Liebesvisitation (German Edition)
stellvertretend für die Gruppe.
„Nein, ich werd’s schon schaffen“, schniefte Susanne.
Da ging Markus zu ihr, legte seinen Kopf an ihre Schulter und begann zu weinen.
„Sag mal? Wer ist hier eigentlich verlassen worden?“, wollte Thomas wissen.
„Wie sieht sie eigentlich aus? Franks neue meine ich“, wollte Christian wissen.
„ Hhhh Männer“, beschwerte sich Markus.
„Stell dir eine schlanke Blondine vor“, erklärte Susanne. „Jetzt stell sie dir schlanker vor...Jetzt stell sie dir noch schlanker vor...Jetzt stell sie dir noch schlanker vor...Genauso sieht sie aus...nur schlanker.“
Als Judith drei Tage später mit Susanne telefonierte , gab sich diese schon wieder optimistisch: „Frank ist viel netter geworden in letzter Zeit.“
„Das heißt, er betrügt dich jetzt nur noch halb so oft.“
„Nein, er kocht für mich.“
„Toll. Man kann auch kochen und ‘ne Andre haben.“
„Hach, du verstehst das nicht. Ich muss jetzt auflegen.“
Wiederum zwei Tage später klang das Ganze ganz anders:
„Ich geh jetzt doch nach Amerika. Ich hab einen Englischtest gemacht.“
„Und? Gut abgeschnitten?“
„Es war leicht, aber ich hab’s nicht gekonnt.“
„Ah...ha.“
„Aber ich mache ihn nochmal.“
Der Samstag kam. Als Albert am Morgen erwachte, lag Judith über Kreuz mit ihrem Bauch auf seinem.
„Hast du jetzt Magenschmerzen?“, fragte sie.
„Nein, nur einen Bauchmuskel mehr.“
Es war merkwürdig, wie sich das Verhältnis von einem ich zu einem wir verschob. Plötzlich war es kein Gegenüber mehr, sondern ein Nebeneinander. Es war fantastisch. Albert wünschte sich, dass sie sehr alt werden würden, um das so lange wie möglich zu erleben.
Er lächelte Judith an und stand dann auf. Kurze Zeit später kam er wieder.
„Judith. Es heißt, man soll auf einen besonderen Moment warten. Aber jeder Moment mit dir ist besonders. Judith: Willst du meine Frau werden?“
Judith weitete die Augen. „Du wirst wirklich immer spontaner. Oder war das gar nicht so spontan? Ja! Ich will!!“
„ Ahhh .“ Albert eilte zum Bett. „Für einen Moment hatte ich wirklich Angst.“
„Dass ich dich spontan abblitzen lasse? Man muss nicht in allem sprunghaft sein. Und jetzt? Hast du auch ein Sektfrühstück vorbereitet?“
Albert guckte erschrocken: „Nein, hab ich nicht.“
Judith nahm ihn lachend in die Arme. Schön, dass du auch mal spontan bist.
Markus hatte das Auto wieder viel zu voll gepackt. Als würden sie zwei Wochen an die Ostsee fahren. Außerdem hatte er eine Luftmatratze gekauft – pink und mit der Aufschrift: „Gay-Boy“.
„Wir fahren zum Baden. Wenn überhaupt. Vielleicht grillen wir auch nur“, versuchte Thomas zu beschwichtigen.
„Ach…Nacktes, männliches Fleisch ist doch eine Wonne“, freute sich Markus.
„Du kannst gleich in die Wanne und wir bleiben hier.“
„Ein gesundes Leitbild hat noch nie geschadet“, beschwerte sich Markus.
Ist ihnen was aufgefallen ?... Vielleicht ist ihnen was nicht aufgefallen. So unauffällig wie Michael nun mal war, konnte man ihn vierzig Seiten lang ausgrenzen, ohne dass es vielen auffiel. Michael hatte Angst vor allem. Vor allem vor allem Unbekannten.
Jetzt stand Michael mit Ralf in einem Supermarkt, und Ralf war im Begriff, Zeuge von Michaels Angst zu werden.
„Martini oder Cinzano?“, fragte Ralf und Michael wurde käsebleich.
„…beides?“, sagte Michael verhalten.
„Ich mag Cinzano lieber. Was ist mir dir?“
„...Ich...“, Michael lief ein kalter Schauer den Rücken runter. „Die Geschmäcker sind verschieden.“
„Wie ist deiner?“
„...Ich...“
„Ja?“
„..Ich...“
„Ja?!“
„Ähm...sag mal Ralf...hast du mal darüber nachgedacht, dass sich für eines dieser Produkte zu entscheiden, den Missmut des Erzeugers des anderen Produktes erzeugen könnte?“
Ralf sah ihn stirnrunzelnd an: „...Nein! Moment mal… hö hö , du willst doch nicht sagen… hahahaha , du hast Angst, dass dich einer der beiden Hersteller kalt macht? Uaahahaa !!“
Michael sackte zusammen. Alle Leute im Umkreis blickten sie an.
„Oh Mann, du bist echt schräg drauf.“
Jetzt imitierte Ralf einen italienischen Mafiosi: „Ich bin hier um dich zu killen Michael, weil du nicht meinen herrlichen Cinzano getrunken hast, sondern den unsäglichen Martini von Franjo, dessen Familia seit Jahrhunderten mit unserem Clan im Clinch liegt.“
Michael blickte sich angsterfüllt um.
„Nun
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