Liebessterne ueber Nizza
Hingabe, die sie bei seinem Bruder nie gekannt hatte, bot sie ihm ihren Körper dar. Endlich hatten sich zwei Menschen gefunden, die einander auf gleiche Art begehrten.
Und dann sorgten Conans Mund, seine Hände und seine nackte Haut an ihrer dafür, dass sie alles um sich herum vergaß. Jetzt existierte nur noch das erregende Gefühl, diese Begierde, die ihr den Verstand zu rauben drohte. Aber Conan ließ sich Zeit, verlangsamte immer wieder das Tempo, um ihren Körper bewundernd zu betrachten. Und dieses Herauszögern steigerte Siennas Verlangen so sehr, dass sie die süße Erlösung fast herbeisehnte.
Als sie endlich einen nie gekannten Höhepunkt erreichte, schrie sie Conans Namen heraus. Und auch er stöhnte laut auf, weil er im selben Moment kam.
Sie hielten sich eng umschlungen, und Sienna war so überwältigt, dass ihr heiße Tränen in die Augen schossen und sie unwillkürlich zu schluchzen begann.
„Verzeihung.“ Beschämt versuchte sie, sich aufzusetzen, aber Conan hielt sie sanft zurück. Stattdessen richtete er sich auf, um ihr in die Augen zu sehen.
„Was ist los?“, fragte er, tief besorgt.
Sie schüttelte nur den Kopf, konnte nicht antworten. Wie hätte sie auch diesem Mann, der sie in Wahrheit nicht besonders mochte, gestehen sollen, dass der Sex mit ihm das schönste Erlebnis ihres bisherigen Lebens gewesen war? Wie hätte sie ihm das sagen sollen, ohne ihm zu verraten, dass sie auf dem besten Weg war, sich unsterblich in ihn zu verlieben? Nur eine Närrin hätte das getan – nach allem, was sie durchgemacht hatte.
Sie unterdrückte einen letzten Schluchzer und schüttelte noch einmal den Kopf, in der Hoffnung, so ihre Würde zurückzuerlangen.
„Musst du nach dem Sex immer weinen?“ Seine Stimme klang leicht amüsiert, aber auch überrascht.
„Müssen das nicht alle Frauen?“, entgegnete sie und nahm das Taschentuch, das er aus der Nachttischschublade gezogen und ihr gereicht hatte.
„Nein.“
Sie lächelte schwach und putzte sich die Nase. „Dann muss es wohl an der Wirkung liegen, die du auf mich ausübst.“
„Ganz bestimmt“, antwortete er mit verwegenem Lächeln, hegte aber durchaus Zweifel. War das ihr Ernst gewesen? Hatte sie bei keinem Mann zuvor so reagiert? Und bevor er sich eines Besseren besinnen konnte, rutschte ihm die Frage heraus: „Was ist zwischen dir und meinem Bruder gewesen?“
Natürlich glaubte er noch immer, dass sie einen Liebhaber gehabt hatte.
Sie zögerte mit ihrer Antwort. Schließlich waren einige Dinge einfach zu persönlich. Doch dann setzte sie sich im Bett auf.
„Wir hatten Probleme“, gab sie zu und blickte auf das Taschentuch, das sie nervös in den Händen knetete. „Am Ende haben wir uns ständig gestritten.“
„Worüber?“, bohrte er weiter.
„Ich weiß nicht mehr.“ Sie zuckte die Schultern. „Über alles. Geld. Daisy. Seine Trinkerei.“
Conan lag neben ihr, das Gewicht auf einen Ellbogen gestützt, und bemerkte Siennas Anspannung – gerade so, als würde sie einen inneren Kampf ausfechten, der ihr große Schmerzen verursachte.
Behutsam legte er ihr eine Hand auf den Arm, und Sienna ließ es geschehen, dass er sie wieder an seine breite Brust zog.
„Die Arbeit, die Vaterschaft, die Schulden … Das war alles zu viel für Niall“, murmelte sie, ihre Stimme klang wie aus weiter Ferne. „Und er hat immer so hart gearbeitet. Hat versucht …“ Sich mit dir zu messen, fügte sie in Gedanken hinzu, sprach es aber nicht aus. „Am Ende hatten wir nicht einmal mehr Sex. Ich gab mir die Schuld dafür. Ich dachte, nach der Schwangerschaft sei ich für ihn nicht mehr begehrenswert …“
Conan sah sie ungläubig an. „Machst du Witze? Während der Schwangerschaft bist du erst richtig aufgeblüht – und das hat sich bis heute gehalten.“ Er verriet ihr nicht, dass es Phasen gegeben hatte, in denen er richtiggehend neidisch auf seinen Bruder gewesen war. Abgesehen natürlich von der Zeit, als er versucht hatte, die Liebe seines Stiefvaters zu gewinnen, die seinem kleinen Bruder quasi per Geburtsrecht zugefallen war. „Ich habe dich begehrt, Sienna.“
Bei dieser Äußerung errötete sie, und Conan strich ihr über die tränenfeuchte Wange. „Und das beruhte doch auf Gegenseitigkeit, oder irre ich mich?“ Insgeheim hoffte er, dass ihr unerwartetes Geständnis die Erklärung für ihren Seitensprung war – auch wenn das natürlich nichts entschuldigte. Hatte sie damals beim Tanz nur auf ihn, Conan, so reagiert?
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