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Liebesschloesser

Liebesschloesser

Titel: Liebesschloesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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sie hell, blau wahrscheinlich. Seine Haare sind hellblond und seine Wangen leuchten rot. Ich kann gar nicht anders, ich muss grinsen.
    „Na, das habt ihr euch ja schön ausgedacht!“, sage ich leise zu Oma.
    Aber sie sieht mich nur fragend an.
    „Er ist ganz zufällig heute hier aufgetaucht!“, antwortet sie mir.
    „Natürlich! Und wie habt ihr euch das nun ganz zufällig weiter vorgestellt?“
    „Soweit ist unser Plan noch nicht ausgereift!“, antwortet sie und zuckt mit den Schultern. Aber dann hält sie sich ihre Hand vor den Mund und starrt mich an. Ich fange an zu lachen.
    „Ihr seid entlarvt!“, pruste ich los. „Also gebt euch keine Mühe damit, mir einzureden, dass das alles ganz zufällig ist.“
    Die beiden Frauen schauen sich eine Weile lang an. Jonas ist auf seinem Stuhl zusammengeschrumpft und sieht alles andere als glücklich aus. Ich habe keine Ahnung, unter welchem Vorwand sie ihn hierher gelockt haben. Aber er macht so einen schüchternen Eindruck, dass er mein Herz tatsächlich berührt.
    „Also gut, Inge!“, sagt Frau Scholz und erhebt sich mühsam von ihrem Stuhl. „Unser Plan ist enttarnt!“
    Jonas starrt sie mit großen Augen an. Sie sind hellblau und von unglaublich langen Wimpern umgeben. „Omi …“, krächzt er und hektische Flecken bilden sich in seinem Gesicht.
    Ich dagegen verschränke die Arme vor der Brust und sehe die beiden abwartend an. Sie schweigen eine ganze Weile.
    „Der Junge braucht Hilfe“, sagen beide einstimmig.
    „Aber doch nicht von mir“, protestiere ich.
    „Ich brauche nichts …“, wirft Jonas leise ein.
    „Von wem denn sonst? Du kennst dich schließlich damit aus!“, sagt meine Oma und übergeht Jonas Einwurf.
    Wo ist das Loch im Boden, wenn man es braucht? Der total dringende Notanruf? Irgendetwas, das mich aus dieser Situation rettet? Kein Loch, das Telefon schweigt und die beiden Omas fangen an zu grinsen.
    „Wir dachten uns Folgendes. Jetzt, wo ihr euch kennengelernt habt …“ Ich schnaube. Was heißt denn kennengelernt? Ich kenne seinen Namen, das ist auch schon alles.
    „Jedenfalls solltet ihr euch jetzt mal einen schönen Tag machen …“
    Ich stöhne und schließe die Augen. Frau Scholz geht zu Jonas und reißt ihn vom Stuhl hoch. Er ist ein Stück kleiner als ich und ziemlich dünn, aber vor allem unglaublich jung. Sie schiebt ihn in meine Richtung.
    Oma kramt währenddessen in ihrer Handtasche herum und hält mir Sekunden später einen fünfzig Euro-Schein vor die Nase.
    „Macht euch einen schönen Tag. Ihr könnt Eis essen gehen. Dieses kleine Eiscafé in der Innenstadt … da, wo uns Manuel, unser netter Pfleger, neulich hingefahren hat. Weißt du noch, Hilde?“ Und Frau Scholz nickt eifrig. „Also da war es wirklich schön!“
    Mit offenem Mund starre ich abwechselnd den Geldschein und meine Oma an.
    Ich habe keine Ahnung, was ich dazu sagen soll.
    „Na los. Viel Spaß!“, sagt sie aufmunternd.
    Jonas neben mir gibt ein wimmerndes Geräusch von sich. Auch wenn die Situation vollkommen verrückt ist, aber sie entbehrt nicht einer gewissen Portion Komik. Davon abgesehen, dass ich wirklich neugierig auf Jonas bin. Gerade als die beiden Omas anfangen, uns aus dem Zimmer zu schieben, was nicht besonders leicht ist, denn wir scheinen beide zu Salzsäulen erstarrt zu sein, hält Frau Scholz inne.
    „Moment mal!“, sagt sie und sieht ihren Urenkel nachdenklich an. Dann geht sie ebenfalls an ihre Tasche. „Ihr seid ja zwei Männer. Da kann der Florian doch nicht alles allein bezahlen. Wie sieht das denn aus? Nein, hier Jonas …“ Sie steckt ihm ebenfalls fünfzig Euro zu. Noch ehe wir protestieren können, haben uns die Omas schon aus dem Zimmer geschoben und die Tür geschlossen.
    „Viel Spaß!“, höre ich sie noch rufen, dann ist es still.
    Wir sehen uns an. Das Ganze ist für ihn wohl noch peinlicher als für mich. Es ist verrückt. Ich schüttle den Kopf und fange leise zu lachen an. Es dauert nicht lange, dann stimmt er mit ein. Er hat eine schöne Stimme.  
    „Ich sehe das so: Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder jeder nimmt sein Geld und verschwindet oder wir hauen das Geld zusammen auf den Kopf. Wie siehst du das?“
    Er schluckt, sieht mich unsicher an und nickt zustimmend.
    „Was ist dir lieber?“, frage ich, während wir langsam die Treppen nach unten gehen. Auch heute ist das Wetter schön. Ich hätte nichts dagegen, mit ihm ein Eis zu essen, denn zu Hause warten nur ein paar Hefter auf

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