Liebessterne ueber Nizza
jedes Kind, das einen Elternteil verloren hat, das Recht haben sollte, einen liebevollen Ersatz zu bekommen?“
„Nein, das wollte ich damit nicht sagen.“ Er stieß heftig den Atem aus. „Ich meinte nur, dass ich dafür nicht geschaffen bin. Und wenn du das für engstirnig hältst, muss ich dir leider sagen: So sehe ich das nun mal.“
Wenn Sienna jemals gedacht hatte, er würde sie doch noch heiraten, waren ihre Träume ein für alle Mal zunichte gemacht. Und doch tat Conan ihr ungeheuer leid. Er war so verbittert, weil er die schlimmen Erlebnisse seiner Kindheit nicht vergessen konnte.
„Angenommen, du verliebst dich eines Tages in eine Frau mit Kind …?“
„Das wird nicht passieren“, sagte er mit Bestimmtheit.
„Wie kannst du dir so sicher sein?“
„Weil ich mich gar nicht erst mit ihr einlassen würde.“
„Was ist mit mir?“ Sie versuchte, möglichst beiläufig zu klingen. „Mit mir hast du dich eingelassen.“
„Nicht auf diese Art.“ Jedes seiner Worte schnitt Sienna mitten ins Herz.
Sie verdrängte den Schmerz. „Welche Art meinst du?“ Wenn sie, Sienna, sich auf jemanden einließ, dann nur aus Liebe.
„Ich meine die Art, bei der am Ende Hochzeitsglocken läuten, Konfetti gestreut wird und das Paar glücklich bis ans Lebensende ist. Und wenn du gedacht hast, dass wir unweigerlich darauf zusteuern würden, tut es mir leid, dass ich in dir falsche Hoffnungen geweckt habe.“
„Das hast du nicht“, erwiderte sie. Innerlich machte sie sich bittere Vorwürfe, weil sie so viel für ihn empfand. Dabei hatte er sich nie so verhalten, dass sie Anlass für Wunschträume gehabt hätte. Für ihn war sie nur ein schöner Zeitvertreib. Mehr nicht.
„Außerdem habe ich gar nicht an mich gedacht“, warf sie ein. Selbst wenn sie eine hoffnungslose Romantikerin und aus eigenem Verschulden in diese verfahrene Situation geraten war, würde Conan nie ihre wahren Gefühle erfahren. „Ich habe an dich gedacht.“
„An mich?“ Er lachte sarkastisch auf. „Zerbrich dir darüber nicht deinen schönen Kopf. Ich bin total glücklich.“
„Nein, das bist du nicht. Wenn du nämlich mit dieser Einstellung weitermachst, wirst du im Leben viel verpassen.“
„Das habe ich bereits, schon vergessen?“, entgegnete er. „Und ich werde das bestimmt keinem Kind antun. Auch wenn wir anderer Auffassung sind, kann ich dir versichern, dass ich ebenfalls nicht an mich denke. Daisy ist meine Nichte“, fuhr er fort. „Daran wird sich nichts ändern. Als Onkel werde ich sie immer unterstützen und für sie da sein – wenn du es erlaubst. Aber ich werde nicht die Rolle ihres Vaters übernehmen und kann nur hoffen, dass du ihr das nicht bereits eingeredet hast.“
Verletzt entgegnete sie: „Das habe ich nicht! Wie gesagt: Ich habe nicht vor, mit jemandem eine feste Bindung einzugehen.“
„Gut. Dann belassen wir es dabei. Ich werde nicht in Nialls Fußstapfen treten und Daisy gegenüber nicht so tun, als könnte ich ihr das Verständnis oder die emotionale Stabilität entgegenbringen, die ihr nur ein echter Vater geben kann.“
Was für ein schlechter Scherz, dachte Sienna bitter. Doch sie widerstand der Versuchung, ihm zu erzählen, wie „emotional stabil“ sein jüngerer Bruder in Wahrheit gewesen war.
„Und solltest du noch irgendein Mitleid für mich empfinden, dann spar dir das bitte. Wenn du erlebt hättest, was ich erlebt habe, würdest du verstehen, dass ich nur pragmatisch bin.“
„Das nenne ich nicht pragmatisch“, erwiderte sie. „Ich nenne das ängstlich.“
„Nenn es, wie du willst“, erklärte er, wandte sich um und ging erneut ins Bad. Als die Tür heftig ins Schloss fiel, tat Sienna das beinahe so weh wie das erste Mal, als Niall sie geschlagen hatte.
10. KAPITEL
Conan trat mit den Koffern von Sienna und Daisy aus der Villa. Der Morgen war ruhig und warm, und ein leichter Dunst lag über den fernen Bergen. Aber hinten, am Horizont, glitzerte das Meer türkisblau im Sonnenlicht.
Der Kofferraum des Mercedes’ stand offen, weil der Chauffeur soeben Conans Gepäck dort verstaut hatte. Doch im Moment war nur Sienna zu sehen, die ihre Jacke auf den Rücksitz des Wagens legte.
Conan wusste, dass er sie verletzt hatte, als er sie über seine Einstellung zu Ehe und Familie aufgeklärt hatte. Zwar hatte sie steif behauptet, sich ebenfalls nicht binden zu wollen, aber entsprach das wirklich den Tatsachen? Immerhin hatte er ihr endlich deutlich gemacht, dass er mit ihr und Daisy
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