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Liebesschloesser

Liebesschloesser

Titel: Liebesschloesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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mit all meinen Schwüren?
    „Willst du die Karte lesen?“, fragt er und dreht sich weg, um sie vom Boden aufzuheben. Ich nicke und schüttle gleichzeitig den Kopf, greife nach dem glänzenden Papier und kann mich nicht dazu durchringen, die Karte zu öffnen.
    „Na los“, feuert er mich an, „Lies sie.“
    Mir entkommt ein Stöhnen, dann falte ich sie mit zittrigen Fingern auseinander.
     
    Für dich!
    Damit du dich daran erinnerst, dass wir ein Paar sind und nicht nur eine WG mit der Option auf Sex.
    Ich möchte deine Liebe spüren.
    Hin und wieder tut es echt gut zu hören, was ich dir bedeute oder ob ich dir überhaupt etwas bedeute.
    Ich liebe dich!  
    Martin
    PS: Ich mag es, wenn du eifersüchtig bist!

Florian und Jonas
     
    Pünktlich wie jeden Donnerstag parke ich mein Auto vor dem Seniorenstift, in dem meine Oma nun seit einem halben Jahr wohnt. Der Wohnkomplex ist neu. Alles ist hell und freundlich eingerichtet. Der große Garten lädt zum Verweilen ein. Es gibt ein kleines Café, eine Bibliothek und verschiedene Sport- und Bastelangebote, bei denen meine Oma immer gern mitmacht. Sie ist hier richtig aufgeblüht, was meine Eltern und ich nach dem Tod meines Opas vor knapp zwei Jahren kaum noch erwartet hätten.
    Heute ist es nach langer Zeit endlich richtig warm. Der Juni hat sich bisher nicht gerade von seiner schönsten Seite gezeigt, kalt und regnerisch … aber nun erstrahlt der Himmel in einem satten Blau und die Sonne scheint. Auf dem Weg zum Haupteingang schaue ich zum Park. Vielleicht sitzt meine Oma auf einer der zahlreichen Bänke. Aber auf den ersten Blick kann ich sie nicht erkennen. Deshalb betrete ich das Gebäude, wende mich nach links und nehme die Treppen, um in den ersten Stock zu gelangen. Vor der Tür bleibe ich kurz stehen und betrachte die Blumen in meiner Hand. Es war eine spontane Idee, aus dem kleinen Blumenladen neben der Uni einen bunten Frühlingsstrauß mitzunehmen. Eigentlich bin ich nicht gerade jemand, der gern Blumen kauft. Wahrscheinlich liegt es an dem schönen Wetter, dass ich den bunten Blüten nicht widerstehen konnte. Außerdem wird sich meine Oma bestimmt freuen.
    „Herein“, ruft sie, nachdem ich kurz an die Tür geklopft habe. Ich betrete den Raum. Oma sitzt mit Frau Scholz am Tisch, auf dem ein Backgammonspiel aufgebaut ist.
    „Flo!“ Meine Oma lächelt freudig, während mich Frau Scholz aufmerksam mustert. Einen Moment irritiert mich ihr Blick, aber dann konzentriere ich mich auf meine Oma, die mich herzlich umarmt.
    „Hab dir ein paar Blumen mitgebracht.“
    „Oh, die sind aber schön. Schau nur Hilde, so schöne Blumen. Die stelle ich uns hier auf den Tisch, dann haben wir beide was davon. Flo, holst du mir eine Vase aus dem Schrank?“
    Ich nicke und wundere mich über den Enthusiasmus meiner Oma. Es sind nur ein paar Blumen, aber sie tut so, als wäre es das allerbeste Geschenk überhaupt. Dazu werfen sich die beiden alten Damen so merkwürdige Blicke zu. Ich bin mir sicher, dass ich es mir nicht nur einbilde. Irgendetwas ist heute definitiv anders. Ich weiß nur nicht was.
    Frau Scholz wohnt erst seit drei Wochen in diesem Zimmer. Ich würde sie ein paar Jahre älter als Oma schätzen. Bisher fand ich sie nett, wobei wir noch nicht viel miteinander geredet haben, aber nun verunsichern mich ihre beständigen Musterungen.
    „Was macht dein Studium?“, fragt Oma, nachdem sie mir einen Platz am Tisch angeboten hat. Sie zupft die Blumen in Form und begutachtet den Strauß mit einem Lächeln.
    „Ich stecke gerade mitten im Lernstress. In ein paar Wochen gehen die Prüfungen los und dann sind endlich Semesterferien.“
    Ich glaube, ich habe ihr davon schon letzte Woche erzählt.
    „Schön, schön“, sagt sie und scheint nachzudenken. Eine ganze Weile ist es still.
    „Und sonst? Zu Hause? Deine Freunde? Alles in Ordnung?“
    Ich sehe sie irritiert an. „Ja“, erwidere ich gedehnt. „Ich denke schon!“
    „Gut, gut!“
    Wieder wird es still, was ich langsam unheimlich finde. Eigentlich ist meine Oma immer sehr gesprächig. Nie würde sie sich mit einem ich denke schon abspeisen lassen. Normalerweise will sie haargenau wissen, was zu Hause los ist. Aber im Augenblick habe ich eher das Gefühl, dass sie gar nicht hört, was ich sage. Sie scheint vor sich hin zu grübeln.
    „Oma, geht es dir gut?“
    Ich sehe sie besorgt an, fühle ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust. Ich kann es nicht genau beschreiben, aber in ihrer Nähe werde ich immer

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