Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
Augen sah er sein Gegenüber an.
„Das muss Natalie gewesen sein.“ Dirk grinste immer noch
amüsiert, dann nahm er Kleidung aus dem Schrank.
„Natalie“, wiederholte Neal, „warum lag die neben mir? Ich
meine, ich hatte nichts an, als ich wach wurde! Hab’ ich etwa ...
Hab’ ich mit der ...?“
„Ja, du hast.“
Neals Augen wurden noch weiter. „Woher weißt du das so
genau?“
„Weil ich es gesehen hab’. Das ging mächtig ab bei euch.“
Dirks Stimme klang fast bewundernd.
„Shit!“ fluchte Neal jedoch. „Das auch noch.“
„Kommst du immer so schnell zur Sache?“, erkundigte sich Dirk
gespannt. Neal winkte ab.
„Nein. Weiß auch nicht, wie das passieren konnte. Ich kann mich
einfach an nichts erinnern.“
Er nahm Dirk die Kleidung aus der Hand. „Natalie hoffentlich
auch nicht ...“
Er zog sein Hemd aus. Als er mit entblößtem Oberkörper vor Dirk
stand, fiel diesem wieder die silberne Kette mit den Perlen auf, die
um Neals Hals hing. Vorsichtig griff er danach.
„Hübsches Teil.“
„Von meiner Ex“, gestand Neal, dann zog er das geliehene T-Shirt
an. In der Tat war es etwas weit.
„Wird Zeit, dass du sie vergisst“, erwiderte Dirk ernst.
Neal zuckte mit den Schultern. Er zog sich das Hemd wieder an,
dabei wirkte er nachdenklich. „Sadie war ein tolles Mädchen, so
was findest du nicht überall.“
„Das sehe ich nicht so.“ Dirk sah zu Boden. Er schien ein wenig
gekränkt.
Stille. Neal sah auf seine Uhr.
„Ich muss mich beeilen.“ Hastig zog er seine Hose aus.
Stillschweigend nahm er die Unterhose entgegen.
„Du hast ja einen richtigen Knackarsch.“ Dirk unterdrückte ein
breites Grinsen.
„Ich mach’ Sport.“ Neal zog sich wieder komplett an. Er war viel
zu sehr in Eile, um zu überlegen, was Dirk da gerade geäußert
hatte, dann wandte er sich um.
„Ich muss los!“
Er ging zur Tür, doch gerade als er das Schlafzimmer verlassen
wollte, fiel sein Blick auf das Bett. Dort lag ein Mann.
„Ist das Sparky, in deinem Bett?“ Neal war sichtlich erstaunt.
Dirk nickte verlegen. „Er war gestern wieder so betrunken. War
echt heftig. Da dachte ich, er schläft seinen Rausch besser hier aus,
als auf dem Teppich.“
„Aha.“ Neal nickte. „Man sieht sich! Und danke nochmals für die
coole Party!“
Die erste Stunde war schon zu Ende, als Neal den Klassenraum
betrat. Zielstrebig nahm er an seinem Tisch Platz und drehte sich
zu Cecile um.
„Hab’ leider verschlafen. Kannst du mir mit einem Blatt Papier
und Stift aushelfen?“
Sein Haar war ungekämmt. Nervös strich er es zur Seite, doch es
fiel immer wieder in Strähnen vor sein Gesicht. Er wirkte wirklich
gehetzt.
„Wieso? Hast du deine Sachen nicht mit?“, fragte Cecile erstaunt.
Wie immer sah sie frisch und ausgeschlafen aus.
Er grinste verschmitzt. „Ich bin direkt von Dirk zur Schule. Da
war gestern Party. Wurde etwas spät.“
„Du warst auf einer Party von Dirk?“ Ceciles Augen weiteten sich
abrupt, während sie ihm Kugelschreiber und Notizblock anreichte.
„Ist was dabei?“ Neal zuckte mit den Schultern. Er verstand
Ceciles Entsetzen in keiner Weise. „Die Party war gut – und Dirks
Freunde sehr nett.“
„Aber, die sind doch alle viel älter!“
„Die paar Jahre.“ Es klang gleichgültig.
„Kann ja sein“, erwiderte Cecile, und ihre Stimme wurde
augenblicklich leiser, „aber die Partys von Dirk haben nicht gerade
den besten Ruf.“
Sie sah sich noch mal gründlich um, ging sicher, dass niemand
mithörte.
„Die Feten sollen sehr extrem sein“, berichtete sie weiter.
„Extrem?“ Neal tat unwissend.
„Ja, so mit Alkohol und Mädchen. Man sagt, es soll dort richtig
freizügig zugehen.“
Sie betonte das Wort so merkwürdig, dass Neal sich auf die
Unterlippe beißen musste, um ein Lachen zu unterdrücken.
„Na, wenn man das sagt ... Ich kann mich jedenfalls nicht
beklagen. Die Feier war okay.“
Er drehte sich wieder um und konzentrierte sich auf den
Unterricht, der gerade begann.
Cecile schüttelte jedoch den Kopf. Unsicher sah sie ihre Freundin
Laura an.
„Meinst du, wir sollten ihn vorwarnen? Auf was er sich da
einlässt?“
„Warnen? Meinst du, wegen Dirk?“, fragte Laura nach.
Cecile nickte nachdenklich. „Ich denke, Neal weiß noch gar nicht,
wie Dirk so drauf ist. Wir sollten es ihm erzählen.“
„Ach, jetzt übertreibst du aber.“ Laura winkte ab. „Es geht uns
doch eigentlich gar nichts an.“
Cecile machte jedoch ein bedrücktes Gesicht.
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