Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebesnächte in der Taiga

Liebesnächte in der Taiga

Titel: Liebesnächte in der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
selbst widerstreben …«
    »Ich weiß, Hadley. Ich kenne das … und meine Konsequenz ist, Semjonow zu bleiben und ein neues Leben zu beginnen.« Semjonow sah sich um. General Reza Achmed drehte ihnen den Rücken zu, aber zwanzig andere Augen beobachteten die beiden Männer am Tisch. »Sie könnten mich später entführen«, sagte er. »Sie könnten versuchen, aus mir das Wissen herauszupressen. Wenn Sie das im Sinn haben, Hadley, muß ich Sie enttäuschen. Ich habe in Texas die Verhöre dritten Grades geübt, und ich hatte Gelegenheit, echte asiatische Vernehmungsmethoden zu überleben. Sie machen mir keine Angst mehr mit Drohungen.«
    Sie sahen sich an, schweigend und aufmerksam. Hadley war der erste, der das stumme Duell abbrach. Langsam hob er die Schultern.
    »Gut, wie Sie wollen, Heller. Es ist erledigt. Leben Sie wohl.« Hadley wollte sich abwenden, aber eine Frage Semjonows hinderte ihn daran.
    »Wann wollen Sie mich umbringen, Hadley?«
    »Überhaupt nicht! Warum?«
    »In Sibirien wollten Sie es.«
    »Das war vor zwei Jahren, Heller. Seitdem hat sich manches geändert.« Hadley streckte Semjonow die Hand hin, und zögernd schlug Semjonow ein. »Sie nehmen sich viel vor.«
    »Das meiste liegt schon hinter mir.« Semjonow lächelte. »Ich sehne mich jetzt nur noch nach Ruhe.«
    Hadley hob wieder die Schultern. Ruhe, dachte er. Wo wird es auf dieser Welt jemals Ruhe geben? Wir leben nicht mehr im Paradies, und selbst dort gab es die Schlange.
    »Viel Glück, Franz«, sagte er. »Wie soll ich Sie übrigens jetzt nennen?«
    »Pawel Konstantinowitsch …«
    »Sie sind ein Fantast!«
    »Das ist vielleicht die einzige Möglichkeit, glücklich zu sein …«
    Als Hadley ging und die Tür hinter General Reza Achmed zufiel, atmete Semjonow tief auf. Er nahm Ludmilla das Messer aus der Hand und führte sie zum Tisch zurück.
    »Den Braten mußt du probieren, mein wildes Schwänchen«, sagte er und rückte ihren Stuhl zurecht. »Setz dich, Ludmilluschka. Auch der Salat ist köstlich. Mit saurer Sahne angemacht …«
    »Wie der Salat in Rußland, Pawluscha«, erwiderte Ludmilla und lächelte traurig.
    »Genauso.« Semjonow beugte sich über seinen Teller. In seiner Hand zitterte die Gabel. Er wagte nicht, sie zum Mund zu führen … so sehr zitterte er, daß ihm alles heruntergefallen wäre. »Nun haben wir Ruhe«, sagte er leise. »So Gott will, haben wir endlich Ruhe …«
    Um dieselbe Stunde landete in Teheran ein neues Mitglied der sowjetischen Handelsdelegation für Felle und Webwaren mit seiner Sekretärin. Er besaß einen Diplomatenpaß und wurde nicht kontrolliert. Ein Mitglied der sowjetischen Botschaft erwartete ihn in der Flughalle; auf dem Parkplatz stand ein großer schwarzer Moskwitsch-Wagen.
    »Willkommen, Matweij Nikiforowitsch«, sagte der Handelsattaché und warf einen Seitenblick auf das Mädchen. »Wir erwarten Sie schon.«
    Karpuschin nahm seinen Kneifer von der Nase und putzte ihn. Einen schönen hellgrauen Anzug trug er, modern und jugendlich, sogar mit einer scharfen Bügelfalte, und der Schneider in Taschkent, der ihn machte, hatte bei der Anprobe gerufen: »Genosse General, fast kapitalistisch sehen Sie aus!«
    Karpuschin hatte dumpf geknurrt, aber er war zufrieden. Und Maria, o Genossen, wer sie kennt, weiß, wie sie aussah, als sie aus dem Flugzeug stieg, in einem weißen, engen Kleidchen, hohen Schuhen und in den schwarzen Locken eine rote künstliche Rose. Der Mund leuchtete ebenso rot, die Brauen hatte sie sich rasiert, das zwitschernde Vögelchen, und um die dunklen Augen zog sich ein Strich und rahmte sie ein, damit sie noch größer und lockender erschienen.
    »Was ist mit Semjonow?« fragte Karpuschin und setzte seinen Kneifer wieder auf die Nase.
    »Er wohnt außerhalb der Stadt in einem Haus des iranischen Geheimdienstes.«
    »Wie geht es ihm, Genosse?«
    »Gut!« Der sowjetische Handelsattaché lächelte. »Wir haben erfahren, daß er in Teheran bleiben will.«
    »Das ist gut, das ist sehr gut, Genosse.« Karpuschin faßte Marfa unter; und er sah aus wie ein reicher Mann, der es sich leisten kann, ein Weibchen wie Marfa zu verwöhnen. »Gehen wir … die Zeit steht nicht still …«
    Im Strom der anderen Reisenden verließen sie die Flughalle und gingen hinüber zu dem wartenden Moskwitsch-Wagen der Botschaft.
    Und niemand ahnte, daß das gütige, elegante Väterchen die Hölle in seinem Koffer trug.

24
    Sechs Wochen sind ein Hauch vor der Ewigkeit. Verträumen kann man sie, dann

Weitere Kostenlose Bücher