Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
darfst du natürlich nicht mitessen“, sagte das Wesen
lächelnd. Die Stimme dazu war sanft und verstellt – doch sie
gehörte einem Jungen.
Neal nickte aufmerksam und starrte sein Gegenüber an.
Dann kam Dirk wieder. Er trug einen Teller mit belegten Broten
mit sich. Auf seinem Weg wurde er von einem blonden Mädchen
aufgehalten, sie war grell geschminkt, trug ebenfalls eine
Schlaghose und ein bauchfreies Oberteil aus Plüsch. Um ihren
Hals hatte sie eine Federboa geschlungen. Sie küsste Dirk
ungeniert, dann tanzte sie kichernd weiter. Diese Freizügigkeit
faszinierte Neal sofort.
„Und – gefallen dir meine Leute?“
Neal zögerte kurz und bemerkte nun, dass Dirk Wimperntusche
aufgetragen hatte.
„Äh, die Klamotten ... und dieser Glitzerkram ...“
„Machen wir alles selbst“, erklärte Dirk mit unverhohlenem Stolz
und erklärte somit auch sein eigenes ungewöhnliches Outfit.
Neal staunte erneut. Ein Typ, der Klamotten nähte. Und dann auch
noch so aufwendige, auffällige Stücke.
„Mode ist wohl echt dein Ding, was?“
„Klar.“ Dirks Augen leuchteten. „Ich hätte gern in den 60ern
gelebt. Wir machen hier so ein bisschen Revival.“
„Ach, so“, sagte Neal und hoffte, dass Dirk dies nur auf die
Kleidung bezog und nicht auf die eingefleischten Gangs dieser
Zeit, die wahrscheinlich noch freizügiger gelebt hatten, als die
Leute hier auf der Party.
Der Junge mit der Chipsschale erschien wieder und steckte Dirk
einen Chip in den Mund. „Der nächste Tanz gehört uns ...“,
flüsterte er Dirk ins Ohr, doch nicht leise genug, so dass Neal alles
mithören konnte. „... und wenn du willst, auch die folgende
Nacht.“
Er kicherte und drehte sich wieder um.
„Das war ein Witz“, klärte Dirk sofort.
Neal lächelte ein wenig verstört. Doch er fühlte sich hier wohl.
Als er am nächsten Morgen erwachte, brummte sein Schädel. Er
hatte deutlich zu viel getrunken, vor allem die Bowle zeigte ihre
Schattenseiten. Seine Augen öffneten sich nur zaghaft. Er lag auf
dem Sofa in Dirks Wohnzimmer. Trotz der Wolldecke, die auf
ihm lag, war ihm unglaublich kalt. Und dann bemerkte er das
Mädchen, das neben ihm lag und noch tief und fest schlief. Ein
paar Sekunden starrte Neal auf den Frauenkörper, versuchte, sich
zu erinnern, wer sie war, doch sein Gedächtnis konnte ihm einfach
keine Antwort geben.
Auf den Sesseln, auf dem Boden, überall lagen Dirks Freunde –
die Schnapsleichen der letzten Nacht.
Träumte er das alles nur? Doch der Blick auf die Armbanduhr
signalisierte ihm, dass alles pure Realität war. Und dass er zudem
völlig nackt war, verunsicherte ihn noch um einiges mehr.
Vorsichtig versuchte er, sich zu erheben, ohne das Mädchen zu
wecken.
Aufgewühlt blickte er sich um. Auf dem Boden fand er seine
Jeans, das Hemd und die Schuhe, doch mehr auch nicht ...
Er zog das an, was er fand, und bahnte sich dann einen Weg über
die schlafenden Körper. Heftig klopfte er gegen Dirks Zimmertür.
„Bist du wach! ?“ Zuerst hörte er keine Antwort, doch dann wurde
die Tür geöffnet. Dirk sah ihm verschlafen entgegen. Er trug ein
T-Shirt und kurze Shorts.
„Was ist los? Ist es nicht etwas früh?“
„Mensch!“ Neal war aufgeregt. „Ich muss doch zur Schule! Gehst
du denn nicht?“
Dirk schüttelte müde den Kopf.
Neal biss sich auf die Unterlippe. Wie gerne wäre er schon
volljährig gewesen, dann hätte er sich auch die Entschuldigungen
selbst geschrieben.
„Soll ich dich schnell fahren?“, fragte Dirk entgegenkommend,
doch Neal lehnte ab.
„Das schaffe ich sowieso nicht mehr bis zur ersten Stunde ... Ich
nehme die Tube... S-Bahn.“
Er wollte sich umdrehen, doch dann zögerte er. Die Situation war
ihm mehr als peinlich.
„Kannst du mir vielleicht eine Unterhose und Socken leihen? Ich
finde meine Sachen gerade nicht wieder.“ Er sah verlegen zu
Boden.
Dirk grinste. Doch sein Blick war verständnisvoll.
„Kannst gerne was haben. Aber, ob das passt?“ Er sah an Neals
schlanker Figur herunter.
„Egal.“ Neal folgte Dirk zum Kleiderschrank.
Dass Neal seine Kleidung „verlegt“ hatte, sorgte weiterhin für
Erheiterung. „War wohl etwas zu viel Bowle gestern, was?“ Dirk
lachte, während er seinen Schrank durchwühlte.
„Glaube ich auch.“ Neal fuhr sich verlegen durchs Haar.
Augenblicklich entsann er sich wieder an die Szene im
Wohnzimmer. „Als ich aufgewacht bin“, sprach er weiter, „lag ein
Mädchen neben mir. Wer ist das?“
Mit großen
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