Liebesnacht mit einem Mörder
Kerl mit einem solchen Aussehen bei einer Partnervermittlung verloren?«
»Ich verstehe nicht, wie irgendjemand sich an eine Partnervermittlung wenden kann. Es ist irgendwie unheimlich.«
»Ich weiß nicht. Vielleicht spart man dadurch Zeit, Ärger und jede Menge Tränen.« Peabody beugte sich vor und schielte an Eve vorbei dem Schönling hinterher. »Vielleicht sollte ich es mal versuchen. Könnte ja sein, ich habe Glück.«
»Er ist ganz sicher nicht Ihr Typ.«
Peabodys Miene verdüsterte sich so wie in dem Moment im Kaufhaus, als das Parfüm von ihrer Vorgesetzten als unpassend für sie bezeichnet worden war. »Ach nein? Zumindest gucke ich mir diesen Typen gerne an.«
»Sicher, aber versuchen Sie mal ein Gespräch mit ihm zu führen.« Eve vergrub die Hände in den Taschen und wippte auf den Fersen. »Der Kerl ist total selbstverliebt und bildet sich eindeutig ein, dass jede Frau – genau wie Sie momentan – völlig hingerissen von ihm ist. Sie wären nach zehn Minuten zu Tode von ihm gelangweilt, denn alles, worüber er reden würde, wären sein Aussehen, sein Beruf und seine Hobbys. Sie gälten als nichts Weiteres als sein neuestes Accessoire.«
Peabody musterte nachdenklich den goldhaarigen Adonis, der neben dem Empfangstisch in Positur gegangen war. »Okay, dann sparen wir uns das Gespräch und belassen es beim Sex.«
»Sicher ist er auch als Liebhaber ein Flop, weil es ihm total egal ist, ob Sie kommen oder nicht.«
»Ich komme bereits bei seinem bloßen Anblick.« Trotzdem entfuhr ihr ein enttäuschter Seufzer, als er einen kleinen versilberten Spiegel aus der Hosentasche nahm und sein Gesicht einer zufriedenen Musterung unterzog. »Vor allem bei Themen wie diesem hasse ich es, wenn Sie Recht haben.«
»Sehen Sie sich das mal an«, flüsterte Eve nun. »Die beiden sind derart auf Hochglanz poliert, dass man, um nicht geblendet zu werden, eine Sonnenbrille braucht.«
»Genau wie Ken und Barbie.« Auf Eves verwirrten Gesichtsausdruck hin seufzte Peabody erneut. »Mann, Sie hatten noch nicht mal eine Barbiepuppe. Was waren Sie bloß für ein Kind?«
»Ich bin nie Kind gewesen«, antwortete Eve und starrte weiter auf das Paar, das lautlos auf sie zugeglitten kam.
Die schmalen Hüften und die volle Brust der Frau entsprachen ganz dem diesjährigen Schönheitsideal. Ihr silberblondes Haar ergoss sich wie ein Wasserfall über ihre schmalen Schultern, ihr Gesicht war glatt und weiß wie Alabaster, ihre langen, dichten Wimpern waren passend zu ihren blitzend smaragdgrünen Augen samtig grün getönt, und ihre zu einem höflichen Lächeln verzogenen Lippen waren leuchtend rot und voll.
Ihr Begleiter war eine nicht minder strahlende Erscheinung. Er hatte mit einem dünnen Goldfaden zu einem langen Zopf geflochtenes, ebenfalls silbrig blondes Haar, breite muskulöse Schultern und lange, durchtrainierte Beine.
Anders als die anderen Angestellten trugen die beiden weiße Catsuits, und um die Hüfte der Frau lag ein durchsichtiger, leuchtend roter Schal.
Als sie sprach, war ihre Stimme so weich und seidig wie das Tuch. »Ich bin Piper, und das hier ist mein Partner Rudy. Was können wir für Sie tun?«
»Ich brauche Informationen über eine Ihrer Kundinnen.« Wieder kramte Eve ihren Ausweis aus der Tasche. »Ich ermittle in einem Mordfall.«
»Einem Mordfall.« Die Frau griff sich ans Herz. »Wie schrecklich. Eine unserer Kundinnen? Rudy?«
»Selbstverständlich werden wir auf jede uns mögliche Art kooperieren«, erklärte er in einem cremig weichen Bariton. »Allerdings sollten wir vielleicht oben, wo wir ungestört sind, über diese Sache reden.«
Er deutete zu einem, von riesigen, weißen Azaleen gesäumten, gläsernen Fahrstuhl. »Sind Sie sicher, dass das Opfer eine Klientin von uns war?«
»Sie hat Ihren Partner über Ihre Agentur kennen gelernt.« Eve stellte sich in die Mitte des Lifts und starrte, während sie nach oben schossen, reglos geradeaus. Sie hatte von jeher ein leichtes Problem mit Höhen von mehr als drei Metern.
»Verstehe.« Piper seufzte. »Wir haben sehr gute Erfolge als Vermittlungsagentur. Ich hoffe, es war kein Streit zwischen Liebenden, der in einer Tragödie geendet hat.«
»Das können wir noch nicht sagen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass es das gewesen ist. Alle Kandidatinnen und Kandidaten werden von uns eingehend geprüft.« Als der Lift zum Stehen kam, machte Rudy eine höfliche Geste zu der sich öffnenden Tür.
»Wie das?«
»Wir sind an ComTrack
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