Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
unterwegs, was?“ Neal hatte sein Moped
aufgebockt, doch war ihm klar, dass er gleich wieder wegfahren
würde. Dirk war nicht zu Hause. Frau Martens zuckte mit den
Schultern.
„Ich weiß nicht, wann er wiederkommt.“
„Wissen Sie denn, wo er ist?“
Dirks Mutter seufzte. Nachdenklich sah sie auf die Uhr. „Es ist
schon spät. Ich nehme an, er ist wieder in einem dieser Clubs.“
„Das Royale ...“, sagte Neal eher zu sich selbst. Er setzte seinen
Helm wieder auf.
„Du kennst diesen Laden auch?“ Frau Martens klang besorgt. „Ich
hoffe, er weiß, was er da tut.“
„Ich werde hinfahren.“
Der grell geschminkte Mann hinter der Bar war nicht zu sehen, so
dass Neal sofort auf die Treppe zusteuerte und das Zimmer 102
aufsuchte. Er klopfte zaghaft, doch niemand antwortete. Langsam
öffnete er die Tür. In der Ecke, vor dem kleinen Waschbecken,
erblickte er Leon. „Wie siehst du denn aus?“ Neal erschrak. Leons
Gesicht war blutüberströmt, seine Hände zitterten.
„War wohl etwas doll heute.“ Leon lächelte verkrampft. Er griff
sich ein paar feuchte Tücher und tupfte sich damit das Gesicht
sauber.
„Wo ist Dirk?“ Neal wurde energisch. Mit so etwas hatte er nicht
gerechnet.
„Im Bad. Er kommt sicher gleich.“
Wie erstarrt sah sich Neal um. Er sah Blut auf dem Laken, auf
dem Boden.
„Was ist denn passiert? Wo kommt das ganze Blut her?“
Verstört sah er Leon an. Dieser verteilte Wundsalbe unter dem
aufgeplatzten Auge, dann klebte er ein Pflaster auf.
„Ich habe nicht das gemacht, was Dirk wollte“, antwortete er leise,
„Da ist er ausgeflippt.“ Er senkte den Kopf. „Es war mein Fehler.
Ich hätte besser hinhören sollen.“
„Er hat dich geschlagen?“ Neal wagte diese Vermutung kaum in
den Mund zu nehmen, doch Leons Verletzungen wiesen direkt
darauf hin. „War es Dirk, der dich so zugerichtet hat?“
Leon nickte still.
„Er hat mich aus dem Bett geprügelt, als ich nicht gemacht habe,
was er wollte. Ich bin unglücklich gegen den Heizkörper
gefallen.“
Neals Mund öffnete sich. Doch er brachte kein vernünftiges Wort
zustande.
„Es war nicht schlimm, echt nicht!“ Leon drehte sich. Da war mit
einem Mal ein Funkeln in seinen Augen, jedoch keine Tränen,
eher ein Leuchten vor Bewunderung. „Ich hatte doch selber
Schuld. Und ich habe ihn schnell beruhigen können.“
Mit einem nervösen Lächeln wusch er sich die blutverschmierten
Hände. Neal konnte nur den Kopf schütteln. „Der muss nicht ganz
dicht sein!“ Nachdenklich setzte er sich auf das Bett. „Das ist doch
nicht normal!“ Fragend sah er Leon an. „Wie kann man derart aus
der Haut fahren und um sich schlagen? Das geht doch nicht!“
„Dirk ist eben so.“ Das war das einzige, was Leon sagte.
„Das ist keine Ausrede!“
„Er braucht es eben!“ Leon drehte sich um. Im Gegensatz zu Neal
zeigte sein Verhalten nichts weiter als Verständnis. „Lass ihn
doch, wenn es ihm gefällt. Jeder hat seine Vorlieben.“
Neal stutzte. „Wie meinst du das?“
„Na, schlägt dich Dirk nicht?“ Leon griff nach seiner Hose, doch
dabei fixierte er Neal haargenau.
„Er hat es schon mal getan, ja“, gab dieser beschämt zu. Leon
nickte.
„Siehst du. Und ich wette, er hatte nicht mal triftige Gründe dafür,
oder? – Es gefällt ihm einfach. Es erregt ihn, verstehst du?“
Neal verzog das Gesicht. Er hatte eigentlich nicht den Verdacht,
dass Dirk auf diverse SM- Praktiken stehen könnte.
Dann öffnete sich die Tür und Dirk kam herein. Eine Wolke von
After Shave drang Neal in die Nase.
„Was machst du denn hier?“ Es klang eher gleichgültig, als
überrascht. Sofort stand Neal auf.
„Ich hatte dich gesucht.“
„Aha.“ Dirk hatte nur Augen für Leon. Unaufgefordert half er ihm
in den Morgenmantel. „Komm’ schlüpf rein, du frierst ja.“
Leon lächelte. Sein Lid war inzwischen blau angeschwollen.
„Bist du noch böse?“
Dirk schüttelte den Kopf. Er reichte Leon Geld. Dann wandte er
sich an Neal.
„Wir können gehen.“
Sie verließen das Zimmer, doch im Flur blieben sie stehen.
„Du schlägst ihn und danach zahlst du ihm den Schaden, oder
was?“ Neal war außer sich. „Wahrscheinlich noch mit Geld von
deiner Mutter! ?“
Dirk verdrehte die Augen.
„Er bekommt immer Geld von mir, so ist das nun mal in diesem
Laden.“
Er wollte gehen, doch Neal hielt ihn zurück.
„Das meine ich gar nicht. Ich spreche von der Wut, die du an ihm
ausgelassen hast. Was hat er verbrochen? Warum
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