Liebesnacht mit einem Mörder
einmal, bis sie selig seufzte. »Warum erzählst du mir nicht, was du gerade machst? Vielleicht hilft es dir, wenn du deine Gedanken laut formulierst.«
Sie seufzte noch einmal, lehnte sich kurz an seinen muskulösen Körper und trat dann einen Schritt zurück. »Die ganze Sache wird besonders hässlich dadurch, dass er eine Verkleidung nutzt, die Hoffnung und Unschuld symbolisiert. Dieser junge Mann von gestern Abend… verdammt, er war völlig harmlos.«
»Die anderen beiden Opfer waren Frauen. Was sagt dir das?«
»Das der Täter bisexuell ist. Dass seine Vorstellung von wahrer Liebe die Grenzen der Geschlechter überschreitet. Das männliche Opfer wurde genauso gefesselt, vergewaltigt, geschminkt und tätowiert wie die beiden Frauen.«
Sie kehrte zurück an den Frühstückstisch und griff nach ihrer Tasse Kaffee. »Er findet seine Opfer über Personally Yours. Offensichtlich hat er Zugang zu ihren Videos und persönlichen Daten. Vielleicht ist er mit den beiden Frauen sogar verabredet gewesen, mit Donnie Ray aber sicher nicht. Donnie stand ausschließlich auf Frauen. Der Wechsel zwischen den Geschlechtern legt die Vermutung nahe, dass er keines seiner Opfer persönlich getroffen hat, zumindest nicht im Rahmen eines Rendezvous. Die Beziehung zu ihnen besteht ausschließlich in seiner Phantasie.«
»Er wählt regelmäßig Menschen, die alleine leben.«
»Er ist ein Feigling. Er will keine echte Konfrontation. Er verpasst ihnen als Erstes ein Betäubungsmittel, und dann fesselt er sie. Das ist der einzige Weg, auf dem er sicher sein kann, dass er die Macht und die Kontrolle über sie behält.«
Ihre Gedanken kehrten zurück zu Rudy, sie stellte ihre Kaffeetasse ab und fuhr sich durch die Haare. »Er ist clever und besessen. In bestimmter Hinsicht legt er sogar ein vorhersehbares Verhaltensmuster an den Tag. Und damit nagle ich ihn fest.«
»Du hast gesagt, dass du eine Idee hast.«
»Ja, sogar mehrere. Allerdings muss ich sie erst mit meinen Vorgesetzten besprechen. Und vor allem muss ich darauf achten, dass Nadine mich eine Zeit lang nicht erreicht. Ich kann ihr unmöglich etwas von dem Weihnachtsmannkostüm erzählen, sonst spielen die Leute beim Anblick jedes Weihnachtsmanns, der in einem Laden oder an einer Straßenecke steht, verrückt.«
»Was für eine Vorstellung«, murmelte Roarke. »Sadistischer Weihnachtsmann ermordet reihenweise Singles… Einzelheiten in den Mittagsnachrichten. Nadine wäre total begeistert.«
»Aber sie wird nichts davon erfahren. Nicht eher, als bis mir keine andere Wahl mehr bleibt. Ich spiele mit dem Gedanken, sie auf die Partnervermittlung anzusetzen. Dann würde sie mich in Ruhe lassen, sämtliche Kunden von Personally Yours wären gewarnt, und gleichzeitig würden Rudy und Piper laut Verleumdung schreien.« Ihr Lächeln wirkte boshaft. »Aber das wäre es mir wert. Die beiden sind derart aalglatt – irgendwie muss ich es schaffen, ihre Ruhe zu erschüttern.«
»Du magst sie nicht.«
»Sie sind mir unheimlich. Ich weiß, dass sie miteinander schlafen. Das ist doch krank.«
»Du hast etwas dagegen, dass sie eine intime Beziehung zueinander haben?«
»Sie sind Bruder und Schwester. Zwillinge.«
»Oh, verstehe.« Bei aller Weltgewandtheit musste Roarke sich eingestehen, dass auch ihm so etwas nicht behagte. »Das ist nicht… sehr attraktiv. «
»Schön ausgedrückt.« Der Gedanke raubte ihr den Appetit, und sie schob den Teller mit den dampfenden Croissants von sich weg. »Er zieht sowohl geschäftlich als auch privat die Fäden. Augenblicklich steht er für mich auf der Liste der Verdächtigen ganz oben. Er hat Zugang zu den Akten sämtlicher Klienten, und wenn ich den Inzest beweisen kann, wird dadurch auch sein von der Norm abweichendes Sexualverhalten klar. Ich brauche jemanden in dem Laden.« Als sie Schritte den Flur entlangtapsen hörte, pustete sie hörbar aus. »Und da kommt dieser Jemand auch schon.«
Als Peabody eintrat, blickten Eve und Roarke sie beide prüfend an. Unbehaglich sah sie zwischen den beiden hin und her. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
»Nein, nein, kommen Sie herein.« Eve wies mit dem Daumen zu einem Stuhl. »Am besten fangen wir sofort an.«
»Kaffee?«, fragte Roarke, der sich bereits denken konnte, was seine Frau im Schilde führte.
»Ja, bitte. McNab ist noch nicht da?«
»Nein. Erst rede ich mit Ihnen.« Eve wandte sich an ihren Mann.
»Ich verschwinde.« Er reichte Peabody eine gefüllte Tasse, gab seiner Frau, obgleich –
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