Liebesvergessen (German Edition)
losfahren wollen.
„Hallo Tom“, begrüßte ich ihn lächelnd.
„Hi Penny“, kam es einsilbig zurück. Seitdem er wusste, dass ich schwanger war, war er auf Abstand gegangen.
„Hast du die Frisur für Mama ausgesucht?“, fragte er, während er ein Grinsen nicht unterdrücken konnte.
„Äh, nein, Hermine wollte mal einen neuen Look ausprobieren und ist da wohl an eine etwas übereifrige Dame geraten. Aber wächst ja wieder, oder?“ Hermine saß selig über ihrem Kaffee und wusste gar nicht so recht, wovon wir sprachen. Ich kochte mir einen Tee, setzte mich mit an den Küchentisch und ergriff das Wort.
„Hermine, jetzt, wo du eine so tolle neue Frisur hast… Was hältst du davon, in ein Musical zu gehen? Das heißt, du würdest fahren und zwar nach Hamburg.“ Ich grinste sie breit und wohlwollend an.
„Ich? Nach Hamburg? In ein Mjusikäl ?“ Hermine fasste sich entzückt an die Brust.
„Ich habe eine Karte für das Musical Rocky und eine Übernachtung mit Sektfrühstück gewonnen… im Radio…“, schwindelte ich beherzt.
„Und da ich übermorgen Abend schon verabredet bin, habe ich gedacht, du könntest doch…“, führte ich weiter aus.
„Nach Hamburg? Mit Übernachtung und Limousinen-Service?“, wiederholte sie meine Ausführungen staunend. „Ja, warum eigentlich nicht? Das ist genau das, was ich schon immer mal machen wollte, nur Alfhard wollte ja nie…“
Tom guckte skeptisch.
„Hab ich richtig gehört? Du hast das Arrangement im Radio gewonnen?“
Kacke, der riecht Lunte! Wie er mich kennt!!! Verdammt!
„Ja, ich hab da angerufen und war die Zehnte, so einfach…“, log ich abermals. Ich wandte mich erneut meiner Ex-Schwiegermutter zu.
„So Hermine und weil ich mir schon dachte, dass du nicht abgeneigt bist, hab ich dir auch gleich ein schönes Kleid gekauft, damit du auch ordentlich Eindruck machst.“
Ich holte das Kleid aus der Dicka-Dotkins-Tüte und hielt es Hermine, die nun feierlich aufgestanden war, an die Schultern. Das passte ganz sicher.
„Kannst es ja mal anprobieren“, sagte ich wohlmeinend, „aber nicht beim Kochen anziehen und nicht über 30 Grad waschen!“, hob ich mahnend den Zeigefinger, als würde ich einer Vierjährigen verbieten, in die Steckdose zu fassen. Hermine grinste entschuldigend. Sollte der Drachen doch ein Herz haben? Wohl eher nicht!
„Im Radio ja?!“ Tom schaute mich immer noch argwöhnisch an. Nun stand er auf. Ich überlegte, ob ich ihn in meinen Plan, Hermine und Alfhard betreffend, einweihen sollte. Genau genommen ging es ja um seine Eltern. Für ihn wäre es doch auch ideal, wenn die beiden sich wieder annähern würden. Das war ja keine Lösung, dass Hermine nun schon seit drei Wochen bei uns wohnte.
„Ich geh meinen Koffer packen und dann muss ich los.“ Er trank den letzten Schluck Kaffee im Stehen und eilte in sein Atelier. Ich griff nach meiner Handtasche und humpelte hinter ihm her.
Während Tom anfing seinen Koffer zu bestücken, setzte ich mich aufs Bett und schaute ihm dabei zu. Ich räusperte mich.
„Tom, ich … ich war heute beim Frauenarzt.“ Tom blieb abrupt stehen und hielt inne.
„Ja und?“, schaute er mich an und sah aus wie ein angeschossenes Reh. Er tat mir so leid. Er sah so sexy aus und müde. Konnte denn nicht alles in Ordnung sein? Wir noch verheiratet und kein Georg in unserem Leben? Wir würden uns neu ineinander verlieben und unser Kind gemeinsam groß ziehen. Es könnte alles so einfach sein.
„Äh ja, ich … ich bin zirka in der dritten Woche und dem Kind geht es soweit gut, also vom Unfall hat es keinen Schaden davon getragen.“ Nun wühlte ich in der Handtasche und kramte das Ultraschallbild hervor.
„Hier ist das erste Foto.“ Ich streckte ihm stolz das Ultraschallbild entgegen und Tom hob nun abwehrend beide Hände.
„Penny, was soll das? Ich kann keine Bindung zu dem Kind aufbauen, solange ich nicht weiß, ob ich der Vater bin. Allein, dass du dich auf Georg eingelassen hast, geht mir richtig gegen den Strich, aber dass jetzt ein Kind in dir wächst und du nicht einmal weißt, wer der Vater ist… ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Es tut mir leid.“
Tom sah aus, als würde er jeden Moment durchdrehen. Mir war genauso zu Mute. Er stopfte energisch den Rest seiner Klamotten in den Koffer und zerrte solange entnervt am Reißverschluss, bis der Koffer endlich zuging. Ich stand auf. So wollte ich ihn nicht gehen lassen. Ich wusste, dass ich mir die Suppe selbst
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