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Liebesnächte in der Taiga

Liebesnächte in der Taiga

Titel: Liebesnächte in der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werden sie zeitlos, durchleiden kann man sie, dann werden sie selbst zur Ewigkeit, durchlieben kann man sie, dann werden sie zu einem seufzenden Atemzug.
    Für Semjonow und Ludmilla waren diese sechs Wochen eine Fahrt durch ein Märchenland. Über die Straße konnten sie gehen, frei von Angst. Am Fenster konnten sie stehen und in die Nacht sehen, sie brauchten nicht zu lauschen, ob ein fremder Wagen heranfuhr oder aus der Luft das Gedröhn eines Flugzeugs klang und sie zwingen würde, weiter zu flüchten. Ein merkwürdiges Leben war es, ungewohnt und nur schwer zu begreifen.
    Die ersten Nächte schlief Ludmilla nicht. Sie lag wach, lauschte auf die Atemzüge Semjonows, ging zum Bett Nadjas und wanderte in dem großen, stillen Haus umher. Die Ruhe machte sie unruhig, die plötzliche Sorglosigkeit bedrückte sie … aber als sie aus dem Fenster sah und unten vor dem Tor die Soldaten bemerkte, wie sie hin und her gingen und der Mondschein auf den Läufen ihrer Gewehre schimmerte, wurde sie ruhiger und atmete auf.
    Wie man sich daran gewöhnen kann, verfolgt zu werden, dachte sie. O Pawluscha, schwer wird es sein, zu begreifen, was Freiheit ist. So anders ist dieses Leben hier, so selbstverständlich, so satt wie ein schlafender Biber im Winter. Und manchmal ist es, als wehe keine Luft mehr, als müsse man ersticken, als blühten diese Blumen in einem geschlossenen Glaskasten und die Stimmen der Menschen erklängen hinter Mauern aus Watte.
    Semjonow hatte nach einer Woche von General Reza Achmed einen vorläufigen Aufenthaltsschein bekommen. Er durfte das Haus verlassen, fuhr in einer Taxe durch Teheran und sah sich leere Wohnungen und Läden an, kaufte Anzüge und Wäsche und zahlte sein Rubelvermögen auf der iranischen Staatsbank ein.
    »Es hindert Sie niemand mehr«, sagte Reza Achmed eines Tages, »als freier Mann zu leben. Versuchen Sie, in unserem Land eine Heimat zu finden, es würde mich freuen. Haben Sie schon ein Geschäftslokal gefunden?«
    »Ich glaube es«, antwortete Semjonow. »Ein kleiner Laden in der Nähe der Basars. Eine Wohnung mit vier kleinen Zimmern ist auch dabei. Dort sollte man versuchen, anzufangen. Gestern habe ich mir eine Schreibmaschine gekauft und mit dem Direktor der staatlichen Teppichmanufakturen gesprochen. Es wird schwer sein, sagte er, ins Geschäft zu kommen.«
    »Jeder dritte Perser ist Teppichhändler, sagt man«, lachte General Reza Achmed. »Aber versuchen Sie es, Semjonow. Allah allein weiß, warum … aber ich mag Sie gern.«
    »Ich Sie auch, General.« Semjonow gab ihm die Hand. »Ab und zu trifft man noch Menschen«, sagte er leise.
    »Und wie wollen Sie ins Geschäft kommen?« fragte Reza.
    »Über die deutsche Botschaft. Ich werde sie um eine Liste der deutschen Importeure bitten.«
    Und eines Tages war Semjonow dann soweit, zum erstenmal nach zwei Jahren wieder deutschen Boden zu betreten, und wenn es auch nur der geschliffene Boden der Botschaft war und er in einen Raum geführt wurde, in dem an der Decke ein Flügelventilator brummte. Das kleine Geschäft hatte er gemietet, in den Teppichwebereien hatte er wunderschöne Teppiche gekauft, vor allem Brücken und Verbinder, denn, so sagte man ihm, mit ihnen wäre es leichter, in den Handel zu kommen, als gleich mit großen, teuren Stücken.
    In der deutschen Botschaft führte man Semjonow statt zum Handelsattaché zunächst zur Konsularabteilung. Ein Botschaftsangestellter saß dort hinter einem Schreibtisch, las die ›Frankfurter Allgemeine‹ und faltete sie umständlich zusammen, als Semjonow »Guten Morgen« sagte. Auf dem Schreibtisch lag eine Akte, und nach guter deutscher Art war auf den Deckel mit Tusche sein Name geschrieben: Franz Heller.
    »Sie erwarten mich bereits?« fragte Semjonow und zeigte auf seinen Namen. Der Botschaftsangestellte musterte ihn. Deutlich sah man in seinen Augen, daß er an das dachte, was er in den Akten gelesen hatte.
    CIA-Mann. Agent in Sibirien. Für tot erklärt. Gesucht von Moskau bis Wladiwostok. Unter Beobachtung der Amerikaner. Von Bonn aus als unerwünscht betrachtet.
    Ein Mensch voller Sprengstoff. Eine lebende Bombe.
    »Sie wollen zurück nach Deutschland?« fragte der Beamte knapp. Beamte reden immer so … nie haben sie Zeit, und doch verstauben sie. Ein ewiges Rätsel bleibt es, Freunde …
    »Nein!« antwortete Semjonow erstaunt. »Wieso?«
    »Wieso nein?« Der Beamte schlug die Akte auf.
    »Ich bleibe in Teheran und mache einen Teppichhandel auf.«
    »Aber Sie sind doch

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