Liebessklavin
Grinsen verstärkte sich. „Wenn es dir nicht gefallen hat, warum hast du dein Codewort dann nicht genutzt?“
Erica wandte ihren Blick ab, erwartete, das die Gerte sie traf, doch sie wartete vergeblich. George stand einige Schritte entfernt an einen Deckenpfeiler gelehnt.
Simon zwang sie mit der Hand unter ihrem Kinn, ihn anzusehen, doch Erica schickte ihre Augen an ihm vorbei. Trotz und Wut zeichneten sich in ihrer Mimik ab.
„Sprichst du jetzt nicht mehr mit mir?“
Sie verlor jegliche Kontrolle, trommelte mit den Fäusten an seine Brust. „Wie konntest du nur!?“
Sanft hielt er ihre Handgelenke fest und lächelte noch immer, was ihren Zorn schürte.
„Du hast erlaubt, dass
er
mich erniedrigt. Du hast zugelassen, dass ich gegen meinen Willen, die Muschi einer Sklavin lecke. Du hast mich gedemütigt …“
Er nahm ihr schweigend die Perücke ab.
Sie schluchzte und blinzelte wütend ihre Tränen weg. „Wie kannst du so weit gehen?“
Er breitete mit unendlicher Ruhe und Beherrschung ihre dunklen Locken über ihren Schultern aus, ließ zu, dass ihre Fäuste seine breite Brust ein weiteres Maltrafen und nichts von alledem konnte der Zufriedenheit auf seinem Gesicht etwas anhaben.
„Sag es mir. Wie konntest du zulassen, dass er mich schlägt?“
Simon wandte sich ab, ließ sie stehen und Erica erstarrte wie vom Blitz getroffen.
„Ich habe dir eine Frage gestellt, Erica.“
Das Codewort! Warum hatte sie es nicht benutzt? Warum hatte sie nicht Stopp gesagt? Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen und sie presste die Lippen aufeinander. Er hatte sie nicht erniedrigt. Er hatte alles zugelassen, um zu testen, wie weit sie gehen würde. Wann sie das Codewort aussprechen würde. Es lag in ihrer Macht. Sie hätte es jederzeit beenden können, doch sie hatte es nicht getan, weil sie es nicht wollte.
Simon drehte sich zu ihr um und betrachtete sie eingehend, als ahnte er genau, was in ihr vorging. „Nun?“
Erica hob ihren Kopf, atmete tief ein und aus. „Weil es nicht nötig war. Ich wollte das Spiel nicht beenden. Es hat Momente gegeben, in denen ich kurz davor stand, doch ich habe es nicht getan.“
Er zog ihr Gesicht zu sich, küsste sie heiß und innig. Erica sank in seine Arme und er hielt sie fest an sich gepresst. Die Erkenntnis, zu der sie gelangt war, ließ sie schwanken und er gab ihr Halt, Geborgenheit und Vertrauen.
„Spürst du die Veränderung, mein Schatz?“
Ein Kribbeln in ihrem Bauch breitete sich aus. Ja, sie verstand. Nicht er testete sie, sondern sie selbst tat es. Er gab ihr die Möglichkeit, doch es lag an ihr, wie weit sie gehen würde. Diese Neugier erweiterte ihr Bewusstsein, ihre bisherigen Grenzen. Erica schloss die Augen und seufzte wohlig. Zum ersten Mal spürte sie Dankbarkeit und gab sie offen zu. „Danke, Herr.“
K APITEL 5: L IEBE ?
„Ich konnte die entsetzten Schreie der Emanzen förmlich hören. Ich habe die Feministinnen mit Steinen nach mir werfen sehen.“ Erica nippte an einem Glas Wasser und stellte es auf den Tisch des roten Kaminzimmers, während ein gemütliches Feuer vor ihnen prasselte. Sie kuschelte sich, in einem flauschigen Bademantel bekleidet, an Simons Schulter. „Das klingt bestimmt verrückt für dich, aber ich hatte das Gefühl, zwischen den Stühlen zu stehen, und nicht zu wissen, was richtig und falsch ist. Vor diesem Wochenende war ich mir unsicher und wollte das Ganze tatsächlich beenden.“
„Und wie fühlst du dich jetzt?“ Simon legte den Arm um ihre Schulter.
„Ich bin mir nicht sicher. Das ist alles so neu und es überrascht mich, wie ich reagiere, verstehst du?“ Nie zuvor hatte es in den Beziehungen ihres Lebens Liebhaber gegeben, die sich so für sie interessierten und solche Gespräche mit ihr geführt hatten, dass es unnötig war, dass Simon sie darauf aufmerksam machte, ohne Scheu auszusprechen, was in ihr vorging.
Als er nickte, sprach sie weiter. „Es fühlt sich richtig an. Ich weiß nicht, ich kann es nicht in Worte fassen, aber ich fühle mich gut dabei. So kleinkariert das klingen mag, ich weiß zu wenig über all das und ich komme mir dumm vor, weil … na ja, du sagst selbst, man hält uns für pervers.“
Zum ersten Mal hatte sie „uns“ gesagt und meinte damit die Szene. Es brachte sie zum Schmunzeln, das sie sich dazuzählte.
„Die Gesellschaft hört nur das, was sie hören will und das macht es vielen Menschen schwer, anders zu sein. Zwar spricht jeder davon, wie bunt und vielfältig die Welt ist,
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