Liebesvisitation (German Edition)
da ist.“
Judith runzelte die Stirn. „Und wolltest du dich vor ihm verstecken, oder wolltest du nur aus deiner Deckung, wenn er hier ist?“
„Na dann hätte ich mich ja vor euch versteckt, und das habe ich ja bereits verneint.“
„Richtig, aber Ralf ist nicht da.“
„Äh“, sagte jetzt Albert. „Guckt mal da hinten, hinter der Fichte.“
Ein weiterer Schemen war in dem kleinen Hain auszumachen, der direkt neben der Obstplantage lag.
„Also wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass sich dort Ralf verschanzt hat“, tippte Albert.
„Weißt du es denn besser?“, wollte Judith wissen.
„Nein.“
„Dann wird er es wohl sein.“
Sie gaben Ralf zu verstehen, dass sie ihn gesehen hatten.
„Weißt du, was ich an eurer Stelle tun würde?“, stellte Judith Anna eine rhetorische Frage.
„Nein. Was?“
„Das hier!“ Judith gab Albert einen intensiven Kuss. Dann zogen sie sich zurück.
Nun standen nur noch Ralf und Anna auf der Lichtung. Sie blickten sich lange schweigend an, und zwischen jedem Satz entstand eine sekundenlange Pause.
„Hallo.“
„Hallo.“
„Bist du schon lange hier?“, wollte Anna wissen.
„Du meinst, ob ich mich schon lange hinter dem Baum da hinten verschanzt habe? Etwa zwei Stunden.“
„Ralf…“
„Anna. Ich ändere mich. Ich bin mittendrin. Ich nehme an einem Workshop zum Thema ‚Ordnung halten‘ teil.“
„Du musst erstmal Ordnung schaffen, um sie halten zu können.“
„Ich bin gerade dabei. Und ich fange mit dem Wichtigsten an. Mit dir. Ich hab auch ein Buch und hab Yoga, oder Tai Chi gemacht.“
„Hat es was genützt?“
„Nein. Aber es ist Ausdruck meines guten Willens. Und ich absolviere bald ein Fernstudium im Fachbereich ‚häusliche Pflege‘.“
„Oh Ralf. Eine Fachkraft für häusliche Pflege, kümmert sich doch nicht darum, ein Haus in Ordnung zu halten, sondern einen pflegebedürftigen Menschen zu versorgen.“
„Wirklich? Naja, ich will doch dich versorgen.“
„Oh Ralf, was soll ich nur mit dir machen.“
„Du könntest mich küssen.“
„Ich weiß nicht.“
„Darf ich dich küssen?“
„Weiß nicht.“
„Ist ‚weiß nicht‘ ein Synonym für ‚ja‘?“
„Weiß nicht.“
Es vergingen noch 22 Sekunden, bis Anna und Ralf sich in die Arme fielen und sich küssten.
„Ich hab Hunger“, sagte Anna schließlich.
„Hab ich gemerkt. Du hast mir ja fast die Zunge abgebissen.“
„Gehen wir zu den Anderen.“
„Gehen wir noch in die Disco?“, fragte das unbekannte Mädchen an Franks Hand.
„…Ehrlich gesagt, ich würde noch gern hier bleiben.“
„Hach, du bist ein Langweiler.“
„Ich und Langweiler? Ich sag dir was: Diese Partygänger , das sind die wahren Langweiler. Wer ständig jemanden um sich haben muss, weil er sich selbst nicht genügt, der ist ein Langeweiler. Jemand, dem die eigene Innerlichkeit nicht ausreicht; um sich damit zu beschäftigen.“
„Dann genüge ich dir also nicht!“, sagte das Mädchen gekränkt.
„So hab ich das nicht gemeint.“
„Wie wär’s, wenn du dich noch ein bisschen mit tierischen Innereien beschäftigst? Ein Steak, oder ein Schnitzel?“
„Oh bitte“, empörte sich Frank.
„Nein danke“, sagte das Mädchen, schnappte sich ihre Tasche und ging ohne ein weiteres Wort.
„Tja Frank“, sagte Thomas als Erster. „Jetzt hat sie keine eigene Bleibe mehr, nachdem sie schon bei dir eingezogen war. Was macht sie eigentlich beruflich?“
„Sie ist Schauspielerin. Sie hat 22 Jahre Schauspielerfahrung.“
„Aber sie ist doch erst 18.“
„Ach so? Das hat sie jedenfalls gesagt.“ Frank musste nachdenken.
Markus rang sich zu einem ersten Vorstoß zu Franks und Susannes Herzen durch. „Tja Frank, Susanne hat nächste Woche Geburtstag. Wie wär‘s mit ‘nem vorzeitigen Geburtstagsgeschenk.“ Doch Frank verstand nicht.
Thomas gab Markus einen Tritt. „Musst du so taktlos sein? Vielleicht will Susanne gar nicht feiern, und es ist ihr peinlich, wenn du fragst.“
„Nein nein . Das ist schon in Ordnung. Wir feiern im Selyʼs .“
„Juhu! Endlich komme ich in dieses Frauenlokal“, freute sich Markus.
„Ihr seid herzlich eingeladen“, wies Susanne nochmal explizit darauf hin. „Du kannst auch kommen, Frank.“
„Darf mein Freundin auch kommen?“, wollte er wissen.
„Ja, aber im Selyʼs ist Anleinpflicht!“
„Du magst meinen Freundin nicht, oder?“
„Wieso sollte ich sie nicht mögen?“
„Vielleicht weil
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