Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
schlägst du ihn?
Warum schlägst du mich? Was haben wir dir getan?“
Neal wirkte verzweifelt. Mit aufgerissenen Augen wartete er auf
eine Antwort.
Doch Dirk biss sich nur auf die Zunge und wandte sich ab.
„Du bist nicht ganz dicht!“, kam es aus Neal heraus. Er konnte
seine Gedanken nicht mehr zügeln. „Da ist etwas in dir, was nicht
normal ist. Merkst du das denn selbst nicht?“
„Halt den Mund!“, zischte Dirk.
„Aber wir müssen doch darüber reden!“
Plötzlich wurde die Tür der 102 wieder aufgerissen. Leon trat
hektisch auf den Flur.
„Die Bullen! Ich habe es aus dem Fenster gesehen! Sie dürfen
Neal hier nicht finden!“
„Razzia?“ Dirk wurde blass. Sofort griff er nach Neals Arm. „Los,
zum Hinterausgang!“
Sie liefen den schmalen Gang entlang, bis sie an einer kleinen Tür
ankamen. Dirk stieß mit dem Fuß dagegen, so dass das Schloss
krachend aufsprang. Hinter der Tür befand sich eine steile Treppe
nach unten. Sie folgten ihr und standen wenige Sekunden später in
einem dunklen Hinterhof, umgeben von Mülltonnen und altem
Schrott.
Dirk atmete auf. Augenblicklich steckte er sich eine Zigarette an.
„Du kennst dich ja gut aus hier.“ Neal staunte nicht schlecht. Sie
kletterten über den kleinen Zaun und schlenderten dann weiter an
den anderen Häusern vorbei in Richtung Straße.
„Hätten die Bullen dich dort gefunden, wärst du dran gewesen –
und ich auch!“ Verbissen zog Dirk an seiner Zigarette. „Was
wolltest du überhaupt hier?“
„Zu dir!“ Neals Gesicht war ernst. „Und es war gut, dass ich
hinzugekommen bin, sonst hätte ich wohl kaum erfahren, wie du
mit Leon umspringst.“
„Fängst du schon wieder damit an!“ Wütend schmiss Dirk seine
Zigarette auf den Boden.
„Es ist nicht in Ordnung, was du machst!“, lenkte Neal ein.
Inzwischen war es ihm egal, dass sie schon wieder zu streiten
begannen. „Ich dachte, ich bilde mir das bloß ein, aber irgendwas
stimmt doch nicht mit dir! Du bist ständig verärgert und aggressiv,
ständig schlägst du zu. Nicht nur leicht, sondern bedrohlich doll.“
Neal senkte den Kopf. „Ich verstehe das einfach nicht.“
„Es geht dich verdammt noch mal auch nichts an!“ Dirk
beschleunigte seinen Gang, als wolle er seinen Freund abhängen.
„Klar geht es mich was an! Wir sind immerhin zusammen. Lange
genug habe ich deine Macken akzeptiert. Ich habe versucht, es zu
verstehen, es zu entschuldigen, doch allmählich wird es mir
unheimlich. Warum tust du das?“
Erwartungsvoll sah er Dirk an. Im Mondschein glänzte sein
markantes Gesicht so wunderschön, so männlich, makellos und
dominant. Dirk öffnete seinen Mund, um zu antworten, doch das
Maunzen einer Katze unterbrach ihr Gespräch.
Dirk drehte sich um und lauschte. „Hörst du das? Eine Katze.“ Er
grinste. Augenblicklich ertönte wieder ein eindringliches Miauen.
„Ich glaube, sie ist da hinten ... im Gebüsch.“ Er ging langsam ein
paar Schritte vor. „Mieze!“ fing er an zu locken. „Komm’ mal
her!“
„Lass sie doch“, bat Neal. Allmählich wurde ihm kalt. Doch sein
Freund hörte nicht auf, die Katze anzulocken. Immer wieder hörte
man ihr Miauen, und Dirk schien äußerst entzückt darüber.
„Mieze, komm’ mal her!“ Er bückte sich und starrte suchend in
die Dunkelheit.
„Nun hör’ doch mal auf!“ Neal fluchte. „Lass sie in Ruhe!“
Rasant erhob sich sein Freund wieder. Er bäumte sich regelrecht
vor Neal auf. „Jetzt hast du sie verscheucht! Klasse!“
„Du hörst jetzt damit auf!“ Neals Stimme war in Panik versetzt.
„Wir gehen!“
„Wieso?“
„Weil ich es will.“
„Und ich ...“ Dirk tippte sich auf die Brust. „Ich will mit der Katze
spielen.“ Zielstrebig drehte er sich um. Da rastete Neal endgültig
aus.
„Nein, tust du nicht! Du fasst die Katze nicht an! Sonst passiert
nur ein Unglück!“
Eine beklemmende Stille machte sich plötzlich breit. Neal hörte
nur seine eigene Atmung. Dirk schien wie erstarrt. Nur zögernd
fand er Worte.
„Was ... meinst du?“
Neal fuhr sich durch sein Haar. Er wusste, dass er zu weit
gegangen war, doch es führte kein Weg mehr zurück. „Du weißt,
was ich meine. Die Katze deines Nachbarn. Du hast sie erwürgt.“
Er bemerkte, wie Dirks Körper zu zittern begann, wie sich seine
Hände zu Fäusten ballten.
„Woher weißt du das?“, brüllte er los. Neal blieb keine andere
Möglichkeit, als zurück zu brüllen.
„Ich weiß es eben! Und es könnte wieder
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