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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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dem Künstlertisch.
    Aber wo war die Frau? Wo war sie abgeblieben?
    Ella spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte. Am Tisch saß sie nicht. Das durfte jetzt aber nicht sein. Der Schweiß brach ihr aus. Vielleicht war sie ja nur zur Toilette gegangen. Ella gab sich einen Ruck und sprach den Mann an, der die junge Musikerin im Schlepptau gehabt hatte.
    Es war schwierig, sich im lauten Stimmengewirr verständlich zu machen. Ella fragte nach der jungen Frau, verstand aber die Antwort nicht. Schließlich rieb der Mann Daumen, Zeige- und Mittelfinger aneinander und zeigte auf eine Tür. Das war zu verstehen, sie holte den Lohn für ihren Auftritt ab. Ella bedankte sich und wollte in der Nähe der Tür warten, so konnte sie sie nicht verpassen.
    Je länger sie wartete, desto aufgeregter wurde sie. Was, wenn die Frau ihr nichts sagen wollte? Wie sollte sie überhaupt vorgehen? Oder sollte sie die Fremde direkt nach Moritz fragen? So ganz selbstverständlich: Weißt du eigentlich, wo Moritz steckt?
    Ein paarmal ging die Tür auf, Angestellte liefen hinein und heraus, aber die Musikerin erschien nicht. Was konnte sie so lange da drin machen? So lange zählte doch kein Mensch sein Geld.
    Schließlich öffnete Ella die Tür selbst. Jetzt war ihr alles egal.
    Sie trat in einen Gang, von dem einige Türen abgingen. Welche war nun die richtige? Ella wollte gerade an einer klopfen, als sie sich öffnete.
    Ein junger Mann kam heraus, und Ella erkannte eine Toilette dahinter.
    Alles Toiletten? Hatte sie umsonst gewartet?
    Sie öffnete die nächste Tür, ebenfalls eine Toilette, diesmal wohl für Damen, und die letzte Tür führte in einen Vorratsraum. Die gegenüberliegende Tür war ihre letzte Chance. Wahrscheinlich das Büro.
    Sie klopfte. Keine Antwort. Sie wird doch mit dem Chef keinen Sex haben?
    Was für eine blöde Idee, dachte sie und klopfte erneut, diesmal lauter. Keine Antwort.
    Schließlich gab sie es auf und ging wieder hinaus.
    Auf dem Podest saß nun ein junger Mann mit einer Gitarre und sang etwas, das sich in Ellas Ohren stark nach einem gerappten Leonard-Cohen-Song anhörte.
    Wo war die junge Frau bloß hin? Zu dumm!
    Ella schaute zum Eingang, aber die Menschen standen dort noch immer so dicht, dass sie zwar hinaus-, aber sicherlich nicht mehr hereingekommen wäre. Oder saß sie jetzt wieder am Tisch?
    Hoffnungsvoll ging Ella dorthin zurück, aber Fehlanzeige.
    Sollte sie nun die anderen nach Inger Larsson fragen?
    Es blieb ihr nichts anderes übrig. Siri sah ihr aufmerksam entgegen.
    »Alles in Ordnung?«, wollte sie wissen.
    Offensichtlich sah Ella ziemlich gehetzt aus. Sie nickte und erzählte kurz, dass sie in der Musikerin ein weiteres Gesicht der Malerin erkannt habe.
    »Ist ja interessant!« Liam deutete zu dem Künstlertisch. »Vielleicht entdeckst du dort ja noch mehr Modelle?«
    »Jedenfalls werde ich mal nach ihr fragen.«
    Liam wies in eine Ecke. »Ich sterbe gleich vor Hunger! Und wir haben jetzt endlich einen Tisch.«
    Ella ging mit gemischten Gefühlen auf die Künstlergruppe zu. Sie musste gegen ihre Schüchternheit ankämpfen, sie war einfach nicht der Typ, der gern im Mittelpunkt stand. Fremde Menschen in einem so vertrauten Kreis wie an diesem runden Tisch anzusprechen lag ihr schon gar nicht.
    An wen sollte sie sich wenden? Ein älterer Herr in einem dicken Wollpullover mit weißen, nach hinten gekämmten Haaren sah so freundlich aus, dass Ella sich für ihn entschied.
    »Sorry«, sagte sie und beugte sich zu ihm hinunter. Er lauschte aufmerksam, dann zog er vom Nebentisch einen Stuhl für sie heran und stellte sich ihr als Robert vor. »Ich bin Musiker«, sagte er. »Ich kenne mich in der Malerei nicht so gut aus. Aber Jesse da drüben kennt hier alle Galerien und viele seiner malenden Kollegen und Kolleginnen.«
    Ella warf einen Blick hinüber. Jesse unterhielt sich gerade angeregt mit seiner Tischnachbarin. Er trug ein gestreiftes Hemd und war eher der Typ deutscher Banker. Ella hätte nie im Leben in ihm einen Künstler gesehen.
    »Wenn Sie Musiker sind«, fragte sie Robert, »dann kennen Sie vielleicht die Musikerin, die vorhin hier gespielt hat? Mit den Rastalocken und der gelben Hose?«
    Robert schüttelte den Kopf. »Ich kenne nur ihren Namen. Sie spielt in verschiedenen Klubs und auf verschiedenen Plätzen.«
    »Ah.« Enttäuscht biss sich Ella auf die Lippen. Es war wirklich zum Auswachsen. »Und wie hieß sie noch gleich?«
    »Margareta.«
    »Margareta, stimmt.« Das hatte ihr Siri

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