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Liebesnächte in der Taiga

Liebesnächte in der Taiga

Titel: Liebesnächte in der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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durchzusetzen. Sagt mir, Brüderchen, ob ihr damit einverstanden seid.«
    Sie waren alle einverstanden, und man hob die Blechbecher mit Kwass und stieß an auf die neue Fabrik, die in Nowo Bulinskij entstehen sollte.
    »Nennen wir sie Sibirische Edelstein-Manufaktur«, sagte Schliemann. »Ich befürchte nur, daß bald irgendeine zuständige staatliche Stelle kommen wird und den ganzen Laden kassiert und verstaatlicht. Dann dürfen wir schuften und schleifen und bekommen im Monat dreihundert Rubelchen! Und einen Direktor setzen sie auch ein, der sich auf unsere Kosten vollfrißt. Man kennt das doch, Brüder! Lumpenpack ist alles, was sich Natschalnik nennt!«
    »Dann stellen wir die Dinge heimlich her, Jungs«, erklärte Semjonow. »Wir werden uns in Jakutsk Schleifsteine besorgen und Steinschnitzmesser. Und über die Mongolen, die mit ihren Glasperlen und Seidenbändern kommen, vertreiben wir unseren Achat. Ein schwunghafter Handel wird es werden, garantiert! Und wir werden eine Menge Geld verdienen, ohne daß der Staat es merkt.«
    »Und wenn es später herauskommt, wandern wir alle in ein Straflager«, sagte Wancke, der Buchhalter aus Berlin. »Ich habe die Schnauze voll vom Lager! Und ich habe Kinder und eine gute Frau! Laßt uns weiter Gold waschen, das fällt nicht auf. Aber diese Edelstein-Manufaktur … Kinder, das kann ins Auge gehen!«
    Man war sich also nicht ganz einig, aber man nahm einen großen Sack voll Rohsteine mit nach Bulinskij. Man wollte einen Versuch machen und sehen, wie die Mongolen auf den Achat reagierten.
    In Bulinskij zeigte es sich, daß Frolowski, der ›Dreieckige‹, nicht nur ein guter Sänger und Glockenläuter, sondern auch ein kunsthandwerkliches Genie war. Er ließ sich von Semjonow drei dicke Rohsteine geben und kam nach zwei Tagen wieder mit einer herrlichen Achatschale, zwei Aschenbechern und der Figur eines sitzenden Bären.
    »Eine Schinderei war's, zum Teufel!« schrie er, als er die schönen Dinge auf den Tisch setzte. »Vor allem der Bär. Die Rohform habe ich mit dem Schleifstein herausgeholt, aber alles andere mußte ich mit Schmirgel machen. Säuisch war's, Pawel Konstantinowitsch.«
    Am nächsten Tag kamen auch die anderen. Sie hatten die Achatsteine ebenfalls geschliffen, durchgeschnitten und poliert. Ein Jakute, sonst Jäger und Reusenleger, kam mit der primitiven, aber durch die Maserung des braunroten Steines wundervoll wirkenden Schnitzerei eines Rentierkopfes. Alle standen dann um den Tisch, bewunderten die Steine und waren sich einig, daß man damit eine Menge Geld verdienen konnte.
    »Abgemacht, Freunde!« sagte Semjonow. »Übermorgen kommen die ersten Mongolen aus dem Süden. Auf der Post hat man Nachricht, daß sie von Shigansk abgeritten sind. Wir werden sehen, wie sie staunen! Und dann fahren Schliemann und ich nach Jakutsk und kaufen Maschinen! Wenn wir alle zusammenlegen, reicht es. Einverstanden, Brüder?«
    »Einverstanden, Pawel Konstantinowitsch!« antwortete ihm der Chor der zukünftigen Achatschleifer.
    Am Sonntag ritt die Karawane der Mongolen in Bulinskij ein. Das war immer ein kleines Fest. Vor allem die Frauen freuten sich, denn die Mongolen brachten Stoffe und Schmuck mit, handgearbeitete, mit Goldfäden verzierte Pantoffel und Teppiche mit den schönsten Mustern, hochflorig und weich. Für die Männer gab es hellen, fast goldenen chinesischen Tabak und Cognac, aus schwerem, süßem Wein gebrannt. Auch Zeitungen und Zeitschriften brachten sie mit.
    Am Abend dieses Tages gab es dann immer ein großes Fest. Man soff und sang; Lagerfeuer flackerten durch die Nacht. Väterchen Alexeij, der Pope, wiegte den Kopf, ging in der Kirche hin und her und sagte: »O Jesus, das wird in neun Monaten wieder viele Taufen geben! Ganz außer Rand und Band sind sie, meine Schäfchen.«
    Bei Semjonow saßen die drei Anführer der Mongolen und drehten die Achatfiguren in den schmalen gelben Händen. Ihre Gesichter waren ausdruckslos, auch ihre Augen verrieten nichts, aber da sie die Figuren nicht gleich weglegten, sondern drehten und ansahen und wieder drehten, schien ihnen das Geschäft nicht so gleichgültig zu sein, wie ihre Mienen ausdrückten.
    »Na?« fragte Semjonow, als die Mongolen noch immer schwiegen und schweigsam Tee mit Wodka tranken. »Wir können viele solcher Figuren liefern. Wir können aus dem Stein schneiden, was verlangt wird. Ich weiß aus meiner Heimat, was man alles aus Achat machen kann. Ein großes Geschäft kann es werden, Genossen! Aus

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