Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
möchte nicht, dass er es so erfährt.“
Dirks Mutter stutzte. „Er weiß es noch nicht?“
„Es ist besser so“, sagte Dirk. Es klang jedoch bedrückt. „Leg’ den
Brief auf meinen Schreibtisch. Ich sehe ihn mir nachher an.“
XXVII .
Neal öffnete erst die Augen, als der Wecker piepte. Mürrisch
drückte er ihn aus. Die Ereignisse am vorherigen Abend lagen ihm
schwer im Magen. Doch als er sich zu Dirk umdrehte und dessen
liebevolles Lächeln erblickte, entspannte er sich wieder.
„War eine dumme Sache gestern.“
„Dein Verhalten war völlig daneben“, stellte Dirk fest.
Neal nickte schwach. „Ich weiß. Ich wusste bloß nicht weiter. Du
warst so anders plötzlich.“
Sofort kam Dirk näher. Zärtlich küsste er seinen Freund auf die
Stirn.
„Hey, wir brauchen uns doch, oder?“
„Klar.“
Gerade noch rechtzeitig erreichte Neal die S- Bahn. Dass er
wieder zu spät kommen würde, ließ sich nicht mehr vermeiden.
Völlig erschöpft nahm er auf einem der Sitze Platz.
Sein Magen knurrte, und der Schwindel, der ihn schon seit Tagen
begleitete, war heute besonders stark.
Seine Gedanken drifteten ab ...
Komm noch mal her, mein Schatz! – Ich muss los! – Ich könnte
schon wieder, wenn ich dich so sehe! – Ich muss mich beeilen! –
Lass doch die Schule! Sonst ist sie dir auch nicht wichtig. – Hör’
auf, bitte! – Komm noch mal her! – Nein! – Geh’ nicht! Bleib’
hier! – Bist du verrückt? Lass mich los!
Als Neal an seinem Klassenzimmer ankam, sah er gerade noch,
wie sich die Tür schloss. Abgehetzt trat er hinter Herrn Weiler in
den Raum.
„Aha, wieder mal zu spät?“
„Es tut mir leid, wirklich!“ Neal senkte den Kopf. Mit
schlurfenden Schritten nahm er Kurs auf seinen Platz. Als er an
Richard vorbei kam, flüsterte er ihm etwas zu:
„Wegen gestern ... war nichts ernstes. Muss niemand wissen.“
Richard deutete ein Nicken an. „Geht klar.“
„Neal! Hinsetzen!“ Herr Weiler klang gereizt.
„Ja, doch!“ Neal brüllte fast, so dass seine Mitschüler
zusammenzuckten. Der Lehrer schüttelte nur den Kopf. Genervt
nahm Neal Platz. Nicht einmal Cecile schenkte er heute einen
Gruß.
Diese blätterte in ihren Unterlagen, als sie plötzlich bemerkte, wie
Neals Kopf kraftlos nach vorne sank und auf den Tisch aufschlug.
Dann kippte sein Körper zur Seite und rutschte von dem Stuhl.
Erschrocken sprang Cecile auf. Auch die anderen Schüler erhoben
sich. Richard war der erste, der zu Neal rannte und sich zu ihm
herunter beugte.
Weiler bahnte sich einen Weg durch die aufgebrachten Schüler,
die fassungslos um Neal herum standen.
„Was ist denn nun schon wieder?“
„Neal ist vom Stuhl gekippt!“ Richard war ganz außer sich. „Er ist
bewusstlos.“
Weiler kniete sich zu Neal herunter und versuchte, ihn wieder
aufzurichten.
Er schüttelte ihn leicht, und dann begann Neal, mit den Augen zu
blinzeln.
„Hörst du mich?“
„Was ... ist los?“ Neal antwortete benommen.
„Mach’ doch die Augen auf!“, befahl Richard. „Was ist denn nur
mit dir?“
„Mir ist schlecht.“ Neal stöhnte, dann schlossen sich seine Augen
wieder.
Weiler griff ihm fest unter die Arme. Dann forderte er Richard
auf, ihm zu helfen.
„Wir bringen ihn ins Lehrerzimmer, dort ist eine Liege.“
Er sah Cecile eindringlich an. „Benachrichtige bitte den Direktor.
Ein Arzt muss kommen.“
Der Direktor war ebenso bestürzt, als er von dem Geschehen
erfuhr. „Was ist passiert?“ Hinter ihm folgte der Arzt.
„Einer meiner Schüler, Neal Anderson, ist im Unterricht
zusammengebrochen“, berichtete Weiler. „Ihm ist schlecht. Er war
bewusstlos.“
Der Direktor machte ein entsetztes Gesicht. „Ach, der Neal?“ Er
trat näher an die Liege heran. „Der arme Junge.“
Cecile und Richard standen etwas abseits und beobachteten
gespannt, wie der Arzt sich zu Neal gesellte, dessen Puls fühlte.
„Wie ist das genau passiert?“
Neal war noch immer ganz blass. Schweißperlen lagen auf seiner
Stirn. Erschöpft zuckte er mit den Schultern. „Mir wurde plötzlich
schwarz vor Augen und so flau im Magen. ... mehr weiß ich
nicht.“
„Ist so etwas schon einmal vorgekommen?“
Neal überlegte. „Vor ein paar Wochen, als ich die Lungenentzündung hatte.“
Der Arzt wickelte eine Manschette um Neals dünnen Arm, dann
bestimmte er den Blutdruck.
„Ziemlich niedrig.“
Erschrocken öffnete Neal die Augen. „Ist das schlimm?“
Der Arzt zögerte. „Na ja, für deinen Kreislaufzustand
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