann weiß, und schließlich wieder rot. »Himmel! Lieutenant. Madam.«
»Ihre Hand liegt auf meinem Hintern. Ich glaube nicht, dass Sie das wirklich wollen.«
Er riss seine Hand zurück, als hätte er sich an ihrem Allerwertesten verbrannt. »Gott. Mann. Scheiße. Ich bitte um Verzeihung. Ich hatte Sie nicht erkannt. Ich meine…« Er stopfte die Hand, von der er hoffte, dass sie ihn sie behalten lassen würde, tödlich verlegen in die Tasche. »Ich wusste nicht, dass Sie das sind… Sie sehen…« Damit verließen ihn endgültig die Worte.
»Ich glaube, Detective McNab versucht, dir ein Kompliment zu machen, Eve.« Roarke war wie aus dem Nichts neben den beiden aufgetaucht und musterte den panischen McNab, da er der Versuchung einfach nicht widerstehen konnte, mit einem scharfen Blick. »Nicht wahr, Ian?«
»Ja. Das heißt…«
»Wenn ich nämlich dächte, dass ihm klar war, dass er dir den Hintern tätschelt, müsste ich ihn umbringen.« Roarke streckte die Hand aus und schnipste ein imaginäres Stäubchen von der leuchtend roten Krawatte, die McNab trug. »Und zwar an Ort und Stelle.«
»Oh, das hätte ich schon selbst erledigt«, kam Eves trockene Antwort. »Sie sehen aus, als ob Sie einen Drink vertragen könnten, Detective.«
»Ja, Madam, das könnte ich.«
»Roarke, warum kümmerst du dich nicht um ihn? Mira ist gerade gekommen, und ich würde gerne mit ihr reden.«
»Mit Vergnügen.« Roarke legte einen Arm um McNabs Schulter und drückte einmal kräftig, aber scherzhaft gemeint zu. Wobei McNab gerne darauf verzichtete, dem Ernstfall ausgeliefert zu sein.
Der Weg durch den Raum dauerte länger, als Eve lieb war. Es überraschte sie, wie viele Menschen sich auf einer Party – selbst wenn sie kein bestimmtes Thema hatten – unterhalten wollten. Das war bereits Verzögerung genug. Dann jedoch entdeckte sie ihre Assistentin, die in der weiten, matt goldenen Hose und der kurzen ärmellosen Jacke so gar nicht nach Peabody aussah, und die zur Krönung des Ganzen noch am Arm von Charles Monroe durch die Tür geschlendert kam.
Mira, dachte Eve, könnte noch ein wenig warten. »Peabody. «
»Dallas. Wow, der Saal sieht wirklich umwerfend aus.«
»Ja.« Eve wandte sich mit einem giftigen Blick an Charles. »Monroe.«
»Sie haben wirklich ein phänomenales Heim, Lieutenant.«
»Ich kann mich nicht daran erinnern,
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