Liebesnaechte im Palast
sich von ihm zu lösen. Doch er hielt sie fest. „Das ist abscheulich", brachte sie nur heraus.
„Das ist der Überlebensinstinkt. Eine Frau, die sich einem schwachen Mann hingibt, wird schwache Söhne haben. Deshalb bietet sie einem Mann die Gelegenheit, seine Stärke zu beweisen, ehe sie sich ihm hingibt. Das ist ein Naturgesetz. Gib acht, wie du dich mir gegenüber verhältst, wenn du es nicht wecken willst."
In ihrer Hilflosigkeit spottete sie: „Ich will lieber schwache Söhne haben als solche gefühllosen Kraftprotze, wie eure Frauen sie haben."
Ausgerechnet in dem Moment strich sie sich eine Strähne aus der Stirn, und Davids Diamantring blitzte auf. Karim ließ die eine Hand los, griff nach der anderen und blickte auf den Ring. „Wenn du diesen Mann heiratest, wirst du schwache Söhne haben ... wenn du überhaupt welche bekommst", meinte er.
„David ist groß, kräftig, und er hält sich ziemlich fit!"
Karim blickte ihr in die Augen. „Söhne von ihm werden schwach im Herzen, schwach im Geist und schwach in ihrer Menschlichkeit sein. In der Wüste lernen wir, dass die Körperkraft eines Mannes nur das Gefäß ist, das bessere Kräfte enthält."
Die Verachtung, mit der er über David sprach, machte sie wütend. Wie konnte er es wagen, David zu verurteilen?
„Wie zum Beispiel, das Entführen einer Frau gegen Lösegeld?" stichelte Caroline. „Gehört das auch in deinen einmaligen Wüstenkodex?"
„Caroline, sprich nicht in dem Ton mit mir. Ich bin auch ein König. Für mich gibt es einen zusätzlichen Kodex, nach dem ich mich richten muss, und zwar den Kodex der Verantwortung für mein Volk. Dein Verlobter hat den Frieden in Barakat ebenso in Gefahr gebracht, als wäre er mit Panzern angerückt. Solch ein Mann und alle, die zu ihm gehören, müssen damit rechnen, dass andere beenden, was er begonnen hat, und zwar auf andere Weise, als er gehofft hat."
„Du musstest trotzdem nicht vorgeben, mich anziehend zu fin den. Du musstest nicht mein ganzes Leben zerstören. Du musstest mich vor allem nicht lieben, um dein Volk zu schützen!" stieß sie hervor. „Warum hast du mich nicht einfach so mitgenommen? Das wäre leichter gewesen als ..."
Caroline fehlten die Worte, und beinahe hätte sie aufgeschluchzt in hilflosem Zorn.
Beschwörend verstärkte er den Griff um ihr Handgelenk. „Das war nicht mein Plan. Ich habe nichts für dich vorgetäuscht, was ich nicht auch empfinde, obwohl es besser wäre, wenn ich es nicht täte. Das weißt du."
„So?"
„Wenn nicht, dann liegt das daran, dass du in deiner Unschuld weder meine Leidenschaft erkennst, noch deine Bemühungen, sie bei mir zu wecken. Deshalb muss ich dir ausdrücklich sagen, dass du nicht des Nachts in meine Gemächer kommen darfst."
„Ich bin nicht in deine Gemächer gekommen! Ich habe einen Weg aus diesem Labyrinth von einem Palast gesucht!"
Er senkte den Kopf und schwieg einen Moment. „Ich werde dich in den Harem zurückbringen", erklärte er dann und führte sie aus dem Raum.
Erst als sie im Harem ankamen, schaltete Karim Licht ein. Sie waren schweigend durch die dunklen Flure und Räume gegangen, und Caroline hatte sich bemüht, ihre verworrenen Gedanken und Gefühle zu ordnen.
Im Hauptsaal führte er sie zu einem Stuhl an jenem Tisch, an dem sie gegessen hatten. „Warte da", verlangte er und verschwand im Flur, kehrte aber kurz darauf mit einer Kanne Kaffee zurück. Sie schaute ihm zu, wie er eine Unterlage auf den Tisch stellte und Tassen aus dem mit Schnitzereien verzierten Geschirrschrank holte. So selbstverständlich, wie sie derartige Dinge bei Kaifar hingenommen hatte, so ungewöhnlich erschie nen sie ihr, seit sie wusste, dass er Prinz Karim war.
Er nahm ihr gegenüber Platz, hob die Kaffeekanne und sah sie fragend an. Sie nickte stumm.
Karim schenkte zwei Tassen ein und schob ihr eine hin. Caroline gab Milch und Zucker hinein, bevor sie davon trank. Es war gleichgültig, ob der Kaffee sie wach hielt, sie würde nach der Aufregung ohnehin nicht schlafen können.
„Caroline, du wolltest tatsächlich fliehen?"
Trotzig reckte sie ihr Kinn vor und begegnete seinem Blick.
„Einer umsichtigen Frau mag das gelingen. Es ist zwar eher unwahrscheinlich, aber ich will nicht behaupten, dass es unmöglich ist. Besonders, da mein Gefolge angehalten ist, dir weder zu helfen, noch dich an etwas zu hindern. Sie werden dir keine Türen aufschließen, dich aber auch nicht von einer Mauer herunterholen, wenn du hinaufkletterst.
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