Liebessklavin
„Michael, ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich gehe grundsätzlich nie mit Kollegen aus.“ Eine glatte Lüge, doch der blonde Mann sollte wissen, woran er bei ihr war.
„Okay, dann … Ich wünsche Ihnen einen schönen Feierabend.“ Michaels Stimme klang schroff, die Enttäuschung über ihre Absage war deutlich zu hören.
Sie war sicher, dass er bereits mit Kollegen gesprochen und erfahren hatte, dass der eine oder andere mit ihr im Bett gelandet war. Sie sah ihm nach, als er sich umdrehte, zu seinem Porsche hinüberging, und ohne sich noch einmal umzudrehen vom Parkplatz fuhr.
„Er wird darüber hinwegkommen.“
Erica zuckte zusammen, als sie die tiefe samtige Stimme erkannte. Sie stützte sich an ihrem liebevoll restaurierten Käfer ab und schloss für einen Moment die Augen.
Simon trat auf sie zu.
Sofort erfasste ein Beben ihr Innerstes. Wieso hatte dieser Mann so eine Wirkung auf sie? Sie straffte ihre Schultern und wandte sich zu ihm um. „Das nenne ich eine gelungene Überraschung!“ Sie sah ihm in die Augen und unterdrückte den Impuls, ihm zu zeigen, wie sehr sie sich freute, ihn wiederzusehen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als Simon nach ihrer Hand griff, sie an seine Lippen führte und einen zarten Kuss auf ihre Fingerknöchel hauchte.
„Ich musste dich treffen.“ Er war komplett in Schwarz gekleidet. Ein eng anliegender Rollkragenpullover, Jeans und Stiefel, darüber trug er einen langen Kaschmirmantel und sein dunkles Haar war am Hinterkopf zu einem Zopf gebunden.
Gern hätte sie sich ungehemmt in seine Arme geworfen, ihn geküsst und ihm gesagt, wie sie ihn vermisst hatte, aber sie wehrte sich erfolgreich dagegen. Erica hob ihre Augenbrauen und musterte ihn von Kopf bis Fuß. „So, musstest dudas unbedingt? Interessant. Nur schade, dass dir meine Telefonnummer nicht eingefallen ist.“ Um dieser Bemerkung Ausdruck zu verleihen, wollte sie sich in ihren Wagen setzen, doch Simon hielt sie am Arm zurück.
„Verzeih, aber es hatte seinen Grund, warum ich nicht angerufen habe.“
Ericas Herz hämmerte gegen ihre Brust. Sie hielt in ihrer Bewegung inne, sah ihn jedoch nicht an. „Natürlich, das hat es immer.“
„Ich wollte dir Zeit lassen.“
Verwirrung mischte sich in ihre Mimik. „Wofür?“
Zärtlich glitt seine Hand über ihre Wange, schob eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Simon beugte sich zu ihr herunter, senkte seine Lippen auf ihre Schläfe und flüsterte. „Das möchte ich dir bei einem Essen erklären!“
Sie erkannte George sofort wieder, denn der Chauffeur war ihr des Öfteren während der Arbeiten im Restaurant begegnet. Er nickte ihr distanziert, aber freundlich zu, als sie mit DiLucca in den Mercedes stieg. Vor dem „Private Room“ hielt er an.
Simon half ihr aus dem Wagen und führte sie in eines der Separees. Ein junger schwarzhaariger Butler nahm ihnen die Mäntel ab und verließ den Raum. Simon wies auf den Tisch, auf dem ein Menü für zwei Personen unter Wärmeglocken auf sie wartete. „Ich bin dir vom letzten Mal noch ein Dinner schuldig.“
Ahnend, worauf sich die zweideutige Bemerkung bezog, kreuzte Erica widerwillig die Arme vor ihrem Körper.
Simon setzte sich, faltete die Hände ineinander und betrachtete sie eingehend.
„Du wolltest mir etwas erklären.“ Die Worte klangen kälter als beabsichtigt, doch sie dachte nicht daran, sich zu korrigieren. Dieser Kerl sollte ruhig wissen, dass sie gekränkt war! „Wochenlang meldest du dich nicht. Kein Anruf, keine Nachricht, nichts. Du tauchst ohne Ankündigung auf meiner Arbeit auf und erwartest, dass ich zur Verfügung stehe. Bin ich etwa dein …“ Sie wandte ihm den Rücken zu, doch spürte sie plötzlich seine Hände auf ihren Schultern und seinen Atem in ihrem Nacken.
„Ich wollte nicht, dass du dich zurückgewiesen fühlst, mein Engel.“
Ericas Knie waren butterweich und sie lehnte sich Halt suchend mit dem Rücken an seine Brust und schloss die Augen.
„Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu kränken oder zu verletzen. Ich musste mir über ein paar Dinge klar werden und wollte dir ebenfalls die Gelegenheit geben, über die Nacht nachzudenken.“ Seine Fingerspitzen streichelten zärtlich ihre Arme. „Es gibt so vieles, was ich dir über mich erzählen möchte.“ Ein Kuss glitt hauchzart über ihren Hals und sie ließ es geschehen.
Ihre Antwort klang fast tonlos. „Dann erzähl es mir.“
Sanft löste er sich von ihr, ging an ihr vorbei und blieb neben dem Kamin
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