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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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ihm reiben zu können? Keine Ahnung, sie spürte nur, dass sie Lust bekam und die Vorstellung, sich hier in der engen Gasse heftig zu lieben, bereits prickelte.
    »Bleiben wir zurück?«, fragte sie nach hinten.
    »Kommt ihr?«, rief Siri von vorn und hielt einen der schmalen Türflügel auf. Licht fiel in die Gasse, und der Boden der romantischen Häuserschlucht war mit Abfällen bedeckt, und die gegenüberliegende Hauswand sah nach einem Ersatzpissoir aus. Ella nahm die Finger von der Wand.
    »Das holen wir in Paris nach!«
    Sie spürte Rogers Hand im Genick.
    »Versprochen?«, flüsterte er ihr ins Ohr und biss sachte in ihr Ohrläppchen. »Paris?«
    »Oui, d’accord«, bestätigte sie und dachte, dass ihr der modrige Geruch schon beim ersten Mal hätte auffallen müssen.
    In der Küche hatte keiner ein Auge für sie, jeder arbeitete konzentriert an seinem Platz, nur der Chef sah auf und kam, um sie zu begrüßen. Ella sagte auf Deutsch: »Ätsch, jetzt habe ich selbst einen Franzosen!«
    »Pardon?«, fragte Alain, und Liam lachte lauthals. Dann erklärte er etwas auf Schwedisch, und Ella hoffte, dass es nicht die exakte Übersetzung war, es sollte doch nur ein Scherz sein. Roger kommentierte es auf Französisch, und es entspann sich sofort ein lebhaftes Gespräch zwischen den beiden Franzosen. Siri zuckte die Achseln und winkte Ella zu. »Lass sie. Wir haben einen Tisch, nicht dass der sonst weg ist.«
    Ella nickte. Roger schien in seinem Element zu sein, er redete, gestikulierte und hatte Ella offensichtlich völlig vergessen. Okay, dachte Ella, wir sind ja nicht verheiratet, und ging Siri und Liam nach, die bereits an der Schwingtür warteten. Der Lärm im Restaurant war ohrenbetäubend. Überall standen Menschen, die johlten, klatschten und pfiffen. Das Licht war gedämpft, nur die erhöhte Plattform war beleuchtet, dort verbeugten sich gerade vier Musiker, und der Beifall wurde noch heftiger.
    Offensichtlich hatten sie da was verpasst, dachte Ella und war jetzt richtig munter. Gut, dass Roger sich so schnell hatte mitreißen lassen, sie wäre wahrscheinlich ins Bett gegangen und hätte einen Fernsehabend eingebaut.
    Die vier Musiker traten von der Bühne ab und hin zu dem runden Künstlertisch, den Ella noch vom letzten Mal kannte. Das Licht ging wieder an, und Siri zeigte zu einem kleinen Tisch hinter einer Traube von Menschen.
    »Das ist heute ja wirklich knallvoll«, rief sie Siri zu.
    Siri drehte sich zu ihr um. »Ja, das sind Jungs, die man sonst nur im Fernsehen oder auf ganz großen Bühnen sieht!« Auch sie war sichtlich begeistert, ihre Wangen glühten. »Das geht nur über Alains gute Beziehungen.«
    Ella ließ sich von der Begeisterung anstecken, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wer diese vier Musiker eigentlich waren. Von ihrem Tisch aus konnten sie nur die Rücken der Gäste sehen, aber da ohnehin Pause war, setzten sich Siri und Liam völlig relaxed hin.
    »Wird Roger uns finden?« Ella hatte angesichts des Trubels so ihre Zweifel.
    Siri nickte. »Sicher!« Sie griff nach Ellas Hand. »Und wie geht es dir mit ihm? Mit der neuen Liebe?«
    Ja, stimmt, dachte Ella. Eine verdammt neue Liebe, wenn es denn überhaupt eine Art von Liebe war. Bens Mail fiel ihr wieder ein.
    Sie nickte. »Gut«, sagte sie. »Spannend!«
    »Oh ja, das glaube ich gern!« Siri ließ ihre Hand los und griff nach der Weinkaraffe, die eben auf den Tisch gestellt wurde. »Eine neue Liebe ist immer aufregend. Passt es? Wird es was? Wo führt es hin?«
    »Im Zweifelsfall nach Paris«, sagte Ella scherzhaft, aber eigentlich glaubte sie nicht daran. Wahrscheinlich würde diese Liebe nach Stockholm direkt beendet sein.
    »Er ist ein guter Typ. Journalist, hab ich in seiner Anmeldung gelesen. Für Paris Match , das ist schon ein ganz großes Ding, der Mann scheint erfolgreich zu sein.«
    Ella stockte der Atem. Paris Match? War das nicht so eine Enthüllungszeitung? Und wieso denn plötzlich Journalist? Eben war er doch noch Drehbuchautor?
    Siri schenkte die Gläser voll und winkte Roger zu, der sich gerade durch die Menschen hindurch zu ihnen drängte.
    »Soll ich für uns alle das gleiche Gericht bestellen?«, fragte Liam. »Das geht schneller. Was haltet ihr von Roastbeef mit Bratkartoffeln?«
    Ella nickte. Sie hatte überhaupt nicht zugehört. Ihre Gedanken kreisten um Roger. Wer war er? Was tat er? War diese Zimmerverwechslung wirklich ein Zufall gewesen?
    Niemand aber wusste, dass sie nach Stockholm reisen würde, niemand

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