Liebesnacht mit einem Mörder
eisern fixierte, blieb ihr das leichte Aufflackern in ihren Augen, der Hauch von Schuldbewusstsein nicht verborgen. »Sie verfügen, wie Sie selbst erläutert haben, über ein hochmodernes Sicherheitssystem. Und es fällt in Ihren Verantwortungsbereich, herauszufinden, ob gegen einen Bewerber – vor allem in sexueller Hinsicht – irgendetwas vorliegt. Sind Sie, wenn Sie so etwas übersehen, also verantwortungslos oder schlicht und einfach unfähig, Ms. Hoffman?«
»Mir gefällt der Ton der Frage nicht«, protestierte Pipers Anwalt.
»Ihre Kritik wurde vermerkt. Was haben Sie dazu zu sagen, Piper?«
»Ich weiß nicht, was passiert ist.« Ihr Atem ging stoßweise, und sie kreuzte die Hände über ihrer Brust. »Ich kann es nicht sagen.«
O doch, dachte Eve, du kannst es garantiert sagen, denn bereits die Erwähnung des Namens dieses speziellen Kunden hat dir einen Heidenschrecken eingejagt.
»Vier Kunden Ihres Unternehmens wurden inzwischen ermordet. Vier. Jeder der vier kam zu Ihnen, und jeder von ihnen wurde gefesselt, vergewaltigt und anschließend erwürgt.«
»Das ist ein, wenn auch grauenhafter, Zufall.« Piper begann zu zittern und rang erstickt nach Luft. »Das hat Rudy gesagt. «
»Aber das glauben Sie ihm nicht«, stocherte Eve mit leiser Stimme nach und beugte sich über den Tisch. »Das haben Sie ihm nicht eine Sekunde lang geglaubt. Sie sind tot.« Brutal legte sie die Fotos der Leichen auf den Tisch. Sie stammten von den Tatorten und waren grausam scharf. »Das sieht nicht nach einem Zufall aus, oder was meinen Sie?«
»O Gott. O Gott.« Sie warf die Hände vors Gesicht. »Nicht, nicht, nicht. Mir wird schlecht.«
»Das war ja wohl nicht nötig.« Mit zornrotem Gesicht sprang ihr Anwalt auf.
»Die Morde waren nicht nötig«, fauchte Eve zurück und stand ebenfalls auf. »Ich gebe Ihrer Klientin fünf Minuten, um sich zu erholen. Recorder aus.« Damit marschierte sie aus dem Raum.
Während sie durch die Scheibe in das kleine Zimmer spähte, zog sie ihr Handy aus der Tasche und piepste Feeney an.
»Ich habe sie aus dem Gleichgewicht gebracht«, berichtete sie, als er sich zu ihr in den Korridor gesellte. »Den Rest machst besser du. Ich an deiner Stelle würde es auf die nette, mitfühlende Onkeltour versuchen.«
»Immer darfst du den bösen Bullen spielen«, protestierte Feeney.
»Weil ich es besser kann. Tätschel ihr die Hand, und dann frag sie, wofür sie Holloway die Kohle überwiesen haben. Soweit bin ich bisher nicht gekommen.«
»Okay. Rudy hält sich wacker. Er hat eine reichlich schnippische Art. Ein arroganter Schnösel.«
»Gut. Ich bin nämlich gerade in der Stimmung, um einem Schnösel in den Allerwertesten zu treten.« Sie steckte die Hand in Feeneys Tüte und schob sich eine Hand voll Nüsse in den Mund. »Sie behauptet, sie hätten nichts von Holloways Vergangenheit gewusst. Sie lügt, aber vielleicht kriegen wir deshalb einen Durchsuchungsbefehl für Ihre Firma. Ich werde noch, bevor ich Rudy weiter ausquetsche, versuchen, das Ding zu kriegen.«
Sie ließ sich Zeit und genehmigte sich nach der Beantragung des Dokuments eine schnelle Tasse Kaffee, bevor sie in Vernehmungszimmer B hinüberging. »Recorder an«, befahl sie. »Das Verhör wird durch Lieutenant Eve Dallas fortgeführt. Uhrzeit und Datum werden automatisch eingegeben.«
Sie nahm Platz und blickte Rudy sowie seinen Anwalt freundlich lächelnd an. »So, Jungs, dann fangen wir mal an.«
Obgleich sie nach einem ähnlichen Muster verfuhr wie bei Piper, wurde Rudy mit jeder Frage verstockter, und plötzlich sprang er auf und brachte sie mit der Forderung: »Ich möchte meine Schwester sehen«, kurzfristig aus dem Konzept.
»Ihre Schwester wird zurzeit ebenfalls vernommen.«
»Sie ist zerbrechlich. Sie ist ein äußerst emotionaler Mensch. Diese ganze hässliche Geschichte wird ihr schaden.«
»Ich habe vier Menschen, denen die Geschichte noch viel mehr geschadet hat. Haben Sie womöglich Angst vor dem, was Piper uns erzählen könnte? Ich habe eben noch mit ihr gesprochen.« Sie lehnte sich zurück und zuckte mit den Schultern. »Sie hält sich tatsächlich nicht sehr gut. Aber ich bin überzeugt, dass es ihr besser gehen wird, wenn Sie die Sache klären.«
Eve sah, wie er die Fäuste ballte und überlegte, welche Schlüsse Mira daraus wohl über seine Fähigkeit, Gewalt auszuüben, ziehen würde.
»Sie sollten ihr gestatten, sich ein wenig auszuruhen«, schlug er vor und funkelte sie aus seinen grünen
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