Liebesnacht mit einem Mörder
bestand, suchten während ihrer ausgedehnten Mittagspause halt ein billiges Vergnügen. Wobei die Betonung auf dem Wort billig lag. Die aufstrebenden jungen Männer, die erst am Anfang ihrer Karriere standen, hatten nicht genügend Geld, um eine kleine Stripperin mit einem großen Trinkgeld zu beglücken.
Sie begnügten sich damit, zu glotzen und zu grölen.
Fünf Stunden harter Arbeit brachten ihr netto weniger als hundert Dollar und ein halbes Dutzend zweideutiger Angebote Betrunkener ein.
Um Heirat ging es dabei nie.
Dabei war es ihr größtes Ziel, geheiratet zu werden.
In der Nachmittagsschicht in einem Strip-Club fände sie niemals einen reichen Mann. Nicht mal in einem hochklassigen Club wie dem Sweet Spot. In den Abendstunden, wenn die Vizepräsidenten und Vorstandsvorsitzenden großer Firmen zusammen mit wichtigen Kunden hereingeschlendert kamen, standen ihre Chancen besser. Dann trug ihr eine Schicht locker einen, und wenn sie sich begrapschen ließ, vielleicht sogar zwei Riesen und vor allem jede Menge teurer Visitenkarten ein.
Früher oder später würde einer dieser Anzugträger mit dem breiten, blendend weißen Lächeln und den sorgfältig gepflegten, gierig zupackenden Händen einen Ring an ihren Finger stecken, um das Privileg genießen zu dürfen, ihr einziger Gespiele zu sein.
Dies alles war Teil des Plans, mit dem sie vor fünf Jahren aus Allentown in Pennsylvania nach New York gekommen war. In ihrer alten Heimat hatte sie mit ihrer Arbeit gerade genug Geld verdient, um nicht auf der Straße nächtigen zu müssen. Trotzdem war der Umzug nach New York ein Risiko gewesen. Hier gab es viel mehr Konkurrenz.
Und die Konkurrenz war jünger.
Im ersten Jahr nach ihrem Umzug hatte sie täglich zwei, und wenn sie sich noch hatte auf den Beinen halten können, drei Schichten gemacht. Sie war durch die diversen Clubs getingelt und hatte die obligatorischen vierzig Prozent ihrer Entlohnung an die Manager bezahlt. Es war ein hartes Jahr gewesen, doch sie hatte in der Zeit sogar etwas gespart.
Im zweiten Jahr hatte sie sich darum bemüht, eine Festanstellung in einem der besseren Nachtclubs zu bekommen. Es hatte fast zwölf Monate gedauert, schließlich jedoch hatte sie im Sweet Spot Fuß gefasst und das dritte Jahr darauf verwendet, sich von unten weit genug hinaufzukämpfen, bis sie schließlich der Star ihrer jeweiligen Schicht gewesen war. Außerdem hatte sie, wie sie sich eingestehen musste, sechs Monate damit vergeudet, das Angebot eines der Rausschmeißer, mit ihm zusammenzuziehen, zu überdenken.
Möglicherweise hätte sie es sogar getan, hätte er sich nicht in einer Schlägerei in einer Beize, in der er einen Zweitjob angenommen hatte, weil Sarabeth auf einem größeren Bankkonto bestanden hatte, auseinander nehmen lassen.
Sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen war. Jetzt, am Ende ihres vierten Jahres, war sie dreiundvierzig Jahre alt und hatte nicht mehr allzu viel Zeit.
Sie hatte nichts dagegen, nackt zu tanzen. Verdammt, sie konnte schließlich tanzen, und ihr Körper – sie drehte sich zufrieden vor dem Schlafzimmerspiegel hin und her – sicherte ihr ihren Lebensunterhalt.
Sie hatte von Natur aus hohe, volle Brüste, die sie bisher noch nicht hatte straffen lassen müssen, einen langen Torso, lange Beine, einen festen Hintern. Ja, sie verfügte über alle erforderlichen Waffen.
Allein in ihr Gesicht hatte sie etwas investiert. Sie war mit schmalen Lippen, einem gedrungenen Kinn und allzu wulstigen Brauen auf die Welt gekommen, ein paar Besuche im Schönheitssalon jedoch hatten ihr einen vollen Mund beschert, ein kess nach vorn gerecktes Kinn und eine hohe, klare Stirn.
Sarabeth Greenbalm sah, wie sie zufrieden feststellte, wirklich klasse aus.
Das Problem bestand darin, dass sie nur noch fünfhundert Dollar hatte, die Miete zahlen musste und ein übereifriger Gaffer am Mittag ihren besten String-Tanga zerrissen hatte, ehe das gute, teure Stück von ihr abgelegt worden war.
Sie hatte Kopfweh, ihre Füße schmerzten, und sie war nach wie vor allein.
Die dreitausend Dollar für Personally Yours hätte sie besser gespart. Rückblickend betrachtet hatte sie den Eindruck, einen höheren Vergnügungsfaktor gehabt zu haben, wenn sie das Geld die Toilette hinuntergespült hätte. Nur Loser bedienten sich einer Partnervermittlung, grübelte sie, während sie sich in einen kurzen, purpurroten Morgenmantel hüllte. Und Loser zogen
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