Liebesvergessen (German Edition)
Ausführungen drückte Isa mir die Daumen, bestellte mir herzlichste Grüße von Gerome und legte auch schon wieder auf.
Shakira besaß nun die Güte, Hermine die Haarfarbe vom Kopf zu spülen. Hermine legte sich rücklings ins Waschbecken und ließ sich genüsslich den Pflaumenkopf kraulen. Gespannt warteten wir ab, welcher Farbton sich nun schlussendlich entpuppen würde. Shakira wusch und spülte, wusch und spülte, wickelte Hermines Dickkopf in ein großes Handtuch ein und eine Minute später saß meine Ex-Schwiegermutter geturbant im Frisörstuhl. Nachdem Shakira Hermines Haare trocken gerubbelt hatte, saßen Vera und ich mit offenen Mündern hinter Hermine, bestaunten gemeinsam deren Spiegelbild und waren stumm vor Entsetzen. Hermine beäugte sich nun von allen Seiten und war ebenso sprachlos.
„Geil, oder? Sie sehen aus wie Rijänna , finden Se nisch?“ Also mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass Hermine offensichtlich nicht schwarz war, hinkte der Vergleich außerordentlich. Ob Shakira bewusst war, dass Hermine irgendwas um die siebzig zählte? Die würde dem Papst sicher auch ein Kettenhemd anziehen, bevor dieser seinen Urbi et Orbi über seine Millionengemeinde verweihräucherte.
„Naja poppig ist es ja“, schüttelte Hermine nun ihr gesund aussehendes Haar, das glänzte!
„Und jetze noch ´n peppigen Schnitt und dann könn Se mal so rischtisch einen drauf machen, wa?!“ Und schon kringelte sich Shakira über ihren eigenen Kalauer.
Ich hoffte nicht, dass sie den halblangen Bob noch zu sehr malträtierte, aber Shakiras Ehrgeiz war entfacht. Nun gab sie sich ihrer Muse hin und schnippelte, was das Zeug hielt. Nachdem sie ihr asymmetrisches Kunstwerk beendet hatte, schauten wir abermals in Hermines Spiegelbild.
„Findste nisch? Wie Nena, oder? Wie Nena! Geil!“ Nun machte sie noch mindestens drei Eiskugeln Schaumfestiger in das was vom Tage übrig blieb und fing an, aus dem Rest eine Frisur zu föhnen.
Vera und ich schauten fassungslos zu.
„Vertrauen gut und schön, aber bist du dir mit dem Frauenarzt auch wirklich ganz sicher?“, flüsterte ich ängstlich. „Wie heißt der? Dr. Wunderlich? Oder ist der auch so ein Zauberkünstler wie unsere Shakira hier?“
„Nein, Nein! Dr. Wunderlich ist der Beste. Der hat mich auch von Leo und Klara entbunden. Von Schwangerschaften und Kindern versteht der was! Verlass dich drauf.“
Einigermaßen beruhigt, widmeten wir uns nun dem Finale von Hermines Frisur. Während Shakira Hermines Pony wie ein Bügelbrett nach schräg oben modellierte, arbeitete sie noch mindestens zwei Tonnen Melkfett in ihr Haar.
„Dit is total pflegend und duftet och jut!“, versprach sie. Angesichts der Frisur sah ich meinen Masterplan zwar in kilometerweite Ferne rücken, aber das stachelte mich nur noch mehr an.
Hermine war fertig. Dafür soll ich bezahlen? Meine Ex-Schwiegermutter sah nun aus wie Elvis - in weiblich - auf Droge - im Endstadium, aber ihr selbst schien es zu gefallen. Und das allein war die Hauptsache.
„Mal was ganz anderes!“, strahlte sie mich an, während ich 80 € berappte. Wir fuhren den seligen Elvis nach Hause, um kurze Zeit später Dr. Wunderlich aufzusuchen.
Gemeinsam betraten Vera und ich die Frauenarztpraxis, das Wartezimmer war gerammelt voll. Ich hoffte, dass das ein todsicheres Zeichen dafür war, dass der Arzt nicht nur gut, sondern außergewöhnlich war. Denn das wollte ich. Eine außergewöhnliche Behandlung für meine außergewöhnliche Situation. Das Beste war gerade gut genug für mich und mein Ungeborenes. Zwei Stunden, nachdem ich mich angemeldet hatte, hörte ich, wie mein Name aufgerufen wurde: „Frau Plage, bitte ins Untersuchungszimmer ZWEI.“ Ich nahm Vera an die Hand und zog sie mit mir! Widerwillig folgte sie.
Dr. Wunderlich war ein hagerer Mann kurz vor Eintritt seiner Altersteilzeit. Enttäuscht hoffte ich, dass er die nächsten 9 Monate noch überlebte. Er begrüßte uns und hieß uns, Platz zu nehmen.
„Ich bin schwanger“, gab ich unumwunden zu.
„So, so! Schwanger?“, äffte mich Dr. Wunderlich nach.
„Und wie kommen wir darauf?“, fragte mein Gegenüber skeptisch.
„Bluttest beim Chirurgen, der hat das behauptet. Ich selbst wäre nie darauf gekommen“, gab ich einsilbig Auskunft.
Dr. Wunderlich sah mich nun direkt an und ich bemerkte, dass er einen fulminanten Silberblick hatte. Im Grunde genommen schien er Vera anzugucken, die mich nun aber anstieß. Achso! Ich war gemeint.
Nun erklärte
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