Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
spielen?“
„Ich denke ... nicht.“
„Okay.“ Es klang gefasst, doch dann drehte Dirk sich wieder um.
Er musterte seinen Freund neugierig. „Was macht eigentlich dein
Rücken?“
Neal zuckte mit den Schultern. Er verstand den Zusammenhang
nicht.
„Ganz gut, eigentlich ... Wieso?“
„Du willst doch sicher nicht, dass es deinem Rücken wieder
schlechter geht, oder?“
Dirks Blick war eiskalt. Neal erschauderte.
„Äh, nein.“
„Dann ist ja alles klar!“ Dirk rieb sich die Hände. „Geht und spielt
noch ein paar Songs.“
Die meisten Gäste waren verschwunden. Die Schule leerte sich.
Nur vereinzelte Schüler waren damit beschäftigt, ihre
Ausstellungsstücke wieder abzubauen. Auf der Bühne saß die
Band mit Dirk.
„Dass unser erster Auftritt gleich so ein großer Erfolg wird, haben
wir nur dir zu verdanken.“
Neal strahlte über das ganze Gesicht, dann setzte er sich auf Dirks
Schoß.
„Ich habe euch doch gerne unterstützt.“
„Na ja“, lenkte Neal ein. „Hättest du mir nicht gedroht, wäre ich
sicher nicht noch mal auf die Bühne gegangen.“
„Gedroht?“, wiederholte Dirk. Seine Augen wurden weit. „Wann
habe ich dir gedroht?“
Auch Richard und Kevin sahen erwartungsvoll auf.
„Du hattest doch gesagt, wenn ich nicht spiele ...“ Neal
unterbrach und flüsterte, so dass es nur sein Freund verstand. „Das
mit dem Rücken, meine ich.“
„Hast du das etwa ernst genommen?“ Dirk schob Neal von seinem
Schoss. „Was denkst du denn von mir?“
Neal schluckte. Zähneknirschend sah er seine Bandkollegen an,
dann wandte er sich wieder um.
„Ehrlich gesagt, habe ich es ernst genommen. Du hättest mal
deinen Gesichtsausdruck sehen sollen.“
„Du bist manchmal wirklich zu dumm!“ Dirk griff nach Neals
Haaren und zog daran. Es erklang ein kurzer Aufschrei. Doch
sogleich lagen sie sich auch wieder in den Armen. Unter Küssen
kamen sie zur Ruhe. Richard schüttelte den Kopf.
„Was geht denn bei denen ab?“
Kevin zuckte mit den Schultern, als er das sich küssende Paar
beobachtete.
„Scheint so, als wären sie anderer Meinung. Aber – wie die nun
rummachen?“ Er grinste. „Nee, die beiden scheinen echt
glücklich zu sein.“
Richard seufzte. „Da kann man wirklich neidisch werden.“
XX .
Es war schon sehr spät, als Neal und Dirk die Disco verließen.
Gemütlich schlenderten sie Arm in Arm durch die Fußgängerzone.
„Wir sollten nach Hause fahren“, beschloss Dirk, während er auf
seine Armbanduhr sah.
Neal gähnte. „Zum Glück kann ich wieder bei dir schlafen. Meine
Eltern schöpfen da keinen Verdacht!“
Dirk zuckte kurz mit den Schultern. „Und wenn schon.“ Doch
plötzlich stoppte er. Sein Gesicht wurde ernst. „Ach du Scheiße!“
„Was denn?“, erkundigte sich Neal.
„Da drüben ... Skinheads. Dreh dich nicht um!“, ermahnte Dirk. Er
griff fest nach Neals Arm. „Wir gehen die andere Richtung. An
denen müssen wir wirklich nicht vorbei.“
Er zog seinen Freund weiter hinter sich her, doch es war schon zu
spät. In nur wenigen Sekunden waren sie von vier Skins
eingekreist.
„Na, ihr zwei Schwuchteln, wohin so schnell?“
Dirk biss sich auf die Unterlippe. „Was geht euch das an?“,
erwiderte er mit Nachdruck. Er versuchte, an den Skins vorbei zu
kommen. „Lasst uns durch!“
Neals Magen zog sich zusammen. Unsicher sah er sich um.
„Wir lassen Schwulis wie euch aber nicht vorbei!“, bekam Dirk
als Antwort. Der breiteste von ihnen führte das Wort. Seine
Kumpels lachten.
„Wir sind freie Menschen. Wir können so viel schwul sein, wie
wir wollen, okay?“ Dirk wurde langsam wütend. Seine markanten
Wangen bebten.
„Werd’ nicht frech!“, mischte sich nun ein anderer der Gruppe ein.
„Willst du dir eine einfangen?“
„Vor euch hab’ ich keine Angst.“ Dirk blieb eisern, so dass Neal
zaghaft an seiner Jacke zupfte. „Provoziere sie doch nicht, bitte“,
flüsterte er.
Sofort wurden die Skins aufmerksam.
„Was willst du denn, Püppie!“ Plötzlich sahen alle auf Neal.
„Auch eins in die Fresse?“
„Lasst ihn in Ruhe!“, schrie Dirk. Beschützend stellte er sich vor
seinen Freund.
„Ist wohl dein Mädchen, der Süße, was?“ Wieder lachten sie. „Ob
er mit gebrochenen Knochen auch noch so weibisch aussieht?“
„Ihr sollt ihn in Ruhe lassen!“, brüllte Dirk hysterisch. „Macht das
mit mir aus, wenn ihr Streit sucht! Aber lasst ihn in Ruhe!“
Die Skins grinsten nur, kamen noch näher und blickten Dirk
Weitere Kostenlose Bücher