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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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fremden Mann.
    »Wenn er der mutmaßliche Mörder deiner Schwester ist, dann solltest du die Polizei einschalten«, sagte Roger.
    »Er ist nicht mein Mörder« , antwortete Ella.
    Roger starrte sie an. »Was hast du gesagt?«
    Ella lehnte sich auf der unbequemen Holzbank zurück. Das Schiff schaukelte noch ein wenig, aber der Sturm war vorbei.
    »Dass Siri die Adresse von Moritz herausgefunden hat.«
    »Und danach?«
    Sie sah ihn an und zog unwillig ihre Augenbrauen zusammen. »Was meinst du?«
    »Du hast gesagt: Er ist nicht mein Mörder. «
    Ella überlegte. »Wenn nicht er, wer dann? Und warum wäre er dann abgehauen? Und hat sich über die Jahre versteckt, eine zweite Identität aufgebaut? Das macht keinen Sinn.«
    »Du hast es aber gesagt.«
    Ella zuckte die Achseln. Es wurde immer schlimmer, dachte sie. Jetzt sagte sie schon Sachen, von denen sie nachher nichts mehr wusste.
    »Tut mir leid«, sagte sie, »ich habe es aber nicht so gemeint.«
    Roger schwieg.
    »Jedenfalls solltest du nicht allein einen Mörder jagen.«
    Aber Ella überlegte die ganze Fahrt über, und auch später noch, als ihr an der Rezeption Siris Kuvert ausgehändigt wurde, wie sie Roger abhängen könnte. Sie hatte das Gefühl, dass die Suche nach Moritz ganz allein ihre Aufgabe war.
    »Lass uns einen Cappuccino aufs Zimmer bestellen«, schlug Roger vor, nachdem er auf die Uhr geschaut hatte. »Klassische Teatime. Kurz vor der Happy Hour.« Er grinste. »Dann kann ich ein bisschen arbeiten, und du kannst dich entspannen.«
    »Was möchtest du arbeiten?«, fragte Ella misstrauisch.
    »Ein paar Notizen machen.«
    »Du baust mich aber in keinen Film von dir ein, oder?«
    »Wie kann man nur so viel Angst um die Persönlichkeitsrechte haben«, flachste er, aber Ella fühlte sich in ihrer Haut nicht wohl. Sie lieferte schon ganz schön viel Stoff für ihn.
    »Also doch keinen Cappuccino?«, fragte er, als sie noch immer unschlüssig vor der Rezeption standen. »Oder lieber dort an den Kamin?« Er zeigte auf ihre Lieblingsecke. Ella streifte ihn mit einem Blick. Roger war ein sehr gut aussehender Mann, das war er wirklich, und er zog sich gut an. Sie bemerkte sehr wohl, dass er bei den weiblichen Gästen gut ankam. Manche flirteten ganz unverhohlen mit ihm.
    »Lass uns hochgehen«, entschied sie. Während er seinen Laptop mit Gott weiß was füttern würde, würde sie Steffi diese unglaubliche Nachricht mailen. Jetzt hatte sie Fleisch am Knochen, wie Roger sagen würde. Sie folgte ihm zum Lift. »Einen Cappuccino und eine Kanelbulle für mich.«
    Roger nickte. »Eine Zimtschnecke? Gute Idee, ich nehme die Prinsesstarta.«
    »Die Prinsesstarta?« Ella drückte auf den Liftknopf. »Was ist denn die Prinsesstarta?«
    »Die müsstest eigentlich du nehmen …« Er fuhr ihr zärtlich durchs Haar. Ben, dachte Ella. Sie musste unbedingt Ben eine Mail schreiben, er war sicherlich voller Sorge, wollte sich aber nicht aufdrängen. Wahrscheinlich wartete er die ganze Zeit auf eine SMS oder eine Mail von ihr. Sie seufzte.
    »Genau gegen so etwas ist eine Prinzessinnentorte gut«, sagte Roger und hielt Ella die Tür des Lifts auf.
    »Gegen was?«
    »Gegen abgrundtiefe Seufzer.«
    Es war ein grüner Hügel aus Sahne und Marzipan, den der Kellner zwanzig Minuten später vor Roger auf den kleinen Tisch in ihrem Hotelzimmer stellte. Ella begutachtete die Prinsesstarta skeptisch.
    »Na«, sagte sie, »das muss man sich leisten können.«
    Roger zuckte mit den Schultern. »Mit dir habe ich einen solchen Kalorienverbrauch, dass ich mit dem Nachtanken kaum hinterherkomme.«
    Ella lachte. Ja, tatsächlich, er war gertenschlank, kein Fettpolster nirgendwo. »Du kannst ja nachher ein Nachmittagsschläfchen machen«, schlug sie vor, »dann setzt es besser an.«
    »Wenn du mitschläfst, garantiert nicht.«
    Ella las noch einmal kurz, was sie Steffi auf die Schnelle geschrieben hatte. Dass die alten Gespenster lebendig geworden seien und sie dieses eine Gespenst nun nicht mehr in Ruhe lassen würde: »Steffi, ich habe ihn. Ich habe Moritz aufgespürt! Stell dir mal diese Ungeheuerlichkeit vor!!!! Inger Larsson, die Malerin, hat Moritz anhand eines alten Jugendfotos als Nils Andersson wiedererkannt. Stell dir vor!! Sie hat ihn als den Mann erkannt, mit dem sie vier Jahre ein Liebesverhältnis hatte und vor einem Jahr zusammengezogen ist und der vor drei Monaten spurlos verschwunden ist. Stell dir das nur mal vor, Steffi, wenn er nicht verschwunden wäre – vielleicht hätte

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