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Liebesnächte in der Taiga

Liebesnächte in der Taiga

Titel: Liebesnächte in der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ganz nahe an der Abschußbasis Komssa. Er ist dort Ingenieur im Holzkombinat Kalinin II.«
    »Ich wußte es! Mein Gefühl!« Oberst Karpuschin stützte sich gegen die Schreibtischkante. Ihm fiel ein Zentnerstein vom Herzen. »In Kusmowka also. Ich danke Ihnen, Genosse General. Ich werde alles Notwendige veranlassen. Ja, ich fliege selbst nach Kusmowka! Das lasse ich mir nicht entgehen.«
    Karpuschin legte auf und sah aus dem Fenster hinaus auf die verschneiten Moskauer Straßen.
    Ein Wagen der Stadtreinigung fegte die Fahrbahn frei. Zwei Kinder bewarfen sich mit Schneebällen. Ein Pferdeschlitten huschte um die Ecke.
    Kusmowka, dachte Karpuschin. Er trat an die große Karte, suchte Komssa, sah den Flugplatz Krasnojarsk und fand auch Kusmowka an der Steinigen Tunguska.
    »Ich fliege noch heute nachmittag«, sagte er laut. »Verdammt noch mal … hier kann ich General werden!«

5
    Es gibt Ausdrücke, über die man lächelt, wenn man sie sich bildlich vorstellt. Ihm stehen die Haare zu Berg, ist solch ein Ausdruck. Oder: Der Himmel hängt voller Geigen. Und erst recht: Er fiel aus allen Wolken … Man stelle sich das vor, Freunde. Da plumpst einer aus den Wolken und sagt: Na, so was!
    Und doch, Hand aufs Herz, es gibt so etwas! Man frage nur den Maxim Sergejewitsch Jefimow in Krasnojarsk, er kann's bestätigen. Denn als er den Anruf aus Moskau bekam und sich der KGB, die sowjetische Staatssicherheitspolizei, meldete und ein gewisser Oberst Karpuschin mit rauher, erregter Stimme ins Telefon schrie: »Kennen Sie einen Semjonow in Ihrem Gebiet? Einen Pawel Konstantinowitsch Semjonow?«, war es Jefimow wirklich, als falle er aus den höchsten Wolken direkt auf seinen Steiß. Sein Kopf brummte, seine Schläfen sausten, sein Herz machte wilde Sprünge, und seine Augen flimmerten vor Erregung.
    »Ja!« antwortete er. »Jawohl, Genosse Oberst. Den haben wir hier! Einen fleißigen, ehrenwerten Mann, der im Holzkombinat große Neuerungen einführt …«
    »Eine Scheiße ist er!« brüllte Karpuschin zurück. »Wissen Sie Vollidiot, wen Sie da unter den Augen haben? Den gefährlichsten Spion der Amerikaner! Das Auge und das Ohr der kapitalistischen Welt! Ich bin gegen Abend bei Ihnen. Halten Sie alles für eine Verhaftung bereit! Und keine Anzeichen vorher, er soll sich völlig sicher fühlen. Nur beobachten lassen Sie ihn, bis ich eintreffe. Haben Sie vertrauenswürdige Männer da?«
    Jefimow schüttelte den Kopf wie ein aus dem Jenissej gezogener nasser Hund. Semjonow ein Spion? Das muß ein Irrtum sein, dachte er, ein großer Irrtum.
    »Im Lager Kalinin II arbeitet als Politkommissar die Genossin Barakowa«, stotterte er. Er hörte Oberst Karpuschin am anderen Ende der Leitung schnaufen wie ein Walroß, das Heringe wittert.
    »Eine Frau!« Oh, welche Verachtung lag in diesem Ausruf. »Kann sie das übernehmen?«
    »Die Genossin Barakowa ist eine glühende Kommunistin und völlig vertrauenswürdig, Genosse Oberst.« Jefimow gewann eine Portion Selbstvertrauen zurück. »Ich bürge für sie. Ich werde sie sofort anrufen und garantiere, daß sie diesen Semjonow nicht aus den Augen läßt! Ist es übrigens wirklich Semjonow?«
    »Ja!« schrie Karpuschin. »Wir wissen es ganz sicher. Aus erster Hand. Von den Amerikanern selbst …«
    »Ludmilla«, sagte Jefimow und räusperte sich, »wo ist Pawel Konstantinowitsch?«
    »In der Furnierfabrik, glaube ich. Was soll's?« Ludmilla hob die Augenbrauen.
    »Wann kommt er wieder?«
    »Das weiß ich nicht. Wollen Sie ihn anrufen, Genosse Jefimow? Ich gebe Ihnen die Telefonnummer.«
    »Wie benimmt sich Pawel Konstantinowitsch? Ist Ihnen etwas an ihm aufgefallen, Ludmilla?« Jefimow fragte ganz vorsichtig.
    Ludmilla Barakowa umklammerte den Telefonhörer mit weißen Fingern. Die tastenden Fragen Jefimows ließen eine böse Ahnung in ihr aufkommen. Ihre Augen wurden ganz dunkel, so schwarz wie ein Moorsee in der Nacht, und sie gab sich alle Mühe, ruhig und unbefangen zu sprechen.
    »Ist etwas Besonderes mit ihm, Maxim Sergejewitsch?«
    »Ich komme am Abend mit dem Hubschrauber hinaus«, antwortete Jefimow. »Ein Oberst Karpuschin aus Moskau begleitet mich. Vom KGB. Behalten Sie Semjonow im Auge, wiegen Sie ihn in Sicherheit … es scheint, als hätten wir hier ein schönes Schweinchen entdeckt! Er soll ein Spion sein … die Amerikaner selbst haben ihn fallengelassen. Warum, das wird er uns alles heute abend sagen. Schöner als eine Nachtigall wird er singen …«
    Ludmilla legte den Hörer

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