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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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überrascht aus. »In den Daten, die meine Mutter gefunden hat, steht nichts über eine Schwester.«
    »Dann ist es eine andere Inger Larsson.«
    Sie schauten sich an. Siri zuckte mit den Schultern. »Wie viele malende Inger Larssons kann es geben?«
    »Also keine Schwester, aber ein Mann.«
    Ellas Smartphone meldete eine SMS . »Hab dir eine Mail geschrieben«, las sie. Ihr erster Gedanke war, Ben wolle noch für eine Weiterführung der Beziehung kämpfen. Aber dann sah sie, dass Steffi gesimst hatte. Das tut gut, dachte sie, endlich ein vernünftiger Mensch, der die Dinge neutral sieht.
    »Meine Freundin aus Amerika hat geschrieben«, sagte sie zu Siri, »dann gehe ich noch mal rasch an mein Netbook.«
    »Soll ich dir ein Frühstück hochschicken lassen?«
    Das hörte sich verlockend an. »Cappuccino und Croissant?«
    Siri nickte grinsend. »Klar doch.«
    Steffi äußerte sich in ihrer Mail bestürzt über Ellas Forscherdrang. Ob es nicht besser sei, Geister ruhen zu lassen, und es könne doch auch gefährlich werden – so alleine in einer fremden Stadt.
    Ella musste kurz überlegen, was sie ihrer Freundin von zu Hause aus geschrieben hatte. Soweit sie sich erinnerte, hatte sie sich nur über das Portrait ausgelassen, in dem sie Moritz zu erkennen glaubte, und dass sie die Malerin in Stockholm aufsuchen würde. So richtig gefährlich konnte das ja nicht sein.
    »Mach dir keine Gedanken«, schrieb sie zurück. »Es lässt sich alles eher gemütlich an. Bisher habe ich noch keine Gefahr erkannt, und dass du mich vor einer Großstadt warnst, ist ja lustig. Du bist in New York, da dürften tausendmal mehr Gefahren lauern als in Stockholm.«
    Steffi schrieb sofort zurück: »Ella, Moritz ist doch tot. Du jagst einem Phantom nach und stürzt dich ins Unglück! Wenn ich jetzt nur bei dir sein und dich abhalten könnte, wer weiß, was noch passiert.«
    Ella schüttelte verwundert den Kopf und tippte:
    »Sei nicht so ängstlich. So kenne ich dich ja gar nicht. Mir passiert schon nichts, und wenn Moritz ein Phantom ist, dann werde ich das schon früh genug merken.« Ella dachte kurz über ihre Freundin nach. Vielleicht machte die Entfernung ja wirklich ängstlich. Sie beschloss, ihr nur noch die Dinge mitzuteilen, die schon feststanden, dann musste sie sich keine unnötigen Gedanken machen. Wie Ben, dachte sie, und bei dem Gedanken verkrampfte sich ihr Magen. Hatte sie nicht gerade noch: »Ich liebe dich«, zu ihm gesagt? Wie konnte er damit umgehen? Kein Mensch konnte mit so was umgehen. Für ihn war sie doch der Schatz, der gehütet werden musste. Würde er noch einen klaren Gedanken fassen können? War er möglicherweise schon auf dem Weg zu ihr?
    Ella starrte auf den Bildschirm. Hoffentlich tat er sich nichts an.
    Sie nahm spontan ihr Smartphone und rief ihn an.
    »Ben?«
    »Ella?« Seine Stimme lag zwischen tiefer Trauer und aufflammender Hoffnung.
    »Ben, ich wollte dir nicht wehtun. Unsere Liebe ist etwas Einmaliges, und du bist ein wunderbarer Mensch.«
    »Ja …« Es klang abwartend, verhalten.
    »Und du hast eine solche Geschichte«, sie stockte kurz, aber es war ihr kein besseres Wort eingefallen, »nicht verdient. Aber ich kann es auch nicht ändern, es ist über mich hereingebrochen. Vielleicht ist es sogar ganz und gar ohne Bedeutung, aber das weiß ich nicht.« Wieder hielt sie kurz inne. »Trotzdem möchte ich nicht, dass du dich quälst, verstehst du?«
    Ach Gott, sie hätte ihm gar nichts sagen sollen, natürlich quälte er sich.
    »Ich versuche, mit der Situation klarzukommen.«
    »Besprich dich mit Andreas.« Andreas war sein bester Freund. Vielleicht tat ein Männergespräch gut.
    »Da gibt es nichts mit Andreas zu besprechen. Wir besprechen das, wenn du zurück bist.«
    »Gut. Das machen wir.«
    Mit flauem Gefühl beendete sie das Gespräch. Es war, als hätte sie mit einem fremden Menschen telefoniert. Wo war die Vertrautheit hin, die Harmonie?
    Es klopfte, und der Cappuccino und das Croissant kamen. Eigentlich war ihr der Appetit restlos vergangen, aber sie nahm das kleine Tablett in Empfang und setzte sich ans Fenster.
    So, dachte sie, Pause. Jetzt kannst du deine Gedanken sortieren. Bei Inger war zeitweise ein Mann gemeldet. Gut, dass konnte jeder sein. Ihr Bruder, ein Liebhaber, ein Cousin, wer auch immer. Aber eine Schwester, die keine Schwester war?
    Ella aß ihr Croissant, trank den Cappuccino, schaute dabei auf die belebte Straße und versuchte, alle Gedanken abzuschütteln. Vielleicht war es

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