Liebesnacht mit einem Mörder
Eingangstreppe ab.
Sie hatte ihm alles bedeutet, hatte Jeremy gesagt. Noch vor einem Jahr hätte Eve die Bedeutung dieses Satzes nicht verstanden. Heute wusste sie genau, was ein Mensch mit dieser Aussage verband.
Sie blieb einen Moment sitzen und fuhr sich mit beiden Händen durch das bereits zerzauste, kurze Haar. Die Trauer des Mannes hatte heißes Mitgefühl in ihr geweckt. Das war eindeutig ein Fehler; es würde ihm nicht helfen und könnte die Ermittlungen behindern. Sie musste ihr Mitgefühl verdrängen, musste das Elend ignorieren, das sie empfunden hatte, als er beinahe in ihren Armen zusammengebrochen war.
Liebe siegte nun einmal nicht immer, erinnerte sie sich. Doch wenn sie gut genug war, konnte sie zumindest dafür sorgen, dass die Gerechtigkeit gewann.
Sie stieg aus, ließ ihren Wagen absichtlich stehen, stapfte zur Haustür, schälte sich, als sie den Flur betrat, aus ihrer Jacke, warf sie achtlos über den eleganten Pfosten am Fuß der geschwungenen Treppe – und sofort tauchte der knochige, bleichgesichtige Summerset mit missbilligender Miene auf. »Lieutenant.«
»Lassen Sie mein Fahrzeug genau dort, wo es steht«, erklärte sie und wandte sich der Treppe zu.
Er atmete hörbar durch die Nase ein. »Sie haben mehrere Nachrichten erhalten.«
»Die können warten.« In dem Gedanken an eine heiße Dusche, ein Glas Wein und ein zehnminütiges Schläfchen lief sie unbeirrt weiter.
Er rief ihr etwas nach, doch sie hörte ihm schon nicht mehr zu. »Lecken Sie mich am Arsch«, murmelte sie, öffnete die Tür des Schlafzimmers und alles, was in ihrem Inneren zu welken angefangen hatte, erblühte.
Roarke stand, bis zur Hüfte nackt, vor seinem breiten Schrank. Seine Rückenmuskel spielten sanft unter der straffen, leicht gebräunten Haut, als er ein frisches Hemd vom Bügel nahm. Er wandte seinen Kopf, und die Schönheit seines Gesichts – die sinnlich geschwungenen Lippen, die leuchtend blauen Augen und das liebevolle Lächeln, als er seine dichte schwarze Mähne mit einem leichten Schwung zurückwarf traf sie wie ein Hieb.
»Hallo, Lieutenant.«
»Ich dachte, du kämst erst in ein paar Stunden.«
Er legte das Hemd achtlos zur Seite. Sie hatte nicht gut geschlafen, dachte er besorgt, als er die dunklen Schatten unter ihren Augen bemerkte. »Ich bin gut durchgekommen.«
»So sieht’s aus.« Dann lief sie so schnell auf ihn zu, dass sie das überraschte und erfreute Blitzen seiner Augen gar nicht sah, und schmiegte sich an seine Brust.
Sie sog begierig seinen Duft in ihre Lungen ein, strich mit ihren Händen über seinen festen Rücken, vergrub ihr Gesicht in seinem Haar und seufzte selig auf.
»Ich habe dir anscheinend tatsächlich gefehlt«, murmelte er leise.
»Halt mich nur mal eine Minute fest.«
»So lange du willst.«
Ihrer beider Leiber passten zueinander wie die Teile eines Puzzles, und sie dachte an Jeremy Vandoren und den ihr von ihm gezeigten, verheißungsvollen Ring.
»Ich liebe dich.« Es war ein Schock für sie, die heißen Tränen in ihrem Hals zu spüren, und sie schluckte sie mühsam wieder herunter, ehe sie erklärte: »Tut mir Leid, dass ich dir das nicht öfter sage.«
Er hörte ihre Tränen, legte eine Hand in ihren steifen Nacken und begann ihn zu massieren. »Was ist los, Eve?«
»Jetzt nicht.« Sie trat einen Schritt zurück und umfasste sein Gesicht mit beiden Händen. »Ich bin einfach froh, dass du wieder da, dass du wieder zu Hause bist.« Lächelnd presste sie ihre Lippen auf seinen vollen Mund.
Das Gefühl von Wärme, Zärtlichkeit und eines nie gänzlich befriedigten Verlangens hüllte sie schützend in sich ein und ließ sie für ein paar Minuten alles andere vergessen.
»Wolltest du dich gerade umziehen?«, fragte sie an seinem Mund.
»Ja. Hmmm. Mach weiter«, murmelte er leise und nagte an ihrer Unterlippe, bis sie vor Leidenschaft erbebte.
»Tja, ich denke, das ist Zeitverschwendung.« Um es zu beweisen, schob sie ihre Hand zwischen ihrer beider Leiber und knöpfte entschlossen seine Hose auf.
»Da hast du völlig Recht.« Er öffnete ihr Schulterholster und schob es vorsichtig zur Seite. »Ich liebe es, dich zu entwaffnen.«
Mit einer schnellen Bewegung presste sie ihn gegen die geschlossene Schranktür. »Ich werde auch ohne Waffe mit dir fertig, Kumpel.«
»Das bleibt zu beweisen.«
Er war bereits hart, als sie ihn umfasste, und in seinen leuchtend blauen Augen flackerte ein dunkles, gefährliches Licht.
»Du hast schon wieder keine
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