Liebessterne ueber Nizza
hilft es ja, dass Daisy jetzt bei ihr ist?“, sagte sie. Wieder spürte sie Gewissensbisse, weil sie den Kontakt zu Nialls Familie abgebrochen hatte.
„Ja.“ Antwortete er einsilbig. „Und du, Sienna? Was hast du in den letzten drei Jahren getrieben?“
Sie zuckte die zarten Schultern. „Dies und das. Ich habe meine Prüfung als Fitnesstrainerin abgelegt und gelegentlich Mum und Dad besucht.“
„In Spanien.“
Offensichtlich hatte er sich vorher über ihre Familie informiert. In den Augen der Ryders war sie nicht standesgemäß. Sie war die Tochter eines Tischlers, der seinen gesamten Besitz verkauft hatte, um an der Costa del Sol ein Lokal für englische Auswanderer zu eröffnen!
„Und was ist aus dem Mann geworden, bei dem du in der Nacht warst, als dein Ehemann gestorben ist?“ Sein Tonfall war schneidend und stand in krassem Gegensatz zu dem betörenden Anblick der vielen weißen Rosen, die ihren Weg säumten.
„Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich lieber nicht darüber reden“, wich Sienna aus und wandte den Kopf ab.
Ihr Profil, bemerkte er, ist stolz und herausfordernd. Wieder spürte er das Verlangen in seinem Blut, das er schon immer für die Ehefrau seines verstorbenen Bruders empfunden, aber mit aller Macht bekämpft hatte.
„Das kann ich mir vorstellen.“
Als sie wieder in seine Richtung sah, wirkte sie beinahe gleichgültig, nur ihre rosigen Lippen waren zu einem sexy Schmollmund verzogen. Conan spürte das unbändige Bedürfnis, sie mit seinem Mund in Besitz zu nehmen.
Sienna zuckte gleichmütig die Schultern, als hätte sie mit der Vergangenheit für immer abgeschlossen. Durch die Bewegung rutschte der Träger ihres Kleides etwas nach unten.
Sienna wollte ihn hochschieben, doch Conan kam ihr zuvor. Beide hielten den Atem an.
„Vielen Dank“, murmelte sie, denn die leichte Berührung seiner Hand hatte sie wie ein Stromschlag getroffen.
„Wann hast du das machen lassen?“ Er meinte die Tätowierung auf ihrer Schulter.
„An meinem achtzehnten Geburtstag.“
Um seine Mundwinkel zuckte es. „Bevor du dich eines Besseren besinnen konntest?“
Sie ging nicht weiter auf seinen Kommentar ein. Auch die Tätowierung betrachtete er also als Kritikpunkt.
„Daisy ist sehr lebhaft“, sagte sie plötzlich, weil sie den dringenden Wunsch verspürte, Conan zu entkommen. „Hältst du es wirklich für eine gute Idee, wenn wir sie so lange mit Avril allein lassen?“
„Bist du um das Wohl meiner Mutter besorgt?“ Unter dichten Wimpern sah er sie amüsiert an. „Oder um dein eigenes?“
Sie musste schlucken. Gütiger Himmel, diesem Mann entging auch gar nichts!
„Warum sollte ich um mein Wohl besorgt sein?“, fuhr sie ihn an.
„Warum bist du immer so nervös, wenn du mit mir allein bist?“
„Ich bin nicht nervös.“ Wem wollte sie etwas vormachen? „Warum sollte ich nervös sein, wenn ich mit dir allein bin?“
„Sag du’s mir.“
Die warme Sonne auf ihrer Haut bereitete ihr eine Sinnesfreude, die ihr im Moment gar nicht behagte.
„Liegt es daran, dass ich als Einziger dein Geheimnis kenne?“
„Mein Geheimnis?“
Ihr Tonfall verriet ihre Beunruhigung. Conan sah sie aufmerksam an. Was hatte sie in den zweieinhalb Jahren Ehe mit seinem Bruder sonst noch zu verbergen gehabt?
„Ich bin der Einzige, der weiß, was für eine Frau du in Wirklichkeit bist.“
„Du denkst , dass du es weißt“, korrigierte sie ihn.
Er musterte sie kalt. „Deine angeblichen Shopping-Ausflüge nach London und die Museumsbesuche dienten doch nur dazu, deine Affäre zu vertuschen.“
Röte stieg ihr ins Gesicht. „Das wolltest du glauben. Du hast dir keine meiner Erklärungen angehört.“
„Du meinst, dass du und dieser Timothy Leister nur gute Freunde wart?“ Er lachte bitter. „Was für eine billige Ausrede!“
„Nein, wir waren viel mehr als das.“ An dem harten Zug um seinen Mund erkannte sie, dass sie ihn provoziert hatte und er gleich aus der Haut fahren würde.
Ihn noch weiter zu reizen wäre unklug gewesen, und so sagte sie nur: „Ich bin Niall nie untreu gewesen. Ich habe ihn geliebt!“
„Du nimmst es mir wohl nicht übel, wenn ich den Wahrheitsgehalt dieser Aussage anzweifle. Schließlich wissen wir beide, wie gern du Lügen erzählst.“
Schweigend gingen sie weiter. Plötzlich hielt Conan mit einer Zuvorkommenheit, die so gar nicht zu seinem anklagenden Tonfall zuvor passen wollte, einen Oleanderzweig zur Seite, der über dem Weg hing.
Als Sienna
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