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Liebesnächte in der Taiga

Liebesnächte in der Taiga

Titel: Liebesnächte in der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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spürte, wie er trotz des schneidenden Windes, der um die Öfen heulte, zu schwitzen begann. Er faßte Ludmilla bei den schmalen Schultern und zog sie an sich.
    »Was ist denn? Warum müssen wir weg? So red doch, mein Täubchen!«
    »Sie haben dich verraten!« sagte Ludmilla in einem Ton, als spucke sie jemanden an, der ihr wie der Teufel verhaßt war.
    »Verraten?« Semjonow lehnte sich an die vereiste Hauswand einer Furnierhalle. »Wer denn? An wen?«
    »Deine Amerikaner, deine westlichen Freunde haben dich an Moskau verraten.« Ludmillas Augen flammten. »Sie haben dir die Quittung gegeben für deinen Abfall, für deine Liebe zu mir. Oberst Karpuschin vom KGB ist bereits unterwegs, um dich heute abend zu verhaften und nach Moskau zu bringen. Weißt du, was das bedeutet? Weißt du, wie du in wenigen Stunden aussehen wirst? Kein Hund wird dich mehr anknurren. Sie werden vor Schrecken und Mitleid den Schwanz einziehen!«
    »Ist das wahr, Ludmilla, ist das wirklich wahr?« Semjonow wischte sich über das Gesicht. »Sie haben mich an Moskau verraten?«
    »Wäre ich sonst hier, Pawluscha? Komm, wir haben wenig Zeit.«
    Semjonow riß sich die Pelzmütze vom Kopf. Es war ihm, als müsse er platzen. Wenn ein Mensch vor dem Unbegreiflichen steht, erkennt er erst, wie klein und armselig er ist. Verraten, dachte Semjonow. Man kann es einfach nicht glauben. Es sieht weder Major Bradcock ähnlich noch Oberst Wesson. Natürlich, ich habe meine Aufgabe nicht erfüllt, aber ist das ein Anlaß, mich auf diese Weise zu vernichten?
    »Komm!« drängte Ludmilla. »Wir müssen aus Kusmowka hinaus sein, wenn der neue Schnee fällt.« Sie hob den schmalen Kopf und starrte in den farblosen, graumilchigen Himmel, in dem Berge von Neuschnee hingen, eine Sintflut weißer Flocken, ein Leichentuch, das die Wälder der Taiga überziehen würde.
    Langsam gingen sie zum Jeep zurück, gefolgt von den Blicken der Arbeiter, die wie Bienenschwärme zusammengeballt an den Lagertoren standen und Ludmilla feindlich anstarrten.
    »Es sieht aus, als führe sie ihn ab!« sagte Luka Iwanowitsch, der Brigadeleiter. »Bei Gott, sie hat ihn verhaftet! Brüderchen, sollen wir ihn heraushauen?«
    »Was nützt es?«
    »Dann kommt Jefimow!«
    »Und wir alle gehen in die Verbannung.«
    »Weißt du, wie's im Straflager ist?«
    »Man soll sich da heraushalten.«
    »Kräht einer nach uns, wenn man uns wegführt?«
    »Jeder Posten hat sein Risiko.«
    »Und mit Jefimow ist nicht zu spaßen.«
    »Ihr seid eine feige Bande!« sagte Luka Iwanowitsch und ging in die Halle zurück. »Pfui, welche Feigheit. Geht, Genossen, und wascht euch die Hosen aus … sie müssen voll sein!«
    Man diskutierte im Furnierwerk noch lange über Semjonow und Genossin Barakowa und war sich klar darüber, daß dieser Vormittag nichts Gutes mit sich gebracht hatte.
    Kurz vor Kusmowka drehte Semjonow den Zündschlüssel herum und brachte den Jeep damit zum Stehen. Ludmilla lehnte sich zurück. Sie war gefahren, und Semjonow hatte sie mit dem Schlüsseldrehen überrascht.
    »Geh zurück ins Lager«, sagte er leise, als könne der Schneewind seine Stimme wegtragen zu fremden Ohren. »Lebe glücklich in deiner Welt. Vergiß mich. Rette dich. Man wird sagen, ich sei geflohen, und dir keine Schuld daran geben.« Er beugte sich über Ludmilla, zog ihr die schwere Nagan aus dem Futteral und lud sie durch. »Schieß in den Schnee und melde, daß du hinter mir hergeschossen, mich aber nicht getroffen hast. Und dann fahr zurück – laß mich allein …«
    Ludmilla schüttelte den Kopf. »Was denkst du von mir?« antwortete sie mit Würde. »Ich bin deine Frau!«
    »Wir werden wie Wölfe sein, Ludmilla! Man wird uns erbarmungslos jagen. Kein Land, auch Sibirien nicht, wird groß genug sein, um uns zu verbergen.«
    »Dann werden wir Wölfe sein, Pawluscha. Der große Wolf und die kleine Wölfin. Und wir werden alles reißen, was in unsere Nähe kommt! Zusammen werden wir blutend im Schnee liegen, wenn die Jäger listiger sind als wir. Zusammen, Liebster, nicht du allein.«
    »Ich bitte dich zum letztenmal, Ludmilla … fahr zurück ins Lager!«
    »Und ich höre dir zum letztenmal nicht zu. Ich bleibe bei dir.«
    Sie ließ den Motor wieder an. Er stotterte etwas, denn er war kalt geworden. Dann fuhr sie weiter, die kleinen Hände um das Lenkrad gekrallt, eine Handvoll Energie und ein Himmel voll Liebe.
    »Du weißt nicht, was dich erwartet«, sagte Semjonow und legte die Hand auf Ludmillas Arm.
    »Ich weiß

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